Zendepot Blog

Aufmunternde Worte in schlechten Börsenzeiten

Autor
Holger Grethe
Letzte Aktualisierung
24. Jan. 2016

Das Jahr 2016 begann nicht wirklich rosig für Börsenanleger.

Konnte man ja überall lesen.

Der DAX ging auf Talfahrt und verlor in den ersten drei Wochen des Jahres gut 10 Prozent.

Damit war in kürzester Zeit die ganze Wertentwicklung des Jahres 2015 (9,6%) zunichte gemacht.

„So what?“, fragen sich erfahrene Passivanleger. Dass sich Aktienkurse nicht ständig linear nach oben bewegen, ist doch nun wirklich nichts Neues.

Trotzdem kann eine Kurskorrektur für ordentliche Verunsicherung sorgen. Nämlich bei all denen, die als Do-it-yourself-Anleger gerade erst ins Abenteuer Börse gestartet sind.

So schreibt mir mein Kursteilnehmer Felix:

Ich selbst bin ein Neueinsteiger was Investment an der Börse betrifft und habe mit deinem Online-Kurs diesen Schritt gemacht. Die ersten beiden Monate liefen dann hervorragend und ich habe nach 4 Wochen 10% Rendite gehabt. Dass das nicht so weitergehen könnte wusste ich ja.

Dennoch schlucke ich nun regelmäßig, wenn ich einen Blick auf die aktuelle Kursentwicklung wage. Sicherlich ist mein Depotwert in den letzten Wochen unter dem Anfangswert gerutscht und ich habe sozusagen verloren.

Obwohl ich weit davon entfernt bin irgendwas zu verkaufen, täte es gut ein paar aufmunternde Worte zur aktuellen Situation von Dir zu lesen.

Ich bin sicher, Felix steht nicht allein da mit seinen Sorgen. Deshalb komme ich seinem Wunsch nach ein paar aufmunternden Worten mit diesem Artikel gerne nach.

Was ist passiert?

Felix hat vor kurzem investiert und seine ersten ETF-Anteile gekauft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich diesen Schritt damals als ich gestartet bin (Anfang 2009) ziemlich aufregend fand.

In kürzester Zeit hat Felix beide Gesichter der Börse kennengelernt: Zuerst schoss der Wert seines Depots katapultartig nach oben („10% in 4 Wochen“), um dann genauso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren.

Noch schlimmer: Die Depotwerte fielen unter den Einstandspreis.

Für den langfristig agierenden Anleger ist der beim Kauf gezahlte Preis eines Wertpapiers keine sonderlich relevante Größe. Psychologisch betrachtet ist er jedoch eine wichtige Marke.

Denn am Einstandpreis machen insbesondere neu gestartete Anleger den Erfolg ihrer Investments fest. Solange sich das Depot in der Gewinnzone bewegt, darf man sich sicher sein, eine clevere Entscheidung getroffen zu haben.

Die Realität sieht natürlich anders aus. Es gibt keine Garantie für positive Kursentwicklungen und deshalb kann auch ein „Beginner-Depot“ schnell mal in die Verlustzone rutschen.

Solange keine ETF-Anteile verkauft werden, stehen sowohl Gewinne und Verluste allerdings nur auf dem Papier. Sie sind nicht „echt“, sondern nur Buchwertverluste bzw. -gewinne. Das sollte man nie vergessen.

Lupe versus Weitwinkel

Was siehst du auf diesem Google-Maps-Ausschnitt?

Wasser. Würde Google Maps nicht „Rhein“ ins Bild schreiben, wäre völlig unklar, ob der Kartenausschnitt das Meer zeigt, einen Fluss, ein Hafenbecken oder einen Baggersee.

Zoomen wir mal etwas raus:

Nun wird klar, auf welcher Höhe des Rheins wir uns befinden. Dank der charakteristischen Biegung, dem Rheinknie, wissen wir, durch welche Stadt der Fluss fließt: Düsseldorf. Meine Wahlheimat.

Wie aber sieht der weitere Weg aus, den der Rhein hinter Düsseldorf nimmt? Drehen wir den Zoom noch ein gutes Stück raus:

Erst jetzt erkennen wir das „Big Picture“. Der Rhein schlängelt sich auf seinem Weg durch Deutschland, gabelt sich hinter der Grenze und strömt schließlich über mehrere Mündungsarme in den Niederlanden in die Nordsee.

Was sagt uns das?

Wenn wir auf den Aktienmarkt blicken, ist die Zeit unser Zoom. Hier gilt: Je kürzer der Betrachtungszeitraum ist, je näher wir also am Geschehen sind, desto weniger Orientierung bietet uns der Kursverlauf.

Sehen wir uns einmal die Wertentwicklung des DAX für einen Zeitraum von 4 Tagen (hier: 19.-22. Januar 2016) an:

Es geht runter und wieder rauf. Aber was bedeutet das?

Mal sehen, wie sich das Ganze innerhalb eines Monats verhält:

Nicht so toll. Der Kurs scheint stetig zu fallen … Und wie sieht es bei einem Zeitraum voneinem Jahraus?

Hmm, so langsam könnte man sich Sorgen machen. Es geht mal rauf, mal runter. Aber ein richtiger Trend lässt sich übers Jahr gesehen kaum erkennen. Und wenn, dann zeigt er tendenziell nach unten. Von wegen Renditewunder Börse …

Moment mal! Schaut man sich die letzten 5 Jahre an, sieht die Geschichte auf einmal ganz anders aus:

Denn im Grunde geht es eigentlich stetig bergauf. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass der Januar 2016 etwas schlechter abschneidet als der Januar 2015.

Blicken wir also noch weiter zurück:

Erst die Entwicklung der letzten 25 Jahre zeigt es ganz deutlich. Der Trend kennt langfristig nur eine Richtung: nach oben!

Man kann also doch Vermögen an der Börse aufbauen. Wenn man nur lang genug investiert bleibt und nicht zwischendurch die Nerven verliert.

Gebetsmühlenartig wiederholen Immobilienfans ihr Mantra Lage, Lage, Lage. Börsenanleger sollten sich stattdessen folgenden Ausspruch auf die Stirn tätowieren: Lange, Lange, Lange!

Es macht wirklich keinen Sinn, mit sorgenvoller Miene kurzfristige Kursentwicklungen zu interpretieren. Denn auf lange Sicht ist klar, wie der Hase läuft.

Ist ein Kursrückgang gut oder schlecht?

Kommt drauf an. Wer kurz davor steht, seine ersten ETF-Anteile zu kaufen oder bestehende Investments aufzustocken, kann sich über niedrigere Kurse freuen.

Schließlich sind Wertpapiere dann günstiger zu haben. An der Tankstelle ärgerst du dich ja auch nicht, wenn die Tankfüllung heute deutlich weniger kostet als noch vor vier Wochen, oder?

Wer hingegen gerade sein Geld angelegt hat – so wie mein Kursteilnehmer Felix – muss nach einem Kursrückgang erst einmal mit seinen Emotionen (Verlustangst, Verunsicherung) klar kommen.

Die Situation ist neu und im Erfahrungsschatz ist noch kein „Nach Tief kommt Hoch“-Ereignis abgespeichert, auf das sich zur Beruhigung zurückgreifen ließe.

Das Gute ist: Wir müssen nicht alle Erfahrungen im Leben selber machen, sondern können aus der Geschichte lernen.

Wie gesehen reicht ein Blick auf die Wertentwicklung des Aktienmarkts über längere Zeiträume, um zu verstehen, dass kurzfristige Kursentwicklungen schlicht bedeutungslos sind. Nichtssagend. Irrelevant.

Wenn man dann noch weiß, dass es bei einem Anlagehorizont von 20+ Jahren in der Vergangenheit nie zu Verlusten am Aktienmarkt kam, sollten genug Argumente vorhanden sein, um einfach folgendes zu tun:

Locker bleiben und weiter machen. Keine Sorge, das wird schon wieder! ;-)

 
„Wie schnell machst du dir Sorgen, wenn die Kurse ins Minus drehen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.“

Bildquelle: Pixabay (bearbeitet), lizensiert unter CC0 1.0

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Autor: Holger Grethe
Holger hat Zendepot Anfang 2013 gegründet und dort als einer der ersten deutschen Blogger regelmäßig über passives Investieren mit ETFs und weitere Finanzthemen informiert. Im Juni 2021 beschloss Holger, das Projekt Zendepot für sich abzuschließen, um sich auf sein Kerngeschäft, die eigene Praxis, zu konzentrieren. Die Beiträge von Holger können jedoch weiterhin im Zendepot-Blog abgerufen werden.
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