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Wie du ganz schnell reich wirst (der Trick ist einfach)

Autor
Holger Grethe
Letzte Aktualisierung
26. Feb. 2017

Ein ziemlich unseriöser Titel, ich weiß.

Aber wo du schon einmal hier bist …

…fragst du dich sicher, wie das nun geht mit dem schnellen Reichtum, oder?

Ich verspreche dir: es ist gar nicht so schwer, ganz flott reich zu werden.

Allerdings ist der Weg dahin ein anderer, als du vielleicht vermutest.

Er hat nichts mit Sparen zu tun. Nichts mit Aktien oder anderen lukrativen Anlageprodukten. Er führt nicht über harte Arbeit. Und basiert nicht auf irgendwelchen „geheimen“ Tipps.

Doch auch wenn es so klingen mag: Der Titel ist keine Satire.

Es besteht also die realistische Chance, dass du dich nach dem Lesen zumindest reicher fühlen wirst als jetzt …

Beginnen wir mit der Frage …

Was ist Reichtum überhaupt?

Ab wann ist man reich?

Wikipedia sagt:

Das Wort Reichtum bezieht sich auf die Verfügbarkeit von materiellen oder immateriellen Gütern, die das Leben bereichern. Reichtum bezeichnet den Überfluss an geistigen oder gegenständlichen Werten, insbesondere die Tatsache des Besitzes von materiellen Gegenständen.

Offensichtlich ist Reichtum ein also relativer Begriff. So wie Glück, Freiheit oder Liebe.

Alle wissen irgendwie, was gemeint ist, aber jeder versteht etwas anderes darunter.

Wenn sich aber jeder darunter etwas anderes vorstellt, dann müsste man doch die eigene Vorstellung von Reichtum so ändern können, dass man ganz schnell reich wird, oder?

Ein Mensch ist um so reicher, je mehr Dinge zu entbehren er sich leisten kann.
Henry David Thoreau

Auf eine Formel gebracht heißt das:

Reichtum = Vermögen – Ansprüche

Sind meine Ansprüche also größer als mein Vermögen, dann kann dieses noch so groß sein und ich werde mich trotzdem arm fühlen.

Das bedeutet, dass die gängige Vorstellung von Reichtum am Kern der Sache vorbeigeht. Es gibt viele Antworten auf die Frage, ab wann man wirklich reich ist.

Wir sehen einen Porsche und denken, dessen Fahrer ist reich. Wir sehen eine Luxusvilla und denken, die Bewohner sind reich.

Was wir nicht wissen, ist, ob sich diese Menschen auch tatsächlich reich fühlen.

Welches Bild haben sie von sich selbst? Was ist ihre Vorstellung von Reichtum?

Sicher, sie verdienen viel und verfügen über ein ansehnliches Vermögen. Aber was ist, wenn ihre Ansprüche noch höher sind als ihr Vermögen?

Fühlen sie sich dann wirklich reich?

Weniger ist mehr

Materialismus und die damit verbundenen Erwartungen können unserem Glück gehörig im Wege stehen.

Nach aussen hin lassen sie uns reich wirken, im Inneren machen sie uns ärmer.

Reichtum ist also immer eine Frage der Maßstäbe.

Dazu stellt der Philosoph und Schriftsteller Alain de Botton in seinem Buch Status Angst (*) fest:

Reichtum ist also kein Absolutum, es hängt von unseren Wünschen ab. Immer wenn wir etwas wollen, was wir nicht bekommen, werden wir ärmer, ganz gleich, welche Mittel uns zu Gebote stehen.

Und immer wenn wir mit dem zufrieden sind, was wir haben, können wir uns als reich bezeichnen, ganz gleich, wie groß unser Besitz ist.

Woher kommen die hohen Ansprüche, die das eigene Vermögen klein wirken lassen?

Die Antwort ist simpel: es ist …

Der Vergleich mit anderen

Je mehr Menschen wir als gleichrangig erachten und zum Maßstab nehmen, umso mehr Veranlassung zum Neid haben wir.
– Alain de Botton

Nachbarn und Kollegen sind also ein viel größeres Problem als irgendwelche Celebrities im Fernsehen.

In der englischsprachigen Welt wird der Hang zum Vergleich mit den Nachbarn mit dem Spruch „keep up with the Joneses“ umschrieben.

Man will mithalten mit seinem Umfeld. Im Idealfall natürlich mehr haben als die anderen …

Daraus folgert Alain de Botton:

Die wirksamste Art, sich reich zu fühlen, muss nicht in vermehrtem Gelderwerb bestehen …, wir könnten uns mit Freunden kleineren Kalibers umgeben, neben denen wir dann umso besser dastehen.

Kann jeder reich werden?

Allerdings geht der Luxus der Reichen nicht völlig spurlos an uns vorüber …

Denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft und erklärtes Ziel der Politik ist es seit Jahrzehnten, standesbedingte Unterschiede zu nivellieren.

Jeder soll die gleichen Aufstiegschancen haben, egal welcher Herkunft.

Das schafft allerdings auch grenzenlose Erwartungen.

Denn wenn jeder alles schaffen kann – und Motivationsgurus werden nicht müde, uns in diesem Glauben zu bestärken – dann kann man doch auch so reich werden wie andere.

Und vom sprichwörtlichen Tellerwäscher zum Millionär werden.

Wie aber fühlt man sich, wenn man es nicht schafft?

Eine Frage der Erwartungen

Alain de Botton meint:

Indem uns die moderne Gesellschaft mit nie da gewesenem Einkommen verwöhnt, macht sie uns scheinbar reicher. Aber bei Lichte besehen könnte es sehr wohl sein, dass sie uns im Endeffekt ärmer macht.

Denn indem sie immer neue Erwartungen in uns weckt, bleibt die Kluft zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wir bekommen, zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir sein könnten, immer weiter bestehen.

Wären wir also glücklicher, wenn wir unsere hohen Erwartungen etwas zurückschrauben würden?

Mit Sicherheit.

Immer wenn ich unglücklich beziehungsweise unzufrieden bin, führe ich mir deshalb folgende mathematische Formel vor Augen:

Glück = Realität – Erwartungen

Die Formel geht zurück auf den Ingenieur Rakesh Sarin und bedeutet:

Die Glücksformel

Da die Realität kaum zu ändern ist, kann es also nur an meinen Erwartungen liegen, wenn ich unglücklich bin. Will ich wieder glücklich sein, muss ich etwas anmeinen Erwartungen ändern.

Was natürlich einfacher gesagt als getan ist.

Auf Geld bezogen:

Wenn ich meine Erwartungen dahingehend korrigiere, dass mein Depot nicht unbedingt 1 Million schwer sein muss, um glücklich zu sein …

…dann kann ich mich vielleicht darüber freuen, dass ich schon 10.000, 50.000 oder 100.000 Euro in Aktien beziehungsweise ETFs angespart habe.

Das bedeutet nicht, dass man sich beim Vermögensaufbau keine ambitionierten Ziele setzen sollte.

Aber Ziele, die in der fernen Zukunft liegen sind keine guten Ziele, wenn wir auf dem Weg dahin unglücklich sind.

Askese und Minimalismus

Das Zurückfahren der eigenen Erwartungen und Ansprüche lässt sich natürlich auch ins Extrem verkehren:

Bis zur Askese, dem Verzicht auf alles, was Spass macht.

In seinem Buch Die Kunst des stilvollen Verarmens (*) bringt es der Autor Alexander von Schönburg auf den Punkt:

Genuss ist die Voraussetzung dafür, sich mit der Welt zu verbinden, ohne ihn würde der Mensch veröden. Sich vom Materiellen abzuwenden, allem Genuss den Rücken zu kehren und Asket zu werden ist der Weg für Feiglinge und Rigoristen …

Die echte Kunst ist die Fähigkeit, erstens die wirklich schönen Dinge zu erkennen und sie zweitens so zu dosieren, dass man am meisten von ihnen hat. Die Kunst des Verzichten Könnens ist die eigentliche Voraussetzung für Genuss.

Von der Askese wiederum grenzt sich der Minimalismus ab.

Bei diesem geht es nicht um Verzicht als Selbstzweck, sondern um die freiwillige Beschränkung auf das absolut Notwendige.

Aus dem Minimalismus leiten sich alternative Ideale ab, wie Zeitreichtum und Freiheit als Gegenentwurf zum materiellen Reichtum.

Minimalisten geht es nicht darum, möglichst viele Dinge zu besitzen, sondern im Gegenteil sich von so wenig Dingen wie möglich abhängig zu machen.

"Meine größte Kunst ist von jeher gewesen, mit wenig auszukommen."
Henry David Thoreau

Haben oder Sein

Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit:

Die Möglichkeiten, sich von Dingen abhängig zu machen, sind nahezu grenzenlos.

Leider nutzen viele Leute diese Möglichkeiten sehr ausgiebig …

…und schließen Abos ab, leasen Autos, nehmen Kredite auf, kaufen zahllose Klamotten usw.

Der Psychoanalytiker und Sozialphilosoph Erich Fromm sagte über diese Art der selbstgewählten Abhängigkeit:

Für unsere jetzige Situation ist es von eminenter Bedeutung, dass der Mensch auch ohne Ketten ein Sklave sein kann. Die äußeren Ketten werden einfach nach innen verlegt.

Die Wünsche und die Gedanken, die ihm von der Gesellschaft suggeriert werden, fesseln ihn stärker als äußere Ketten.

Die äußeren Ketten nimmt der Mensch wenigstens wahr, der inneren Fesseln aber wird er sich viel weniger bewusst, so dass er mit der Illusion, frei zu sein, gefangen lebt.

Dieses Zitat stammt aus dem Buch Haben oder Sein (*), eine Gesellschaftskritik, die Fromm in den 1970ern veröffentlicht hat.

Reichtum und Lebensfreude

Absurderweise kann Reichtum dazu führen, dass man die kleinen Freuden des Alltags nicht mehr genießen kann und die Lebensqualität paradoxerweise abnimmt.

Diese Gefahr droht, wenn die Gedanken ständig um den finanziellen Wohlstand kreisen.

Welchen Einfluss der bloße Gedanke an Geld auf unsere Genussfähigkeit hat, erkläre ich in diesem Video:

Warum du beim Schokolade essen nicht an Geld denken solltest

Kann es sein, dass Reiche die Fähigkeit zum Genießen verlieren und dadurch weniger glücklich sind?

Genau dieser Frage ist eine Gruppe von Psychologen in zwei wissenschaftlichen Studien nachgegangen:

In der ersten Studie ließen sie 351 Studienteilnehmer einen Online-Fragebogen ausfüllen.

Darin wurde die Genussfähigkeit, das Lebensglück, der Wunsch nach Reichtum sowie das gegenwärtige Vermögen und Einkommen abgefragt.

Vor dem Ausfüllen des Fragebogens bekam die eine Hälfte der Teilnehmer das Bild von gestapelten Geldscheinen zu sehen.

Der anderen Hälfte wurde das Bild nicht gezeigt.

In der Studie kam heraus …

#1
Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Genußfähigeit eines Menschen und dem Glücksempfinden (Wer genießen kann, ist glücklicher)

#2
Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen dem Wohlstandsniveau und dem Glücksempfinden (Wer viel Geld hat, ist potenziell glücklicher)

#3
Im Widerspruch dazu existiert aber ein negativer Zusammenhang zwischen dem Wohlstandsniveau und der Genußfähigkeit (Wohlhabende genießen weniger)

Macht Wohlstand am Ende doch nicht glücklich, weil er einen negativen Einfluss auf Fähigkeit zum genießen hat?

In einer zweiten Studie wurden 40 Versuchsteilnehmer unbemerkt dabei beobachtet, in welcher Zeit und mit welchem Genuß sie ein Stück Schokolade aßen.

Bevor die Probanden das Stück Schokolade bekamen, wurde ihnen entweder das Bild eines Geldscheins gezeigt oder ein anderes Bild, das nichts mit Geld zu tun hatte.

Das Ergebnis:

Diejenigen, die den Geldschein gesehen hatten, verbrachten deutlich weniger Zeit mit der Schokolade und hatten – gemessen an ihrem Gesichtsausdruck – deutlich weniger Spaß als die Kontrollpersonen.

Was sagt uns all das?

Mehr Geld zu haben, schadet nicht und hat grundsätzlich einen positiven Einfluss auf unser Lebensglück.

Zumindest solange wir uns die Fähigkeit bewahren auch die kleinen Freuden des Alltags zu genießen.

Während du ein Stück Schokolade isst, solltest du also weder an einen Besuch im 3-Sterne-Restaurant noch an dein Bankkonto denken.

Sondern nur eines tun: bewusst genießen.

Was lernen wir daraus?

Viel Geld zu haben ist etwas anderes, als viel Geld haben zu müssen. Weil man seinen Lebensstil auf ein (zu) hohes Level geschraubt hat …

Ein einfaches Leben muss kein ärmliches Leben sein, sondern ist eine bewusste Entscheidung statt einer Zwangslage.

Mit überflüssigem Reichtum kann man nur Überflüssiges erwerben. Nichts von dem aber, was die Seele notwendig braucht, kann man mit Geld kaufen.

– Henry David Thoreau, Walden: oder Leben in den Wäldern (*)

Schnell reich werden – Das Fazit

Die Fixierung auf materiellen Reichtum lässt finanzielle Flauten umso bitterer erscheinen.

Doch müssen wir wirklich unglücklich sein, wenn an der Börse die Kurse fallen und unsere Ersparnisse (vorübergehend) zusammenschrumpfen?

Alexander von Schönburg kennt die Antwort:

Das, was das Leben lebenswert macht, wird nicht weniger, bloß weil man weniger Geld hat. Innere Unabhängigkeit zum Beispiel war noch nie eine Frage des Einkommens.

Diesen Punkt sollte man sich immer wieder vor Augen führen.

Wenn du also denkst, du bist nicht reich genug …

…dann verdiene entweder mehr Geld (und spare es) oder – was viel viel schneller geht – arbeite an deinen Erwartungen.

Und wenn du beides schaffst, gehörst du bald zu den Superreichen.

Ich würde es dir gönnen.

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Autor: Holger Grethe
Holger hat Zendepot Anfang 2013 gegründet und dort als einer der ersten deutschen Blogger regelmäßig über passives Investieren mit ETFs und weitere Finanzthemen informiert. Im Juni 2021 beschloss Holger, das Projekt Zendepot für sich abzuschließen, um sich auf sein Kerngeschäft, die eigene Praxis, zu konzentrieren. Die Beiträge von Holger können jedoch weiterhin im Zendepot-Blog abgerufen werden.
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