Vergiss die Börse und fang an zu meditieren
In den letzten Wochen ging es an der Börse ja ziemlich turbulent zu.
Kursschwankungen im zweistelligen Prozentbereich haben Anleger und insbesondere die Medien in helle Aufruhr versetzt.
Da wird sich der eine oder andere Leser sicher gefragt haben, ob er mit seinem ETF-Depot auf dem richtigen Dampfer unterwegs ist.
Ist das wirklich so eine gute Idee mit diesem passiven Investieren, wo man mehr oder weniger zur Tatenlosigkeit verdammt ist, wenn es an der Börse heftig rappelt?
Ich kann dich beruhigen: Im Grunde ist überhaupt nichts passiert. Nichts jedenfalls, was für deinen langfristigen Erfolg als ETF-Investor/in von Belang wäre.
Sofern du die Nerven behältst und die paar Turbulenzen einfach aussitzt.
Was aber kannst du tun, wenn du nicht zur Fraktion der supercoolen Börsenanleger gehörst, deren Ruhepuls sich auch bei einem Kursrutsch von 10 oder mehr Prozent um keinen Schlag erhöht?
Wie kannst du gelassen bleiben, wenn auf deinem Depotauszug nur noch rote Zahlen zu sehen sind?
Genau darum geht es in diesem Artikel.
Der Blick fürs Unwesentliche
Hauptursache für mangelnde Gelassenheit beim Investieren sind aus meiner Sicht zwei Eigenschaften, die ich häufiger bei Anlegern beobachte:
- 1.
Die Fokussierung auf Produkte
- 2.
Der wenig erfolgversprechende Hang zum Market Timing
Auf beide Punkte gehe ich im Folgenden ein.
Bist du Erbsenzähler?
Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Intensität sich Leute über die Auswahl von ETFs den Kopf zerbrechen, ganz zu schweigen von der Frage der prozentualen Aufteilung des Depots (Asset-Allokation).
Auch auf dieser Seite finden sich unter diversen Artikeln ellenlange Diskussionen, ob denn nun ETF X oder nicht doch ETF Y die bessere Wahl ist und welche Position wie zu gewichten sei.
Liebe Freunde des DIY-Investierens, ich sag´s gerne noch einmal und immer wieder:
Am Ende entscheiden weder ETFs noch Nachkommastellen bei der Asset-Allokation über das erreichte Vermögen, sondern vor allem gute Nerven!
Es hilft nämlich auch das ausgeklügelte 8-ETF-Portfolio inklusive Japan-Small-Caps-Fonds nix, wenn sein Besitzer in schlechten Börsenzeiten irgendwann zähneklappernd vor dem Rechner sitzt und mit dem Klick auf den Verkaufen-Button seine Kapitulation erklärt.
Natürlich nur, „um Schlimmeres zu verhindern!“
Und so könnte es sein, dass am Ende „Susi Sorglos“ mit ihrem 1-ETF-Depot (MSCI World, was sonst) viele der zuvor beschriebenen Portfolio-Nerds renditetechnisch locker abhängt.
Und dass nur, weil sie sich nicht von jedem dahergelaufenen Börsentief ins Bockshorn jagen lässt.
Produkt, Produkt, Produkt
Immer wieder schreiben mir Leser:
„Was mich interessieren würde ist eine Liste von Investmentfonds und ETFs, die du empfehlen kannst!“
Mal abgesehen davon, dass ich grundsätzlich keine Empfehlungen für Finanzprodukte ausspreche, bin ich der Meinung, dass solch eine „Positivliste“ keinerlei Nutzen brächte.
Ganz im Gegenteil: Sie würde nur Leute in dem Glauben bestärken, dass es ausreicht, einfach in irgendein Finanzprodukt zu investieren, weil es irgendwer irgendwo als „empfehlenswert“ gekennzeichnet hat.
Natürlich mögen Zeitschriften wie Stiftung Finanztest bei der Produktauswahl eine Hilfe sein.
Doch das ändert nichts daran: ETFs sind und bleiben nichts anderes als Werkzeuge. Man muss wissen, wie mit ihnen umzugehen ist.
Wie du am Besten mit ETFs umgehst, lernst du auf unterhaltsame Weise in meinem Online-Kurs:
Jetzt, später oder nie?
Irgendwo tief im Hirn scheint bei vielen Anlegern der Glaube verankert zu sein, dass es doch irgendwie möglich sein muss, die Börse zu timen.
Also ideale Zeitpunkte zu erwischen, bei denen man günstig einkaufen und teuer verkaufen kann.
Da kann es noch so viele Beweise geben, dass die überwiegende Mehrheit der Privatanleger (und Fondsmanager) in der Disziplin Market Timing kläglich abschneidet.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So schreibt zum Beispiel Kommentator Cristian:
„Beruflich und bei der Geldanlage versuche ich rational zu sein, aber der Bauch und die Medien machen es einem (bzw. mir) nicht leicht und hin und wieder zucken dann market timing Zwänge und Ängste auf.
Gestern Abend saß ich lange vor meinem Depot und habe überlegt, was nun zu tun ist (viel rot..). Jetzt kaufen und günstigere Preise als ich bisher hatte nutzen? Oder gehts noch weiter runter und ich vergeude „buying power“?
Aber was wenn es ab jetzt hoch geht und ich verpasse die günstigen Kurse… Was könnte bei der Entscheidung helfen, 200 Tage Linie? KGV?
Nix. Mir wurde bewusst, dass ich zuletzt wieder viel nachgekauft habe und das Depot schon wieder größer ist als ich dachte. Ich muss langsam einfach einen Rhythmus finden und blind kaufen.“
Wer will den Leuten solche Gedanken übel nehmen?
Auf der einen Seite lenkt die Finanzindustrie den Fokus ausschließlich auf immer neue Produkte und auf der anderen Seite überhöhen die Medien den Stellenwert des Tagesgeschehens an der Börse in nahezu grotesker Manier.
„Das Problem ist nicht der Markt, das Problem sind wir.“
– Charles D. Ellis
Mut zur Ignoranz
Lenken wir den Blick zurück auf das Wesentliche: Auf den Anleger. Also auf dich!
Denn viel wichtiger als die Frage, welche ETFs es denn sein nun sollen und wie diese wissenschaftlich korrekt zu gewichten sind, ist etwas ganz anderes.
Wichtig ist, dass du über eine Strategie verfügst, diese wirklich verinnerlicht hast und ihr langfristig treu bleibst.
Ich bin Anhänger des passiven Investierens, einer Anlagestrategie bei der auch in den schlimmsten Börsenzeiten im Zweifel nur eines angesagt ist. Nämlich Nichtstun.
Ich wiederhole: NICHTS. TUN.
Ich weiß, dass das schwierig ist, denn man müsste sich schon rund um die Uhr Augen und Ohren zuhalten, um nichts von den Geschehnissen an der Börse mitzubekommen.
Mache dir nur bewusst, dass das, was im Allgemeinen als „Nachrichten“ verkauft wird, häufig nichts anderes als Agitation odereinfach nur Panikmache ist.
Und um diesen Krach wirkungsvoll auszublenden hilft …
Meditation statt Television
Ja, du hast richtig gelesen. Mein Rat ist: Fang an zu meditieren!
Auch ich war anfangs mehr als skeptisch, als mir ein guter Freund dazu riet.
Schließlich hatte ich ihn nicht um irgendwelche „Eso-Tipps“ gebeten, sondern wollte ernsthaft wissen, wie ich meine Stressresistenz und Belastbarkeit erhöhen könne.
Ich war zu diesem Zeitpunkt beruflich „sehr stark eingespannt“, wie es so schön heißt.
Dass ausgerechnet Meditation meine Stress-Symptome lindern könnte, wäre mir von allein ganz sicher nicht in den Sinn gekommen.
Erst das Buch Meditation für Skeptiker (*) des Neurowissenschaftlers Ulrich Ott, ein Geschenk des bereits erwähnten Freundes hat mich dazu gebracht, das Ganze mal auszuprobieren.
Meditieren, was soll das bringen?
In erster Linie schult Meditation die Fähigkeit, Distanz zu den eigenen Gedanken herzustellen. Das liest sich einfach auf dem Papier, ist aber in der Praxis gar nicht so leicht.
Zugegeben, es kam mir anfangs wie die reinste Folter vor.
Schließlich hört man die Stimme, die einem täglich all die sorgenvollen Gedanken vorsouffliert ja noch viel lauter, wenn man in einem stillen Raum sitzt und sich auf seine Atmung konzentriert.
Einatmen…Ausatmen…Was wenn die Kurse immer weiter fallen? …Einatmen… Bis jetzt ging es ja immer wieder bergauf, oder nicht? Ausatmen …Was aber, wenn dieses Mal alles anders ist? Einatmen … Shit, ob das mit der Börse eine so tolle Idee war? …Ausatmen …
Das Ding ist: Man weiß ja, dass sich die Kurse wieder erholen werden. Zumindest sagt einem das der Verstand in Kenntnis von mehr als 400 Jahren Börsengeschichte.
Aber daran felsenfest zu glauben gelingt gerade dem unerfahrenen Anleger dann doch nicht so leicht.
Meditation hat mir in jedem Fall sehr dabei geholfen, meine Sorgen über die Entwicklung von Börsenkursen loszulassen. Probier es mal aus!
Das Schöne an dieser „Freizeitbeschäftigung“ ist, dass man kaum etwas braucht als sich selbst und eine Möglichkeit zum sitzen.
Zur Not reicht ein einfacher Stuhl, aber für eine entspannte Meditationshaltung empfiehlt sich ein Sitzkissen.
Den Komfort erhöhen kann man mit einer Sitzmatte, denn schließlich hockt man beim Meditieren eine gewisse Zeit auf dem Boden.
Weitere Tipps für mehr Gelassenheit beim Investieren
Tipp 1: Treibe Sport
Und zwar regelmäßig. Je häufiger, desto besser. 30 Minuten pro Einheit reichen schon.
Seit ich an vier bis fünf Tagen in der Woche Sport treibe, verschwende ich viel weniger Gedanken an die Zukunft. Insbesondere deutlich weniger sorgenvolle Gedanken.
Körperliche Bewegung hilft dabei, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Dieser Effekt wirkt glücklicherweise nicht nur in der Zeit, in der man Sport treibt, sondern hält darüber hinaus den ganzen Tag an.
Also, beweg deinen Hintern!
Tipp 2: Schau nicht ins Depot
Nach dem Motto „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ kann ich nur jedem empfehlen, möglichst selten einen Blick ins Depot zu werfen.
Im Idealfall nur 1x pro Monat.
Glaub mir: Die roten Zahlen gehen nicht davon weg, dass du sie täglich anstarrst.
Dafür müssen schon die Kurse steigen, was zum einen außerhalb deines Kontrollbereichs liegt und zum anderen Monate, im schlimmsten Fall Jahre dauern kann.
Besser, du guckst einfach nicht hin.
Das Fazit
Auch wenn Meditation und Sport augenscheinlich so gar nichts mit Finanzen zu tun haben mögen: Sie können und werden dir helfen, als Anleger/in signifikant bessere Ergebnisse zu erzielen.
Weil du mit mehr Gelassenheit an die Sache herangehst.
Von den anderen gesundheitsfördernden und attraktivitätssteigernden Effekten mal ganz abgesehen …
Also, mach die verdammte Kiste aus und sieh nicht so viel fern! Lies nicht zuviel Börsenzeugs! Vergeude deine Zeit nicht mit stundenlangen Forumsdiskussionen und Kommentardebatten!
Du wirst nicht scheitern, weil du nicht den allerbesten aller ETFs für dein Depot ausgesucht hast.
Viel wahrscheinlicher ist, dass du dir irgendwann – ordentlich Verlustangst im Nacken – in die Buxe machst und auf halber Strecke aussteigst.
Aber soweit muss es ja nicht kommen.
Indem du meditierst und dich regelmäßig bewegst, wirst du gelassener und erhöhst gleichzeitig deine Stressresistenz.
Einen besseren Schutz vor blindem Aktionismus gibt es kaum.
Einatmen. Ausatmen.
OM.
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