Was sind Fonds? [Guide: Aktien und Börse für Anfänger]
Im dritten Kapitel dieses Guides erfährst du in 14 Fragen und Antworten alles Wesentliche über das Investieren in Fonds für Anfänger:
#1 Was sind Fonds?
In Investmentfonds wird das Geld vieler Anleger gebündelt in ausgewählte Anlageobjekte investiert.
Das können Wertpapiere sein, wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen.
Fonds können aber auch in Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle und andere Anlageklassen investieren.
Anleger erwerben Anteile am Fondsvermögen und sind Miteigentümer der im Fonds enthaltenen Anlageobjekte.
Damit sind sie an den Gewinnen beteiligt, die mit diesen Investitionen erzielt werden: Dividenden, Zinsen, Mieteinnahmen etc.
Investmentfonds werden von Fondsgesellschaften, welche auch als Investmentgesellschaften oder Kapitalanlagegesellschaften (KAG) bezeichnet werden, aufgelegt.
Diese verwalten das Fondsvermögen und bestimmen, nach welchen Anlageprinzipien das Geld investiert wird.
Fondsgesellschaften werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht.
#2 Was sind offene Investmentfonds?
Bei offenen Investmentfonds können Fondsanteile börsentäglich gekauft und verkauft werden. Ihre Laufzeit ist unbegrenzt.
Je mehr Geld dem Fonds zufliesst, desto mehr Fondsanteile gibt die Fondsgesellschaft aus.
Sie ist zur Rücknahme der Fondsanteile verpflichtet. Anleger kommen also jederzeit an ihr Geld.
#3 Was sind geschlossene Investmentfonds?
Geschlossene Investmentfonds sind in ihrer Laufzeit begrenzt. Anleger beteiligen sich hier mit einem festen Betrag an einem unternehmerischen Projekt.
Bei diesem wird beispielsweise in Containerschiffe, Windkraftwerke oder gewerbliche Immobilien investiert.
Die Fondsgesellschaft ist während der Laufzeit nicht verpflichtet, Anteile zurückzunehmen.
Geschlossene Fonds wurden vor allem in der Vergangenheit von gut verdienenden Privatinvestoren als Steuersparmodelle genutzt.
Hinweis: Alle folgenden Informationen beziehen sich ausschließlich auf offene Investmentfonds.
#4 Wie lassen sich Investmentfonds kategorisieren?
Eine Einteilung von Investmentfonds ist unter vielen Gesichtspunkten möglich:
nach Art der Anlageobjekte, in die investiert wird (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen etc.)
anhand der geografischen Streuung der Investitionen (Regionen, Länder und Kontinente)
anhand des Management-Typs (aktiv vs. passiv)
anhand des Risikoprofils (Industrie-, Schwellen- oder Entwicklungsländer)
nach der Währung (EUR, USD, JPY etc.)
nach dem Land, in dem der Fonds aufgelegt wurde (Inland vs. Ausland)
#5 Warum gibt es Fonds?
Investmentfonds geben Privatanlegern die Möglichkeit, auch mit kleinen Beträgen in eine Vielzahl von Wertpapieren investieren zu können.
Gemäß Investmentgesetz dürfen in der Regel nicht mehr als 5 Prozent des Fondsvermögens in Wertpapiere eines einzelnen Unternehmens angelegt werden.
Dadurch werden die Investitionen gestreut und das Anlagerisiko reduziert.
#6 Welche Bedeutung haben WKN und ISIN?
Mit der Wertpapierkennnummer (WKN) lassen sich Wertpapiere an den Börsen identifizieren.
Die WKN ist eine sechsstellige Ziffern- und Buchstabenkombination. Sie wird in Deutschland parallel zur ISIN verwendet.
Die International Securities Identification Number (ISIN) wurde eingeführt, um auch internationale Wertpapiere eindeutig identifizieren zu können.
Die ISIN ist eine zwölfstellige Ziffern- und Buchstabenkombination. Sie beginnt mit dem Länderkürzel (bei deutschen Wertpapieren „DE“) und beinhaltet die WKN des entsprechenden Wertpapiers.
#7 Welche Gewinne lassen sich mit Fonds erzielen?
Der Wert der Fondsanteile entwickelt sich in Abhängigkeit von den Wertpapieren, die in ihm enthalten sind.
Fallen die Aktienkurse, sinkt auch der Wert eines Aktienfonds, der die entsprechenden Aktien hält.
Umgekehrt nimmt der Wert von Fondsanteilen zu, wenn die zugrunde liegenden Wertpapiere im Kurs gestiegen sind. Oder wenn auf anderem Weg Gewinne erzielt wurden, zum Beispiel durch Dividenden.
Grundsätzlich gilt: Die Rendite, die mit einem Investmentfonds erzielbar ist, orientiert sich an der Rendite der in ihm enthaltenen Wertpapiere.
Davon sind allerdings alle Kosten abzuziehen.
Das sind zum einen die Verwaltungsgebühren und zum anderen die Transaktionskosten, die bei Kauf und Verkauf von Fondsanteilen anfallen.
Der Nettoinventarwert (engl. Net Asset Value, NAV) bezeichnet den Preis eines Fondsanteils und wird börsentäglich berechnet.
Er entspricht dem Fondsvermögen geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile.
Das Fondsvermögen des Fonds X beläuft sich am Tag Y auf 5,5 Milliarden Euro. Die Zahl der ausgegebenen Anteile liegt bei 100 Millionen Stück.
Der Nettoinventarwert bzw. der Marktpreis für einen Fondsanteil beträgt damit an diesem Tag 55 Euro.
#8 Welche Risiken sind mit dem Kauf von Fonds verbunden?
Diese Risiken sind bei einem Fondsinvestment relevant:
Marktrisiken
Ein Aktienfonds unterliegt den Kursrisiken des Aktienmarktes, ein Rentenfonds den Kursrisiken des Anleihemarktes.
In einem Fonds können sich die Kursschwankungen der unterschiedlichen Wertpapiere zumindest teilweise ausgleichen.
Dadurch schwankt ein Investmentfonds weniger stark im Wert als die einzelnen Wertpapiere, die er im Portfolio hält.
Neben Kursrisiken können Investmentfonds auch von Inflations-, Zinsänderungs- und Wechselkursrisiken betroffen sein (siehe Kapitel 1 – Was sind Aktien?).
Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft
Das Fondsvermögen gilt nach der UCITS Richtlinie (EU) als Sondervermögen und muss demnach vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt werden.
Die Trennung wird dadurch sichergestellt, dass die Einlagen des Fonds bei einer Depotbank verwahrt werden.
Die Depotbank kontrolliert die Fondsgesellschaft und prüft unter anderem die Preisberechnung der Fondsanteile.
Die Depotbank des Fonds ist nicht zu verwechseln mit der Depotbank des Anlegers.
Bei dieser werden nur die Fondsanteile eingebucht, die der Anleger gekauft hat.
Durch die genannten Regelungen bleibt das Vermögen der Anleger auch im Fall der Insolvenz der Fondsgesellschaft erhalten.
Fondsschließung
Sinkt das Fondsvolumen (Fondsvermögen) unter einen kritischen Wert, kann der Fonds nicht mehr rentabel geführt werden.
Es droht dann die Schließung (Liquidation) oder die Fusion mit einem anderen Fonds der gleichen Fondsgesellschaft.
Fondsgesellschaften bieten Anlegern in der Regel den (kostenlosen) Wechsel in einen anderen Fonds oder die Auszahlung ihrer Einlagen an.
Von einer Schließung sind vor allem kleine Branchen- oder Themenfonds betroffen.
Für einen wirtschaftlichen Betrieb sollte ein Fondsvolumen von 50-10 Millionen Euro nicht unterschritten werden.
#9 Welche Kosten sind mit der Investition in Fonds verbunden?
Kosten entstehen sowohl auf Seiten des Investmentfonds als auch des Anlegers:
Kosten auf Seiten des Fonds
Für in Deutschland zugelassene Fonds ist die Angabe der Gesamtkostenquote (engl. Total Expense Ratio, TER) in Prozent verpflichtend.
Sie soll Anlegern den Vergleich zwischen verschiedenen Fonds erleichtern und beinhaltet die Verwaltungs- und die Depotbankgebühren.
Der langfristig größte Kostenfaktor ist die Verwaltungsgebühr der Fondsgesellschaft.
Diese bewegt sich in einer breiten Spanne von unter 0,2 Prozent bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) bis über 3 Prozent bei aktiv gemanagten Aktienfonds.
Die Angabe der Verwaltungsgebühr bezieht sich auf das Fondsvermögen und wird diesem jährlich entnommen.
Die TER berücksichtigt allerdings nicht die Transaktionskosten, die dem Fond beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren entstehen.
Die alleinige Betrachtung der TER führt also tendenziell dazu, die wirklich anfallenden Kosten zu unterschätzen.
Kosten auf Seiten des Anlegers
Der Ausgabeaufschlag ist eine einmalig zu zahlende Gebühr, die beim Kauf von aktiv gemanagten Fonds von der Fondsgesellschaft erhoben wird.
In der Regel beträgt der Ausgabeaufschlag null bis sechs Prozent vom Anteilswert. Damit sollen die Beratungs- und Vertriebskosten von Investmentfonds gedeckt werden.
Die Zahlung eines Ausgabeaufschlags lässt sich einfach dadurch umgehen, dass die Fondsanteile über die Börse gekauft werden.
#10 Wie und wo kaufe ich Fonds?
Bei Kauf (und Verkauf) von Fondsanteilen können Anleger unter vier Optionen wählen:
- 1.
Kauf bei Banken oder Finanzvertrieben. Diese wickeln den Auftrag mit der Fondsgesellschaft ab. Ausgabeaufschlag: ja
- 2.
Kauf über freie Fondsvermittler. Diese fungieren als Zwischenstelle zwischen Anleger und Depotbank. Ausgabeaufschlag: ja (reduziert)
- 3.
Direktkauf bei der Fondsgesellschaft. Ausgabeaufschlag: ja
- 4.
Kauf an der Börse (über Online-Broker). Ausgabeaufschlag: nein
#11 Was ist der Unterschied zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Fonds?
Bei thesaurierenden Fonds werden die erwirtschafteten Erträge – Dividenden und Zinsen – dem Fondsvermögen zugeführt.
Dadurch erhöht sich der Wert der Fondsanteile.
Ausschüttende Fonds hingegen zahlen die Fondserträge in festen Intervallen (vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich) an die Anleger aus.
Sofern Anleger die Ausschüttungen wieder zu 100 Prozent in neue Fondsanteile investieren, unterscheiden sich Thesaurierung und Ausschüttung (plus Wiederanlage) theoretisch nicht in der erzielbaren Rendite.
#12 Worin unterscheiden sich aktiv und passiv gemanagte Fonds?
Bei aktiv gemanagten Investmentfonds wählen Fondsmanager nach eigenen Kriterien Wertpapiere aus.
Ziel ist es, „den Markt zu schlagen“.
Also mehr Rendite im gleichen Zeitraum zu erwirtschaften als ein Vergleichsindex (Benchmark).
So wird ein weltweit investierender Aktienfonds versuchen, die Entwicklung des MSCI World Index (siehe Kapitel 3 – Was sind Indizes?) zu übertreffen.
Mit dem Ziel eine Überrendite für die Anleger zu erwirtschaften, rechtfertigt die Fondsgesellschaft ihre hohen Verwaltungsgebühren.
Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) werden hingegen passiv geführt.
Sie versuchen durch unterschiedliche Methoden, einen bestimmten Index möglichst genau abzubilden.
Aktive Anlageentscheidungen mit dem Ziel einer Überrendite werden vom Fondsmanagement nicht getroffen.
Der Vorteil von ETFs liegt in den niedrigen Verwaltungsgebühren, die teilweise nur ein Zehntel der Gebühren von aktiv gemanagten Fonds ausmachen.
#13 Welche Fonds soll ich kaufen?
Idealerweise bilden mehrere Fonds zusammen ein Portfolio. Übergeordnetes Ziel des Portfolios sollte es sein, dass alle Fonds zusammen unter Minimierung des Anlagerisikos möglichst viel Ertrag erwirtschaften.
Dabei ist insbesondere das Verhältnis von risikoreichem Anteil (Aktienfonds) zu risikoarmem Anteil (Anleihenfonds) des Portfolios von Bedeutung.
Die allerwenigsten aktiv gemanagten Investmentfonds erzielen eine dauerhafte Überrendite.
Ihre hohen Verwaltungskosten schmälern jedoch die Rendite für den Anleger.
Mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) stehen hingegen flexible und kostengünstige Anlageprodukte zur Verfügung.
Mit ihnen lässt sich langfristig auf einfache Weise an der Entwicklung sowohl der Aktien-, als auch der Anleihemärkte teilhaben.
#14 Wie lange soll ich Fonds halten?
Fonds sollten Bestandteil eines Portfolios sein. Und für jedes Portfolio sollte eine möglichst langfristige Anlagestrategie existieren.
Unter dieser Voraussetzung sind Investmentfonds das Instrument für den Vermögensaufbau.
Fonds sind nicht geeignet, um Geld für ein bis zwei Jahre „auf die Seite zu legen“.
Ein Tagesgeldkonto ist in dieser Hinsicht die wesentlich sichere und kostengünstigere Variante.
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