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Psychologische Faktoren [Guide: Passiv Investieren mit ETFs]

Autor
Holger Grethe
Letzte Aktualisierung
22. Jan. 2017

Im vierten Kapitel dieses Guides sehen wir uns eine Reihe psychologischer Faktoren an.

Diese erklären, warum sich viele Anleger nicht davon abbringen lassen, aktiv an der Börse zu handeln – trotz gegenteiliger Fakten.

Gier

Viele Anleger können sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, langfristig „nur“ eine Rendite von etwa 5-6 Prozent (inflationsbereinigt) zu realisieren.

„Da muss doch mehr drin sein.“

Zweistellige Renditen sollen es schon gerne sein.

Was dabei gerne übersehen wird:

Höhere Renditen werden ohne Ausnahme mit einem höheren Risiko erkauft.

Leider tut sich unser Gehirn mit der Frage „Wieviel ist drin für mich?“ wesentlich leichter als mit der Frage „Wie wahrscheinlich ist ein überdurchschnittlicher Gewinn?“

Vorfreude triumphiert über Wahrscheinlichkeit.

Intellektuelle Herausforderung

Manche aktive Investoren haben Freude an der intellektuellen Herausforderung und der aktiven Teilnahme an einem komplexen „Spiel“.

Sie verdrängen, dass es sich bei der Börse, wie bereits beschrieben, um ein Verliererspiel handelt.

Aktives Investieren kann herausfordernd und befriedigend sein. Zumindest solange man gewinnt.

Passives Investieren ist hingegen relativ langweilig …

Sportlicher Ehrgeiz

Für Menschen mit einem ausgeprägt wettkampforientierten Charakter spielt es eine wichtige Rolle, sich mit anderen zu messen.

Dieses Bedürfnis bleibt bei einer passiven Anlagestrategie natürlich unbefriedigt.

Der sportliche Ehrgeiz beruht allerdings in den meisten Fällen auf…

Selbstüberschätzung (Overconfidence Bias)

Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das uns alle betrifft. Die einen mehr, die anderen weniger …

So glauben beispielsweise mehr als 80 Prozent aller Autofahrer, dass sie überdurchschnittlich gut Auto fahren können.

Was schlecht möglich ist.

Ebenso wenig kann die Mehrheit aller Anleger besser als der Durchschnitt sein.

Wären alle Anleger rational und Selbstüberschätzung kein Thema, gäbe es wohl nur wenige aktive Investoren.

Vermutlich ist Selbstüberschätzung der Hauptmotor für die Umsätze an den Börsen.

Spieltrieb

Trading ist Entertainment und manche Leute spielen einfach gern.

Auch wenn es um ihr Geld geht.

In einer Reihe von Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Zahl kleiner Aktien-Trades zurückgeht, wenn im Lotto ein außergewöhnlich großer Jackpot zu knacken ist.

Menschen handeln also weniger an der Börse, wenn ihnen dafür im Lotto ein hoher Gewinn winkt.

In Taiwan wurde 2002 eine staatliche Lotterie eingeführt, worauf die Trading-Aktivitäten von Kleinanlegern an der Börse um satte 25 Prozent zurückging.

Mustersuche

Viele Anleger sind fasziniert von der Technischen Analyse, dem Aufsuchen von Mustern in Aktiencharts.

Diese Muster, die solch phantasievolle Namen wie „Schulter-Kopf-Formation“ tragen, sollen Aufschluss über die zukünftige Entwicklung von Aktienkursen geben.

Ein Teil der Motivation für diese Beschäftigung geht zurück auf biologische Ursachen:

"Menschen sind Tiere, die gerne Geschichten erzählen und Muster suchen."
Michael Shermer

Sobald wir mit etwas konfrontiert werden, das nach Chaos aussieht, fangen wir unwillkürlich an, darin nach Mustern und Zusammenhängen zu suchen.

Wir können dieses angeborene Verhalten einfach nicht abstellen.

Verstärkendes Lernen

Eine der einfachsten Formen des Lernens besteht darin, Verhaltensweisen zu wiederholen, die in der Vergangenheit mit Freude einhergingen.

Und solche Verhaltensweisen zu meiden, die in irgendeiner Form mit Schmerz im Zusammenhang standen.

Die Ergebnisse mehrerer Studien weisen daraufhin, dass Privatanleger häufig zu dieser Art des Lernens neigen.

In einer Untersuchung zeigte sich beispielsweise, dass Anleger ihre Sparraten steigerten, wenn sich ihr Depot in der Vergangenheit gut entwickelt hatte.

In einer anderen Arbeit ließ sich beobachten, dass Anleger mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Aktien eines Unternehmens wieder kauften, mit dem sie schon einmal Gewinne erzielt hatten.

Und Aktien von Unternehmen mieden, die sie in der Vergangenheit mit Verlust verkauft haben.

Selektive Wahrnehmung

Anleger stehen vor unendlich vielen Aktien, in die sie investieren können.

Wie wählen sie nun diejenigen aus, in die sie letztlich investieren?

Manche Investoren haben sicherlich eine Systematik bei der Suche und Recherche.

Andere ziehen hauptsächlich die Aktien in Betracht, die ihre Aufmerksamkeit erregen. Aus welchen Gründen auch immer.

Ein Grund könnte sein, dass diese Aktien in den Medien wiederholt erwähnt wurden. Zum Beispiel weil sie große Preisbewegungen vollzogen haben.

Anleger werden so unbewusst dazu verleitet, „aufregende“ Aktien zu kaufen.

Wie kann man es besser machen?

Aus dem bisher Gesagten lassen sich die folgenden Regeln ableiten:

  • Möglichst wenig, besser gar nicht handeln

  • Nicht in einzelne Aktien investieren

  • Stattdessen kostengünstige Indexfonds (ETFs) kaufen

  • Kein Market Timing betreiben

  • Gewinne laufen lassen und schlechte Investments abstoßen

  • Als Hobbyanleger nicht mit Profis messen

Zusammengefasst: Einfach Passiv Investieren.

Wie das praktisch funktioniert, erfährst du im nächsten Kapitel …

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Autor: Holger Grethe
Holger hat Zendepot Anfang 2013 gegründet und dort als einer der ersten deutschen Blogger regelmäßig über passives Investieren mit ETFs und weitere Finanzthemen informiert. Im Juni 2021 beschloss Holger, das Projekt Zendepot für sich abzuschließen, um sich auf sein Kerngeschäft, die eigene Praxis, zu konzentrieren. Die Beiträge von Holger können jedoch weiterhin im Zendepot-Blog abgerufen werden.
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