5 Anlagestrategien im Vergleich: Welche ist die Richtige für dich?
Es gibt viele Wege, sein Geld anzulegen und Vermögen aufzubauen:
Man kann aktiv oder passiv investieren.
In einzelne Aktien oder in Fonds.
Es geht mit Immobilien und auch ohne.
Entscheide selbst, welcher Weg der richtige für dich ist:
In diesem Artikel vergleiche ich fünf populäre Anlagestrategien unter Berücksichtigung wichtiger Gesichtspunkte wie Rendite, Kosten, Zeitaufwand und Risiko miteinander …
Kurzer Hinweis vorab: Meine Betrachtungen zur Geldanlage stellen nicht die reine Lehre dar. Die Übergänge zwischen den Strategien sind teilweise fließend und die Grenzen dadurch zwangsläufig willkürlich gewählt.
Anlagestrategie 1: Aktives Investieren in einzelne Aktien
Unter dieser Strategie subsumiere ich alle Börsenanleger, die entweder …
selbst direkt in Aktien investieren,
einen Vermögensverwalter damit beauftragen oder
klassische, aktiv gemanagte Fonds kaufen.
Allen Varianten liegt der Glaube zugrunde, vielversprechende Aktien aus dem Gesamtangebot des Marktes herauspicken und zu günstigen Zeitpunkten kaufen respektive verkaufen zu können.
Erklärtes Ziel ist die Outperformance. Man will also besser abschneiden als „der Markt“, sprich: der Durchschnitt aller Anleger.
Deshalb muss ständig gehandelt werden.
Um Gewinne durch gut laufende Titel mitzunehmen und Verluste durch schlecht laufende Papiere zu minimieren.
Check-up: Aktives Investieren in einzelne Aktien
Merkmale: Stock-Picking und Market Timing
Anlagehorizont: kurz bis mittelfristig (Monate bis Jahre)
Kosten: hoch – durch die Transaktionsgebühren, die beim häufigen Handeln entstehen
Zeitaufwand: hoch – durch notwendige Recherchen und häufiges Handeln
Risikostreuung: gering – durch fehlende systematische Diversifikation (der Fokus liegt auf den Kursgewinnen, die einzelne Wertpapiere versprechen)
Renditeerwartung: unterdurchschnittlich (unter Berücksichtigung der Kosten), selbst die meisten Profis (Fondsmanager) scheitern mit dieser Strategie auf lange Sicht.
Durch den hohen Zeitaufwand bei unterdurchschnittlicher Renditeerwartung ergibt diese Strategie wohl nur für Anleger Sinn, die sich einfach gerne mit der Börse beschäftigen. Und unbeirrt der Vorstellung nachhängen, dass es an der Börse in erster Linie auf das Können des Investors ankommt.
Anlagestrategie 2: Trading
Anhänger der zuerst genannten Strategie beschäftigen sich in der Regel eingehend mit den von ihnen ausgewählten Wertpapieren. Und sind dabei nicht selten auf der Suche nach einer guten „Investmentstory“.
Für echte Trader spielt dieser Aspekt kaum eine Rolle.
Sie schauen allein auf nackte Zahlen und diverse Handelssignale, die Aussicht auf erfolgreiche „Trades“ versprechen.
In was ein Trader investiert, ist ihm oder ihr tendenziell Wurst. Hauptsache es bringt viel Geld. Und das zz, also ziemlich zügig.
Ziel sind Renditen im mindestens zweistelligen Bereich, also alles ab Minimum 20 Prozent aufwärts.
Pro Jahr versteht sich.
Die Palette der Trading-Strategien reicht vom ausgeklügelten, computerisierten Handelssystem über Day-Trading mit Aktien, ETFs und Derivaten bis hin zur banalen Zockerei mit binären Optionen.
Check-up: Trading
Merkmale: Stock-Picking und Market Timing, Handelssignale (auf Basis von Chartanalysen)
Anlagehorizont: extrem kurz (Minuten bis Stunden) bis kurz (Tage, Wochen, ggf. wenige Monate bei Handelssystemen)
Kosten: hoch – durch viele Trades und die damit verbundenen Transaktionsgebühren
Zeitaufwand: hoch – da Geld nur bei Präsenz am Computer verdient werden kann (Tausch von Zeit gegen Geld); Ausnahme: (teil)automatisierte Handelssysteme
Risikostreuung: praktisch nicht vorhanden durch „Alles auf eine Karte“-Prinzip; Ausnahme: Handelssysteme mit Long- und Short-Seite (dabei wird sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse gesetzt)
Renditeerwartung: für die meisten Trader wird die von ihnen angestrebte Rendite bestenfalls kurzzeitig, kaum aber auf Dauer erreichbar sein
Für 99 Prozent aller Privatanleger ist Trading nicht die Strategie der Wahl für den langfristigen Vermögensaufbau. Der überdurchschnittlichen Renditeerwartung steht ein hohes Risiko für Verluste gegenüber. Ein paar Fehler können so nicht nur Rendite, sondern schnell ein Vermögen kosten.
Anlagestrategie 3: Passives Investieren in Einzelaktien
Natürlich lässt sich auch ohne spekulativen Ansatz mit Aktien Geld verdienen. In diese Kategorie fallen Dividendenstrategen und andere Value-Investoren.
Anhänger der Dividendenstrategie wählen gezielt Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite für ihr Portfolio aus, wodurch regelmäßige Ausschüttungen („Cash-flow“) garantiert sind.
Value-Investoren hingegen suchen gezielt nach unterbewerteten Unternehmen, deren Potential für Kursanstiege sie aufgrund der Fundamentalanalyse als hoch einstufen.
Check-up: Passives Investieren in Einzelaktien
Merkmale: Stock-Picking und buy-and-hold
Anlagehorizont: lang (Jahre bis Jahrzehnte)
Kosten: gering
Zeitaufwand: unterschiedlich – je nach Recherche-Intensität und Zahl der Einzeltitel im Portfolio
Risikostreuung: gering bis mittel – abhängig von der Portfoliogröße und etwaiger Übergewichtung von Branchen und Regionen
Renditeerwartung: Durch den buy-and-hold-Ansatz langfristig gut (als Orientierungspunkt kann die langfristige Durchschnittsrendite des Aktienmarkts dienen – siehe Strategie 4.
Für den Vermögensaufbau von Privatanlegern mit Abstrichen (Zeitaufwand, eingeschränkte Diversifikation) geeignet.
Anlagestrategie 4: Passives Investieren mit Indexfonds (ETFs)
Die Idee des Passiven Investierens basiert darauf, in alle Aktien – den Markt im Ganzen – zu investieren und die Wertpapiere langfristig zu halten.
Da man praktisch gesehen nicht in alle Aktien, die es gibt, investieren kann, wählt man diejenigen Unternehmen, die den Markt so gut wie möglich repräsentieren. Diese Aktien sind in Börsenindizes enthalten.
Eine Investition in Indizes wiederum ist durch den Kauf von börsengehandelten Indexfonds (ETFs = Exchange Traded Funds) möglich.
Check-up: Passives Investieren mit Indexfonds (ETFs)
Merkmale: Buy-and-hold und Diversifikation
Anlagehorizont: lang (20+ Jahre)
Kosten: gering – die Gesamtkostenquote von ETFs beträgt durchschnittlich nur 0,4 Prozent p.a.; wird ein Robo Advisor oder ein Vermögensberater mit der Depotführung beauftragt, addieren sich dessen Kosten hinzu
Zeitaufwand: minimal (sobald das Portfolio eingerichtet ist)
Risikostreuung: maximal (bei gut strukturiertem Weltportfolio)
Renditeerwartung: Entspricht der langfristigen Aktienmarktrendite abzüglich Kosten und Steuern (ca. 3-4 Prozent Realrendite p.a. abhängig von der Aktienquote des Portfolios erscheinen realistisch).
Aus meiner Sicht ist passives Investieren mit ETFs der beste, weil rationalste Weg, um ohne nennenswerten Aufwand langfristig Vermögen zu bilden.
Anlagestrategie 5: Investieren in Mietimmobilien
Wer mit Wertpapieren eher wenig anfangen kann und im wahrsten Sinne des Wortes „handfeste“ Investitionen bevorzugt, findet mit Mietimmobilien einen alternativen Weg der Vermögensbildung.
Die Herausforderungen, vor denen Anhänger dieser Anlagestrategie stehen, sind deutlich anders gelagert als bei Wertpapierinvestments. Aber sicher nicht weniger anspruchsvoll.
Geeignete Objekte müssen ausgewählt und in einem mäßig transparenten Markt unter hohem Konkurrenzdruck, durch die Vielzahl anderer Kaufinteressenten, bewertet und auf Rentabilität geprüft werden.
Check-up: Investieren in Mietimmobilien
Anlagehorizont: lang (10+ Jahre)
Kosten: hoch – durch Kaufnebenkosten von ca. 6-10 Prozent (hinzu kommen Aufwendungen für die Kapitalmiete, sprich Zinsen)
Zeitaufwand: anfangs hoch, später mittel bis gering (abhängig davon, inwieweit die Verwaltung der Immobilien delegiert wird)
Risikostreuung: gering bis kaum vorhanden (bei nur einem oder wenigen Objekten)
Renditeerwartung: abhängig von der Mietrendite (gut kalkulierbar) und der Wertentwicklung (kaum kalkulierbar) der einzelnen Objekte
Aufgrund hoher Transaktionskosten und diverser organisatorischer Hürden (Kaufvertrag, Kreditzusage, Grundbucheintrag etc.) können Immobilien im Gegensatz zu Wertpapieren an der Börse nicht beliebig schnell gekauft und verkauft werden.Damit kommt der Objektauswahl im wenig effizienten Immobilienmarkt eine entscheidende Bedeutung zu und verleiht dem Faktor Können – anders als bei Wertpapierinvestments – ein größeres Gewicht.Für Privatanleger, die mit Wertpapieren nicht viel anfangen können, sind Mietimmobilien ein bewährter Weg zur Vermögensbildung. Vorausgesetzt, es ist die Bereitschaft vorhanden, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und das notwendige Know-How zu erarbeiten.
Hinweis: Das Eigenheim ist in an dieser Stelle nicht als Anlagestrategie aufgeführt. Da es sich nicht um ein reines Investment handelt, sondern mindestens zu gleichen Teilen um einen Konsumgegenstand (welcher Geld kostet und nicht bringt).
Fünf Anlagestrategien – Das Fazit
Welche Anlagestrategie ist nun die „Richtige“? Mein Favorit ist und bleibt das passive Investieren mit Indexfonds (ETFs).
Für mich ist der Entschluss aber kein Dogma. Ich bestreite nicht, dass man auch auf andere Weise Vermögen bilden kann.
Im Gegensatz zu den anderen genannten Strategien fusst das indexorientierte Investieren jedoch auf finanzwissenschaftlichen Erkenntnissen, was mir als naturwissenschaftlich geprägtem Menschen einfach entgegen kommt.
Natürlich ist die wissenschaftliche Methode auch nicht der Weisheit letzter Schluss, gleicht sie doch einem Blick in den Rückspiegel:
Aus der Vergangenheit lassen sich zwar Regeln, Muster und Zusammenhänge ableiten. Aussagen für die Zukunft sind jedoch mit gewisser Vorsicht zu genießen.
Bei aller Empirie – Fakten also, die aus der Erfahrung gewonnen werden – geht es am Ende doch immer darum, an welche Anlagestrategie man glaubt.
Oder glauben möchte. Denn glauben heißt: nicht wissen.
Und wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird?
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