Geldanlage

Was sind Derivate? Einfach erklärt – und ob ihr sie für euer Depot braucht

Letzte Aktualisierung
20. Dez. 2025

Habt ihr schon mal einen Warnhinweis in eurer Broker-App erhalten, weil ihr bei Produkten wie „Optionsscheinen“ oder „Knock-Out-Zertifikaten“ gelandet seid? Oft werden solche Derivate in den Finanznachrichten als „Wetten gegen den Markt“ oder hochkomplexe Instrumente dargestellt, mit denen Profis Milliarden bewegen. Doch was steckt wirklich dahinter?

Im Artikel klären wir alle wichtigen Fragen: Was sind Derivate? Wie funktionieren die Geschäfte dahinter? Müssen ETF-Anleger:innen diese Produkte verstehen, um ihre Rendite zu verbessern?

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Das Wichtigste in Kürze:
  • Derivate sind keine Aktien oder Firmenanteile, sondern lediglich Verträge, die den Wert eines anderen Vermögenswerts (Basiswert) wie Aktien, Indizes oder Rohstoffe abbilden.

  • Hoher Hebel, hohes Risiko: Derivate werden oft zur Spekulation genutzt, um mit kleinen Einsätzen große Summen zu bewegen. Das bietet hohe Gewinnchancen, vervielfacht aber auch die Verluste bis hin zum Totalverlust.

  • Anders als euer ETF-Vermögen sind Derivate kein geschütztes Sondervermögen. Geht die herausgebende Bank pleite, ist euer Geld in der Regel weg – das nennt man Emittentenrisiko.

  • Für den langfristigen, passiven Vermögensaufbau sind Derivate meist zu teuer und zu riskant. Ihr solltet sie verstehen – primär aber, um guten Gewissens einen Bogen um sie zu machen.

Was ist ein Derivat?

Der Begriff „Derivat“ stammt vom lateinischen Wort „derivare“ ab, was so viel wie „ableiten“ bedeutet. Das beschreibt es ziemlich treffend: Ein Derivat hat keinen eigenen Wert, sondern leitet seinen Wert immer von etwas anderem ab.

Dieses „andere“ nennt man Basiswert (englisch: Underlying). Das kann nahezu jeder handelbare Vermögenswert sein, z. B.:

  • eine einzelne Aktie – (z. B. Apple oder Tesla)

  • ein ganzer Index – (z. B. MSCI World oder S&P 500)

  • ein Rohstoff – (z. B. Gold, Öl oder Weizen)

  • eine Währung – (z. B. Euro gegen US-Dollar)

So funktioniert ein Derivat in der Praxis

Um zu verstehen, was ihr da eigentlich kauft, hilft ein einfacher Vergleich aus dem echten Leben. Eine einfache Analogie ist das Pferderennen. Stellt euch vor, ihr steht an einer Rennbahn und könntet euch dort am Wettautomaten zwischen einer Aktie und einem Derivat entscheiden.

  • Die Aktie: Ihr kauft das Rennpferd. Es gehört euch tatsächlich. Ihr könnt es jahrelang behalten, es hegen und pflegen, und wenn es Rennen gewinnt, bekommt ihr einen Teil der Preisgelder (Dividenden). Ihr seid Eigentümer.

  • Das Derivat: Ihr kauft am Schalter einen Wettschein auf den Sieg des Pferdes. Das Pferd gehört euch nicht. Ihr habt keinen Einfluss darauf und besitzt nichts Reales. Wenn das Rennen vorbei ist, ist euer Schein entweder viel Geld wert – oder er ist nur noch wertloses Papier.

Wenn ihr ein Derivat kauft, investiert ihr also nicht in ein Unternehmen oder einen Sachwert. Ihr schließt stattdessen einen Vertrag über deren zukünftige Preisentwicklung ab. Ihr besitzt kein Stück vom Kuchen, sondern wettet nur darauf, dass der Kuchen größer (oder kleiner) wird.

Welche Derivate gibt es?

Die Welt der Derivate ist riesig, aber in eurer Broker-App oder den Finanznachrichten werdet ihr meistens über diese Begriffe stolpern:

  • Zertifikate: Schuldverschreibungen von Banken, die einen Index oder eine Aktie abbilden (oft mit komplexen Sonderregeln).

  • Optionsscheine: Das verbriefte Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen (der Klassiker für Privatanleger).

  • CFDs (Differenzkontrakte): Hochspekulative Verträge, bei denen ihr nur auf die Kursdifferenz setzt – oft mit extremem Hebel.

  • Futures & Optionen: Standardisierte Verträge, die meist direkt an Terminbörsen von Profis gehandelt werden.

Ihr müsst die technischen Details dahinter jetzt nicht wissen. Wir gehen unten in den FAQs noch einmal genauer auf die Unterschiede ein.

Der Unterschied: Aktie vs. Derivat

Wenn ihr eine Aktie kauft, gehört ihr zu den Eigentümern der Firma. Wenn ihr einen ETF kauft, gehört euch ein Korb voller Firmenanteile. Bei einem Derivat ist das völlig anders. Hier sind die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:

Merkmal

Aktie/ ETF (Investition)

Derivat (Spekulation)

Kauf

echter Anteil am Unternehmen (Eigenkapital)

Vertrag (Schuldverschreibung) mit einer Bank

Rechte

Stimmrecht auf der HV, Anspruch auf Dividende

keine Mitbestimmung, meist keine Dividende

Laufzeit

unbegrenzt (für die Ewigkeit gedacht)

oft begrenzt (verfällt an einem Stichtag)

Sicherheit

geschütztes Sondervermögen (bei Fonds/ETFs)

Emittentenrisiko
(dazu unten gleich mehr)

Ziel

langfristiger Vermögensaufbau

kurzfristige Gewinne oder Absicherung

Warum das Risiko bei Derivaten ein anderes ist

Es gibt zwei Punkte in der Tabelle oben, die für euer Sicherheitsbedürfnis besonders wichtig sind:

1.

Das Emittentenrisiko (Der Banken-Faktor)

Wenn ihr einen ETF kauft und der Anbieter pleitegeht, ist euer Geld sicher. Es gilt als Sondervermögen und darf nicht angetastet werden. Ein Totalverlust ist damit so gut wie ausgeschlossen.

Ein Derivat (z. B. ein Zertifikat) hingegen ist rechtlich gesehen eine Schuldverschreibung. Das heißt auf Deutsch: Ihr leiht der Bank Geld. Geht die herausgebende Bank pleite – wie Lehman Brothers im Jahr 2008 –, ist euer Derivat wertlos, selbst wenn der Basiswert (z. B. der DAX) eigentlich gut läuft.

Ihr tragt also das volle Risiko der Bank.

2.

Der Zeitfaktor

Aktien und ETFs könnt ihr theoretisch vererben. Krisen könnt ihr einfach aussitzen. Viele Derivate haben dagegen ein festes Verfallsdatum. Liegt ihr an diesem Stichtag mit eurer Wette daneben, ist das Geld weg. Ein „Aussitzen“ von schlechten Börsenphasen ist hier oft nicht möglich. Doch genau das wäre eigentlich das richtige Verhalten in Crash-Szenarien.

Derivate sind also nicht für langfristiges Buy-and-Hold-Investieren geeignet. Hier zählt das richtige Timing – und das erhöht das Risiko erheblich.

Bei Aktien und ETFs ist es genau umgekehrt: Geduld zahlt sich aus. Wer langfristig investiert bleibt, kann Krisen einfach überstehen. Das zeigt etwa ein Blick auf das Renditedreieck des MSCI World. Wer mindestens 12 bis 15 Jahre investiert blieb, erzielte in der Vergangenheit nach fast allen Zeiträumen eine positive Rendite, und das trotz mehrerer Crashs.

Renditedreieck
Verkauf
2007
-4,8
2008
-24
-39
2009
-9,4
-12
28,1
2010
-2,9
-2,2
23,9
19,9
2011
-2,9
-2,5
14,1
7,7
-3,2
2012
-0,5
0,4
13,7
9,3
4,4
12,7
2013
2,4
3,6
15,3
12,3
9,9
17,1
21,7
2014
4,5
5,9
16,1
13,8
12,3
18,1
20,9
20,1
2015
5,1
6,5
15,3
13,3
12,0
16,2
17,4
15,3
10,7
2016
5,7
6,9
14,7
12,9
11,8
15,1
15,7
13,8
10,7
10,7
2017
5,9
7,0
13,9
12,3
11,2
13,8
14,1
12,2
9,7
9,2
7,7
2018
4,9
5,8
11,9
10,2
9,0
10,9
10,6
8,5
5,8
4,2
1,1
-5,1
2019
6,7
7,7
13,5
12,1
11,3
13,3
13,3
12,0
10,5
10,4
10,3
11,6
31,1
2020
6,6
7,6
12,8
11,5
10,7
12,4
12,3
11,1
9,6
9,4
9,1
9,5
17,6
5,5
2021
8,2
9,2
14,2
13,1
12,5
14,3
14,4
13,6
12,7
13,0
13,5
14,9
22,5
18,4
32,8
2022
6,7
7,5
12,0
10,8
10,1
11,4
11,3
10,2
9,0
8,7
8,4
8,5
12,2
6,6
7,1
-14
2023
7,4
8,3
12,5
11,5
10,8
12,1
12,0
11,1
10,2
10,1
10,0
10,4
13,8
9,8
11,3
1,9
20,2
2024
8,4
9,2
13,3
12,4
11,9
13,1
13,1
12,4
11,7
11,8
11,9
12,5
15,7
12,9
14,8
9,4
23,1
26,0
Kauf
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Basis: Amundi MSCI World II (FR0010315770) in EUR

Wozu gibt es Derivate überhaupt?

Wenn Derivate so riskant sind und man sein Geld komplett verlieren kann – warum gibt es sie dann überhaupt? Wurden sie nur erfunden, um zu zocken, oder gibt es auch seriösere Beweggründe für ein solches Investment?

Die etwas überraschende Antwort: Derivate wurden ursprünglich zur Absicherung entwickelt, nicht für Spekulation. Mit der Zeit wurde jedoch auch ihr spekulatives Potenzial genutzt, weil Anleger:innen damit gezielt auf steigende oder fallende Kurse setzen können. Heute erfüllen sie an den Finanzmärkten also beide Funktionen: Absicherung & Spekulation.

1.

Absicherung (Hedging): Derivate als Versicherung

Das ist der ursprüngliche Zweck. Stellt euch einen Landwirt vor, der Weizen anbaut. Er hat Angst, dass der Weizenpreis bis zur Ernte im Herbst in den Keller fällt. Um ruhig schlafen zu können, verkauft er schon heute ein Derivat (einen Terminkontrakt), das ihm einen festen Preis für die Zukunft garantiert.

Ein Landwirt nutzt das Derivat so ähnlich wie eine Reiserücktrittsversicherung: Er verzichtet auf die Chance steigender Preise, ist dafür aber gegen den „Unfall“, also den Preisverfall durch ein Überangebot am Markt, abgesichert. Diese Idee ist keine moderne Erfindung der Wall Street: Schon im 16. Jahrhundert wurden in Amsterdam Terminkontrakte auf Getreide abgeschlossen.

Doch auch große Unternehmen heute nutzen das Geschäftsmodell „Derivat” täglich: Eine Fluggesellschaft sichert sich mit Derivaten gegen steigende Kerosinpreise ab, ein Exporteur gegen schwankende Währungskurse usw.

2.

Spekulation mit Hebel: Turbo-Zockerei

Das ist der Bereich, der Privatanleger:innen in Broker-Apps am häufigsten begegnet. Hier geht es nicht um Sicherheit, sondern um schnelle Rendite, oft mit hohem Risiko. Das Zauberwort heißt Hebel.

Die Hebelwirkung sorgt dafür, dass ihr mit Derivaten mit wenig Eigenkapital riesige Summen bewegen könnt.

Beispiel

Ihr wollt auf eine Aktie spekulieren, die 1.000 € kostet. Statt die Aktie zu kaufen, kauft ihr ein Derivat mit Hebel 10. Ihr müsst dafür nur 100 € (Sicherheitsleistung) hinterlegen, bewegt aber rechnerisch die vollen 1.000 € am Markt.

  • Der Effekt: Steigt die Aktie um 1 %, macht euer Derivat 10 % Gewinn.

  • Die Gefahr: Der Hebel wirkt in beide Richtungen. Fällt die Aktie um 10 %, ist euer eingesetztes Kapital, die 100 €, komplett weg. Das ist der Grund, warum viele Anfänger:innen ihr Geld extrem schnell verlieren.

Braucht ihr Derivate in eurem ETF-Depot?

Die ehrliche Antwort für alle, die langfristig Vermögen aufbauen wollen: Nein. Warum Spekulation mit Derivaten so gefährlich ist, habt ihr bereits gesehen: Der Hebel kann Gewinne vervielfachen, aber genauso schnell zum Totalverlust führen. Für langfristiges Sparen ist das also nichts.

Doch auch die Idee, das Depot mit Derivaten gegen Crashs abzusichern, ist in der Praxis für Privatanleger:innen meist sinnlos, denn: Absicherung kostet Geld.

Wenn ihr euer Depot dauerhaft gegen Verluste versichert, lauft ihr Gefahr, dass die Kosten der Derivate – z. B. die Versicherungsprämie – eure langfristige Rendite komplett vernichten. Es ist vielmehr ein Instrument für aktive Day-Trader:innen und große Unternehmen, die sich über Termingeschäfte absichern wollen.

Wenn ihr mit ETFs langfristig und möglichst passiv Vermögen aufbauen wollt, braucht ihr keine Derivate. Statt teure Finanzprodukte zur Absicherung zu kaufen oder mit Hebel zu spekulieren, lasst ihr einfach der Zeit ihren Job machen und bespart eure breit gestreuten ETFs (z. B. einen Welt-ETF) konsequent weiter.

Das heißt: Ihr bleibt mindestens 12 bis 15 Jahre investiert und versucht, Krisen einfach auszusitzen. Das ist historisch gesehen die einfachste Methode, am Aktienmarkt Vermögen aufzubauen. Derivate sind nur Werkzeuge für Profis, die kurzfristige Risiken managen – aber nichts für langfristige Sparer:innen.

Warum das so ist, erkennt ihr schnell, wenn ihr euch eingehender mit den Risiken beschäftigt.

Die Risiken: Warum Derivate gefährlich werden können

Neben dem offensichtlichen Marktrisiko – also der Gefahr, auf das falsche Pferd zu setzen – gibt es bei Derivaten besondere Fallstricke. Hier sind die vier größten Gefahren:

  • Emittentenrisiko
    Wie oben bereits erwähnt: Ein Derivat ist rechtlich gesehen eine Inhaberschuldverschreibung. Ihr leiht der Bank Geld. Wenn diese Bank in Schieflage gerät, fällt euer Geld in die Insolvenzmasse. Ihr seid dann Gläubiger und geht im schlimmsten Fall leer aus.

  • Totalverlust (Knock-Out)
    Bei einer Aktie dauert es lange, bis sie auf 0 € fällt – und meist bleibt zumindest ein Restwert. Bei Derivaten ist der Totalverlust Teil des Bauplans. Viele Produkte haben sog. „Knock-out-Schwellen“: Berührt der Kurs diese Schwelle auch nur für eine Sekunde, wird das Produkt sofort wertlos und euer gesamter Einsatz ist weg.

  • Nachschusspflicht (mehr verlieren als eingesetzt)
    Vielleicht habt ihr im Kontext von Derivaten schon einmal den Begriff Nachschusspflicht gehört. Wenn sich der Markt extrem gegen euch bewegt, müsst ihr dem Broker Geld „nachschießen“ und verliert damit mehr, als ihr eingesetzt habt.

    Gut zu wissen: Für Anleger:innen in Deutschland hat die BaFin Produkte mit unbegrenzter Nachschusspflicht weitgehend eingeschränkt. Dennoch gibt es dieses Risiko noch.

  • Intransparenz und Kosten
    Derivate werden von Banken konstruiert und verkauft. Die Kosten sind oft nicht auf den ersten Blick sichtbar, sondern im Kurs versteckt (Spread). Zudem spielt ihr immer gegen die Bank. Und das kennt ihr vom klassischen Casino auch: Die Bank sorgt meist dafür, dass die mathematische Wahrscheinlichkeit (leicht) zu ihren Gunsten steht.

Fazit: Gehören Derivate in ein ETF-Portfolio?

Die Antwort habt ihr im Laufe des Artikels wahrscheinlich schon selbst gefunden: Nein. Wer langfristig und entspannt Vermögen aufbauen möchte, braucht keine Hebel, keine komplizierten Produkte und keine spekulativen Wetten. Die Zeit ist euer größter Verbündeter – nicht der Optionsschein.

Derivate können an anderer Stelle nützlich sein, etwa für Unternehmen, die Risiken aktiv managen wollen. Für Privatanleger:innen, die Schritt für Schritt investieren, bringen sie jedoch meist nur Komplexität und zusätzliche Gefahren ins Depot.

Wenn ihr diese Risiken vermeiden wollt, bleibt ihr also besser bei eurer langweiligen, aber bewährten Buy-and-Hold-Strategie: Sparplan einrichten, breit gestreut investieren, Ruhe bewahren. Damit könnt ihr zwar nicht in kurzer Zeit spektakuläre Gewinne erzielen, aber auf lange Sicht fahren die meisten damit deutlich besser.

FAQs – Häufige Fragen zu Derivaten

Welche Arten von Derivaten gibt es? (Futures, Optionen, Swaps)

Es gibt unzählige Varianten, aber die „Big Three“, die die Finanzmärkte dominieren, solltet ihr vom Namen her kennen:

1. Futures (unbedingte Termingeschäfte): Hier gibt es kein Zurück. Käufer und Verkäufer verpflichten sich fest, eine Ware (z. B. Öl) oder einen Basiswert zu einem späteren Zeitpunkt zu einem heute festgelegten Preis zu handeln.

2. Optionen (bedingte Termingeschäfte): Hier kauft ihr euch ein Wahlrecht. Ihr dürft eine Aktie zu einem bestimmten Preis kaufen (Call) oder verkaufen (Put), müsst es aber nicht tun. Wenn sich der Markt gegen euch entwickelt, lasst ihr die Option einfach verfallen (und verliert nur die Kaufprämie).

3. Swaps (Tauschgeschäfte): Das sind Verträge zwischen zwei Parteien (meist Banken), die Zahlungsströme tauschen – z. B. einen festen Zinssatz gegen einen variablen. Sogenannte „Swap-ETFs“ nutzen diese Technik im Hintergrund, um einen Index abzubilden.

Was ist der Unterschied zwischen Optionsscheinen und Zertifikaten?

Beides sind Derivate, aber sie funktionieren technisch etwas anders:

Optionsscheine verbriefen das Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, und reagieren extrem stark auf Schwankungen (Volatilität).
Zertifikate sind rechtlich gesehen Schuldverschreibungen einer Bank, die an die Kursentwicklung eines Basiswerts gekoppelt sind – oft mit komplexen Sonderregeln wie bei Bonus- oder Discount-Zertifikaten.

Wer nutzt Derivate eigentlich und wofür?

Nicht nur Spekulanten an der Wall Street nutzen sie – in der realen Wirtschaft sorgen Derivate oft für mehr Planungssicherheit. Hier ein paar Beispiele:

Airlines: Sie nutzen Futures, um sich schon heute den Kerosinpreis für nächstes Jahr zu sichern. So werden Flugtickets nicht plötzlich teurer, nur weil der Ölpreis schwankt.
Lebensmittelhersteller: Eine Schokoladenfabrik sichert sich mit Optionen gegen steigende Kakao- oder Zuckerpreise ab, um die Produktionskosten stabil zu halten.
Banken & Pensionsfonds: Sie verwalten riesige Geldsummen und nutzen Swaps, um sich gegen Zinsänderungen oder Währungsschwankungen zu schützen.
Trader:innen: Sie nutzen Derivate (wie CFDs), um kurzfristig und aggressiv auf steigende oder fallende Kurse zu wetten.

Wo kann man Derivate handeln?

Ihr könnt Derivate entweder ganz normal an der Börse handeln oder im sogenannten Direkthandel (OTC – Over The Counter) direkt beim Emittenten kaufen. Für euch läuft das meist bequem über euren Online-Broker. Der Direkthandel ist oft etwas günstiger bei den Gebühren, dafür aber weniger transparent als der regulierte Börsenhandel.

Wie werden Gewinne aus Derivaten versteuert?

Gewinne unterliegen wie bei Aktien auch der Abgeltungsteuer von 25 % (plus Soli und ggf. Kirchensteuer). Ein wichtiger Haken für euch: Verluste aus bestimmten Termingeschäften dürft ihr oft nur eingeschränkt mit Gewinnen verrechnen: Es gibt separate Verlustverrechnungstöpfe. Das macht die Steuererklärung deutlich komplizierter als bei simplen ETFs, wo die Bank das meiste automatisch regelt.

Was sind "Knock-Out"-Produkte?

Das sind hochspekulative Hebelprodukte mit einer eingebauten Reißleine, der sogenannten „Knock-Out-Schwelle“. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Basiswerts diese Marke auch nur für eine einzige Sekunde, verfällt das gesamte Produkt sofort und ist wertlos. Das ist der schnellste Weg zum Totalverlust – also Finger weg, wenn ihr euch nicht extrem gut auskennt.

Was genau ist die Nachschusspflicht?

Das ist das Risiko, dass euer Verlust höher ausfällt als euer Wetteinsatz. Normalerweise ist bei 0 € Schluss (Totalverlust). Bei Produkten mit Nachschusspflicht rutscht euer Konto ins Minus, und ihr müsst den Differenzbetrag aus eurem Privatvermögen an die Bank zahlen.

Für deutsche Privatanleger ist das bei den meisten gängigen Produkten (wie Zertifikaten oder Standard-CFDs) mittlerweile ausgeschlossen – aber bei komplexen Futures an Terminbörsen existiert dieses Risiko weiterhin.


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Benjamin Schulz ist Finanzredakteur aus München und schreibt seit vielen Jahren über Finanzen und ETF. Als Redakteur arbeitete er für größere Finanzportale, Plattformen zur Portfolioverwaltung, unabhängige Finanzberater und verfasste Texte für einen führenden Robo-Advisor. Bei Zendepot erklärt er komplexe Themen rund um ETFs, Geldanlage und Finanzbildung verständlich und anwendungsnah – mit Fokus auf nachhaltige, langfristige Strategien.
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