ETF Theorie

ETF Crash: Eine Anleitung für die nächste Krise – Ruhe bewahren & Chancen nutzen!

Die Kurse fallen, die Märkte sind tiefrot und das Wort „Crash“ macht die Runde: Wenn ihr gerade erst mit dem Investieren in ETFs begonnen habt, ist ein solches Szenario vielleicht eure größte Sorge. Was tun, wenn die Kurse immer weiter fallen? Ist mein Geld in Gefahr? Sollte ich schnell alles verkaufen?

Zunächst gilt: Durchatmen! Ein Crash ist kein Weltuntergang, sondern ein normaler, wenn auch unangenehmer Teil des Wirtschaftszyklus. Die entscheidende Frage ist nicht, ob es zu einer Krise kommt, denn der nächste Börsencrash kommt definitiv. Die Frage ist, wie ihr aufgestellt seid und darauf reagiert. Panik ist dabei der schlechteste Ratgeber.

Das Wichtigste in Kürze
  • Börsenkrisen gehören dazu: Ein Crash ist kein Systemfehler, sondern ein normaler Teil des Marktzyklus. Entscheidend ist, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen.

  • Verluste entstehen erst beim Verkauf. Solange ihr investiert bleibt, handelt es sich nur um Buchverluste. Erst wer in der Krise verkauft, macht sie real – und verpasst zugleich die Erholung der Märkte.

  • Sparpläne können in Krisen für euch arbeiten: Wenn die Kurse fallen, kauft euer Sparplan automatisch mehr Anteile für dasselbe Geld. Ihn weiterlaufen zu lassen, ist die disziplinierteste und langfristig erfolgreichste Strategie – denn bisher haben sich die Märkte immer wieder erholt.

  • Die beste Vorsorge gegen Krisen ist ein breit gestreuter Welt-ETF, der viele Länder und Branchen abdeckt. Ergänzend sorgt ein Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto dafür, dass ihr in schwierigen Zeiten keine Anteile verkaufen müsst.

  • Unabhängig vom Marktgeschehen ist euer ETF-Kapital als Sondervermögen geschützt. Es gehört auch bei einer Pleite eures Brokers oder des Anbieters weiterhin euch.

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Was ist ein ETF-Crash wirklich? Mythen, Fakten und die Mechanik dahinter

Bevor wir über die richtige Strategie sprechen, lohnt sich ein Blick darauf, was in turbulenten Marktphasen eigentlich passiert. Begriffe wie „Crash“ oder „Korrektur“ werden oft durcheinandergeworfen – doch wer die Unterschiede kennt, bleibt gelassener, wenn die Kurse fallen.

Crash, Korrektur, Bärenmarkt: Eine klare Definition der Begriffe

In der Berichterstattung über fallende Märkte tauchen oft drei Begriffe auf, die klar voneinander abgegrenzt werden sollten. Sie beschreiben nämlich verschiedene Ausmaße und Zeiträume von Kursrückgängen:

  • Die Korrektur
    Von einer Korrektur spricht man, wenn die Aktienmärkte von ihrem letzten Hochpunkt um mehr als 10 % fallen. Solche Rücksetzer sind Teil des normalen Börsengeschehens, kommen relativ häufig vor und sind oft nach wenigen Wochen oder Monaten wieder ausgeglichen.

  • Der Bärenmarkt
    Ein Bärenmarkt beschreibt eine länger anhaltende Phase fallender Kurse, typischerweise um mehr als 20 %. Er geht oft mit einer pessimistischen Grundstimmung unter Anleger:innen einher und kann sich über viele Monate oder sogar Jahre hinziehen.

  • Der Crash
    Ein Crash bezeichnet einen extrem schnellen und starken Kurseinbruch innerhalb weniger Tage. Er ist durch eine hohe Panik am Markt gekennzeichnet und leitet häufig einen Bärenmarkt ein.

Die im Netz zunehmend verbreitete Sorge, dass speziell ETFs eine eigene „Blase“ bilden könnten, die platzt, ist jedoch unbegründet. Warum das so ist und was hinter diesem Mythos steckt, haben wir in unserem Artikel zur ETF-Blase ausführlich erklärt:

Was passiert mit meinem ETF in einem Crash?

Wenn die Börse aber aus anderen Gründen abstürzt – sei es durch eine Wirtschaftskrise, eine Pandemie oder eine Bankenpleite –, ist euer ETF natürlich trotzdem betroffen, denn er bildet ja den Markt ab.

Wichtig ist, dass ihr versteht, was in solchen extremen Phasen hinter den Kulissen passiert. Es gibt vier typische Effekte, die ihr kennen solltet:

Effekt 1: Der Wert eures ETFs sinkt

Der banalste und direkteste Effekt: Der Wert eures ETFs sinkt. Ein ETF ist bekanntlich ein ganzer Korb voller Aktien – stürzt der Aktienmarkt ab, fallen die Kurse der Unternehmen darin.

Da der ETF diese Entwicklung abbildet, sinkt auch sein Börsenkurs und ihr würdet bei einem Verkauf weniger Geld zurückbekommen als vor dem Crash.

Hier seht ihr am Beispiel der Weltfinanzkrise 2008, wie stark Märkte – hier der europäische, dargestellt durch den EURO STOXX 50 – kurzfristig fallen können:

Rendite 2007 - 2009
27,9 %
Bestes Jahr (2009)
-42,6 %
Schlechtestes Jahr (2008)
-6,8 %
⌀ Rendite pro Jahr
-19,1 %
Gesamtrendite
JahrRendite
200710,1 %
2008-42,6 %
200927,9 %
Basis: iShares Core EURO STOXX 50 (DE0005933956) in EUR

Effekt 2: Die Spanne beim Handelspreis wird größer

Diese Spanne, auch Spread genannt, bezeichnet den Unterschied zwischen dem etwas höheren Preis, zu dem ihr Anteile kaufen könnt, und dem etwas niedrigeren Preis, zu dem ihr sie verkauft.

Sie ist der Gewinn für die professionellen Händler. In einer Krise steigt ihr Risiko, deshalb erhöhen sie ihre Spanne. Für euch bedeutet das: Kaufen wird teurer und Verkaufen bringt weniger ein. Euer ETF bleibt aber handelbar, die „Transaktion“ kostet nur vorübergehend mehr.

Effekt 3: Der Börsenkurs kann kurzfristig abweichen

Der Kurs eures ETFs an der Börse sollte immer sehr nah am tatsächlichen Wert aller enthaltenen Aktien liegen (dem sog. Nettoinventarwert, kurz NAV). In einem Crash kann es aber passieren, dass der Kurs kurzzeitig etwas tiefer fällt als der NAV.

Das liegt daran, dass der Handel so hektisch ist, dass die Preisanpassungen nicht mehr perfekt funktionieren. Dieser Unterschied wird von Profis aber meist schnell wieder ausgeglichen. Den Prozess nennt man Arbitrage.

Effekt 4: Der Handel kann ausgesetzt werden.

Wenn die Kurse zu schnell und zu stark fallen, kann die Börse eine Notbremse ziehen und den Handel für einige Minuten oder Stunden aussetzen. Das ist ein Schutzmechanismus, der allen Marktteilnehmern Zeit geben soll, sich zu sammeln und eine unkontrollierte Panik zu verhindern.

Eure ETF-Anteile bleiben in dieser Zeit einfach bestehen und der Handel wird danach ganz normal fortgesetzt.

Das Wichtigste für euch: Keines dieser Phänomene ist eine ETF-spezifische Gefahr. Es sind normale Begleiterscheinungen eines jeden Börsencrashs. Wer Ruhe bewahrt und investiert bleibt, kann auch turbulente Phasen unbeschadet überstehen – bisher hat sich der Markt nämlich noch nach jeder Krise wieder erholt.

Wie sicher ist mein Geld in ETFs?

Was aber, wenn nicht die Börse, sondern der ETF-Anbieter ins Wanken gerät? Auch dann ist euer Geld sicher – es gibt nämlich zwei entscheidende gesetzliche Schutzschilde:

  • 1.

    Der Insolvenzschutz: Euer Geld ist Sondervermögen
    Das Kapital, das ihr in einen ETF investiert, ist als Sondervermögen geschützt. Stellt es euch wie einen Tresor vor, der streng vom Vermögen der Fondsgesellschaft (z. B. iShares) getrennt ist und von einer unabhängigen Depotbank verwahrt wird. Im Falle einer Insolvenz haben Gläubiger keinen Zugriff auf diesen Tresor; euer Geld gehört weiterhin euch.

  • 2.

    Die UCITS-Regeln: Ein europäisches Sicherheitsnetz
    Fast jeder ETF in Europa trägt das Kürzel UCITS im Namen. Das ist ein wichtiges Qualitätssiegel, das sicherstellt, dass der Fonds die EU-Vorschriften zum Anlegerschutz einhält. Diese Regeln schreiben u. a. eine breite Risikostreuung vor und verbieten hochriskante Strategien. So ist direkt im „Bauplan“ des ETFs für zusätzliche Sicherheit gesorgt.

Ein Totalverlust bei einem ETF ist daher unter normalen Umständen so gut wie ausgeschlossen. Mehr dazu lest ihr hier:

Das Fundament für jeden Crash: So baut ihr euer ETF-Depot krisensicher

Die beste Vorbereitung auf eine Krise trefft ihr schon lange, bevor sie überhaupt beginnt – nämlich bei der strategischen Planung eures Depots. Hier sind die entscheidenden Bausteine, die euch „krisenfest“ machen:

1.

Behaltet euren Anlagehorizont im Blick

Der wichtigste Faktor ist die Zeit. Krisen werden nur dann gefährlich, wenn ihr kurzfristig auf euer Geld zugreifen müsst. Überlegt euch deshalb schon beim Aufbau eures Depots, wann ihr das investierte Kapital voraussichtlich benötigt.

Als Faustregel gilt: Geld, das ihr innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre braucht, gehört nicht in schwankungsanfällige Aktien-ETFs.

2.

Baut euch einen Notgroschen auf

Der beste Schutz vor Panikverkäufen ist ein finanzielles Polster, auf das ihr im Notfall zugreifen könnt. Haltet daher einen Notgroschen von 3–6 Monatsausgaben auf einem sicheren, jederzeit verfügbaren Konto (z. B. Tagesgeldkonto) bereit.

Dieser Puffer wirkt wie eine finanzielle Firewall: Wenn unerwartet die Waschmaschine kaputtgeht oder eine Autoreparatur ansteht, müsst ihr nicht in der schlimmstmöglichen Börsenphase eure ETF-Anteile mit Verlust verkaufen. Euer Notgroschen schützt euer Depot und gibt euch die Freiheit, Krisen einfach auszusitzen.

3.

Streut das Risiko möglichst breit

Das Fundament eures Depots sollte so breit und stabil wie möglich sein. Ein breit gestreuter Welt-ETF ist dafür das ideale Kern-Investment. Solche Welt-ETFs enthalten Hunderte oder sogar Tausende Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen, und verteilen euer Risiko damit auf die gesamte Weltwirtschaft.

Ein Totalausfall wäre eigentlich nur denkbar, wenn die gesamte Weltwirtschaft zusammenbricht – und dann wäre euer ETF-Depot nicht euer einziges Problem.

Hier seht ihr eine Auswahl einiger der wichtigsten und breitesten Welt-Indizes. Alle davon enthalten mehrere Tausend Aktien und decken sowohl Industrie- als auch Schwellenländer ab. Breiter lässt sich das Risiko kaum streuen:

Positionen Anteil Top 10 Anteil größtes Land Anteil größte Branche
FTSE All World
3.62422,9 %60,4 %USA27,7 %Technologie
MSCI ACWI
2.33023,5 %62,7 %USA28,4 %Technologie
MSCI ACWI IMI
4.18720,9 %61,4 %USA26,6 %Technologie
FTSE Global All Cap Choice
5.67926,1 %61,5 %USA31,6 %Technologie
4.

Reduziert das Klumpenrisiko

Selbst in breit gestreuten Welt-ETFs ist das Kapital nicht gleichmäßig über alle Regionen verteilt. Beim MSCI World beispielsweise liegt rund zwei Drittel des Gesamtgewichts in den USA. Das ist kein Fehler des ETFs, sondern spiegelt die aktuelle Dominanz amerikanischer Konzerne am Weltmarkt wider.

MSCI World
LandAnteil
Vereinigte Staaten
69,0 % 
Japan
5,4 % 
Vereinigtes Königreich
3,6 % 
Kanada
3,3 % 
Schweiz
2,5 % 
Deutschland
2,4 % 
Frankreich
2,4 % 
Irland
2,2 % 
Australien
1,7 % 
Niederlande
1,5 % 
Basis: Amundi Finanzen.net MSCI World (FR001400YYJ0), 29.08.2025

Dennoch stellt diese hohe Konzentration ein Klumpenrisiko dar – eine starke Abhängigkeit von einem einzigen Land. Wenn euch dieses Risiko zu hoch ist, habt ihr grundsätzlich zwei einfache Lösungswege, um gegenzusteuern:

  • 1.

    Wählt einen breiter aufgestellten Welt-Index: Beim MSCI World ist der USA-Anteil höher als bei anderen Welt-ETFs, weil keine Schwellenländer enthalten sind. Indizes wie der bereits gezeigte MSCI ACWI IMI oder der FTSE All-World enthalten von vornherein Schwellenländer, was das US-Gewicht automatisch senkt.

  • 2.

    Kombiniert gezielt mehrere ETFs: Ihr könnt den MSCI World als Basis behalten und ihn gezielt mit einem Schwellenländer-ETF ergänzen, etwa nach dem bekannten 70/30-Portfolio-Prinzip.

Hier seht ihr eine Auswahl an breit gestreuten Welt-ETFs, bei denen der USA-Anteil geringer ist als beim MSCI World:

Positionen Anteil Top 10 Anteil größtes Land Anteil größte Branche
Vanguard FTSE All-World
Thesaurierend
IE00BK5BQT80
3.62422,9 %60,4 %USA27,7 %Technologie
Vanguard FTSE All-World
Ausschüttend
IE00B3RBWM25
3.62422,9 %60,4 %USA27,7 %Technologie
SPDR MSCI All Country World Investable Market
Thesaurierend
IE00B3YLTY66
4.18420,9 %61,4 %USA26,6 %Technologie
Invesco FTSE All-World
Thesaurierend
IE000716YHJ7
2.38823,2 %63,4 %USA27,0 %Technologie
Invesco FTSE All-World
Ausschüttend
IE0000QLH0G6
2.38823,2 %63,4 %USA27,0 %Technologie
SPDR MSCI All Country World Investable Market
Ausschüttend
IE000DD75KQ5
4.18720,9 %61,3 %USA25,8 %Technologie
5.

Vermeidet spekulative Wetten

Natürlich könnt ihr euer Depot mit weiteren Bausteinen (sogenannten Satelliten) ergänzen, z. B. mit Themen-ETFs auf KI, Kryptowährungen oder Erneuerbare Energien. Haltet diese Wetten aber immer klein – sie sollten insgesamt nicht mehr als 5–10 % eures Depots ausmachen.

So kann euer stabiler Kern ungestört weiterarbeiten, selbst wenn eine spekulative Wette einmal nicht aufgeht. Trend-Themen können über Jahre hinweg schlecht laufen, auch wenn sie vielversprechend klingen. Außerdem kann bei solchen „Wetten“ ein Totalverlust niemals ausgeschlossen werden.

So handelt ihr in der Krise: Die 3 goldenen Regeln während des ETF-Crashs

Wie schon erwähnt: Der nächste Börsencrash wird kommen – die Frage ist nur, wann. Entscheidend ist also, wie ihr darauf reagiert.

Euer Verhalten bestimmt, ob ihr die Krise gelassen aussitzen oder euch selbst schaden werdet. Diese drei Regeln helfen euch, ruhig zu bleiben und langfristig zu profitieren:

Regel 1: Sparplan weiterlaufen lassen

Wenn die Kurse fallen, ist das für euren ETF-Sparplan eine gute Nachricht. Für denselben monatlichen Betrag kauft er automatisch mehr ETF-Anteile als zuvor. Das senkt euren durchschnittlichen Einkaufspreis – ein Mechanismus, der als Cost-Average-Effekt bekannt ist. Langfristig profitiert ihr davon, weil ihr in der Krise günstiger als sonst Anteile „eingekauft“ habt.

Den Sparplan stur weiterlaufen zu lassen, ist die einfachste Form des antizyklischen Investierens: Ihr kauft automatisch dann mehr, wenn die meisten anderen Angst haben. Das erfordert Disziplin, zahlt sich aber auf lange Sicht fast immer aus.

Video
ETF Sparplanrechner: So berechnest du deine eigene Rendite

Regel 2: Nicht verkaufen – aussitzen oder gezielt nachkaufen

Der größte Fehler, den ihr in einem Crash machen könnt, sind Panikverkäufe. Wer bei Tiefstständen verkauft, verwandelt einen vorübergehenden Buchverlust in einen realen, endgültigen Verlust. Die Geschichte der Finanzmärkte zeigt: Nach jeder Krise kam irgendwann die Erholung. Wer investiert bleibt, nimmt diesen Aufschwung automatisch mit.

Wenn ihr in einer Krise noch Kapital übrig habt, kann sie sogar zur Chance werden. ETF-Anteile gibt es dann sozusagen zum „Schnäppchenpreis“. Wer in solchen Phasen gezielt nachkauft, kann seine langfristige Rendite also noch steigern. Das ist aber kein Muss – das reine Aussitzen und Dabeibleiben ist bereits die halbe Miete.

Regel 3: Wenn ihr handeln müsst, handelt mit Bedacht

Der beste Plan ist also, in einer Krise gar nicht zu handeln. Wenn ihr aber aus unvorhergesehenen Gründen doch Anteile verkaufen müsst, dann tut es bitte mit Bedacht.

Um unnötige Kosten durch die bereits erwähnten hohen Spreads zu vermeiden, solltet ihr unbedingt eine Limit-Order nutzen. Damit legt ihr einen Mindestpreis fest, zu dem ihr verkaufen wollt, und habt so die volle Kontrolle.

Mit dem Ordertyp „Limit-Order“ könnt ihr festlegen, dass nur bei bestimmten Kursen verkauft werden soll.

Handelt außerdem nur während der Haupthandelszeiten – z. B. nachmittags, wenn die Heimatbörse Xetra geöffnet hat –, da dann die meisten Käufer und Verkäufer aktiv sind und die Spreads am geringsten sind.

Und wenn euch die Nachrichten und die roten Zahlen im Depot doch zu sehr stressen, denkt an die Investorenlegende André Kostolany:

„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.”

Eure Checkliste für den Krisenfall

Unsere Checkliste kann euch dabei helfen, in der Krise keine falschen Entscheidungen zu treffen:

Fortgeschrittene Strategien: Portfolio-Absicherung und Risikomanagement

Wenn ihr einen Notgroschen habt, euer Depot breit aufgestellt ist und in Krisen ruhig bleibt, seid ihr bereits bestens vorbereitet.

Darüber hinaus gibt es einige Möglichkeiten, das Risiko zusätzlich zu steuern oder abzufedern. Diese Strategien sind jedoch eher optional: Für die allermeisten Anleger:innen, die langfristig und passiv mit ETFs investieren, sind sie nicht zwingend notwendig – und manchmal sogar kontraproduktiv.

Anleihen: Der Anker für ruhigere Nächte?

Anleihen, insbesondere hochwertige Staatsanleihen, gelten als der klassische Gegenpol zu Aktien. Stellt sie euch wie den Anker eures Portfolios vor: Sie schwanken in der Regel deutlich weniger stark und können in Krisen für Stabilität sorgen.

Das liegt daran, dass Anleger:innen in Panikphasen oft aus Aktien flüchten und die wahrgenommene Sicherheit von Staatsanleihen suchen, was deren Kurse stabilisiert oder sogar steigen lässt.

Konzepte wie das „Pantoffel-Portfolio“ basieren genau auf diesem Prinzip der Risikobalance. Der Preis für diese Ruhe ist allerdings eine langfristig geringere Renditeerwartung als bei Aktien. Das muss euch klar sein.

Anleihen sind eine sinnvolle Ergänzung für alle, denen der Aktienmarkt einfach zu viel schwankt und die nachts ruhiger schlafen wollen. Wer jedoch einen sehr langen Anlagehorizont von über 15 Jahren hat und maximale Rendite anstrebt, kann auf einen Anleihen-Anteil auch verzichten – vorausgesetzt, ihr haltet die Schwankungen mental durch.

Gold: Krisenwährung oder teurer Klotz?

Gold gilt traditionell als „Krisenwährung“ und als Schutz vor Inflation – doch die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Während die einen eine kleine Beimischung zur Diversifikation empfehlen, warnen andere vor dem unproduktiven Charakter des Edelmetalls.

Anders als Aktien oder Anleihen wirft Gold keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden ab. Sein Preis wird allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt und ist stark von historischen und kulturellen Faktoren geprägt. Zudem spielt Gold in der Industrie – anders als etwa Silber – nur eine untergeordnete Rolle.

Das führt dazu, dass Gold über lange Phasen stagnieren oder an Wert verlieren kann. Zudem ist der Goldabbau aus ökologischer und sozialer Sicht oft hochproblematisch, wie die Bedingungen in Minen zeigen.

Gold ist kein Muss im ETF-Depot. Es kann sich in Krisen anders als Aktien verhalten – auch wenn diese Eigenschaft inzwischen zunehmend in Frage gestellt wird. Wenn ihr an die Rolle von Gold als „letzte Versicherung“ glaubt, ist eine Beimischung von maximal 10 % vertretbar – seht es aber eher als Glaubensfrage und nicht als zwingenden Bestandteil eures Depots.

Absicherung mit Stop-Loss-Orders, Put-Optionen oder Short-ETFs

Es gibt einige Instrumente, mit denen ihr euer Depot aktiv gegen fallende Kurse absichern könnt – zumindest in der Theorie. Dazu zählen:

  • Stop-Loss-Orders: Ein Ordertyp, bei dem automatisch ein Verkauf ausgelöst wird, sobald ein festgelegter Kurs unterschritten wird.

  • Put-Optionen: Sie funktionieren wie eine Versicherung gegen Kursverluste.

  • Short-ETFs: Eine direkte Wette auf fallende Märkte. Steigen die Kurse hingegen, verliert ihr entsprechend an Wert.

Das Problem bei allen dreien: Sie erfordern Market-Timing. Ihr müsst nicht nur den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf oder die Absicherung finden, sondern auch für den Wiedereinstieg. Das gelingt in der Praxis nur den wenigsten Anleger:innen.

Zudem sind diese Instrumente komplex, oft teuer und bergen eigene Risiken (z. B. Pfadabhängigkeit bei Short-ETFs).

Für langfristige Anleger:innen, die nach dem Buy-and-Hold-Prinzip investieren, sind diese Instrumente in der Regel nicht nur unnötig, sondern oft sogar schädlich für die Rendite.

Wie lange dauert die Erholung – und was kommt nach der Krise?

Weil jede Krise anders verläuft, gibt es leider keine feste Regel, wie lange eine Erholung dauert. Ein Blick in die Geschichte kann trotzdem dabei helfen, diese Phasen einzuordnen und die Nerven zu bewahren.

Ein Blick auf historische Crashs

Die Geschichte der Finanzmärkte ist im Grunde eine Abfolge von Krisen und anschließenden Erholungen. Zwar hatte jeder Crash seine eigene Dynamik, doch die Daten zeigen trotzdem gewisse Muster.

Analysen historischer Bärenmärkte für den breiten US-Markt, der oft als Taktgeber für die Weltwirtschaft dient, liefern folgende Durchschnittswerte:

  • Durchschnittlicher Verlust: In einem typischen Bärenmarkt fielen die Kurse um rund 35 %.

  • Durchschnittliche Dauer des Abschwungs: Es dauerte im Schnitt etwa 12 bis 15 Monate, bis der Tiefpunkt erreicht war.

  • Durchschnittliche Dauer der Erholung: Die Zeit, um die Verluste wieder aufzuholen, war oft überraschend kurz. Im Schnitt dauerte es ca. 24 Monate vom Tiefpunkt zurück zum vorherigen Höchststand.

Natürlich gibt es Ausreißer: Der Dotcom-Crash ab dem Jahr 2000 war eine langwierige Angelegenheit, während der Corona-Crash 2020 extrem schnell und V-förmig verlief.

Doch das Muster bleibt: Auf den Abschwung folgte bisher immer ein neuer Aufschwung. Eine Übersicht der größten Finanzkrisen findet ihr hier:

Kann man den nächsten Crash vorhersagen?

Die ehrliche Antwort lautet: Nein.

Hätte jemand tatsächlich eine funktionierende Kristallkugel, um vor einem Crash rechtzeitig zu verkaufen und am Tiefpunkt wieder einzusteigen, wäre diese Person unermesslich reich. In der Realität sind unzählige Profis und Privatanleger:innen genau an diesem Versuch gescheitert, oft spektakulär.

Das Problem liegt nicht nur im richtigen Ausstieg. Wer den Wiedereinstieg verpasst, schadet sich meist noch mehr. Studien zeigen: Schon wenige verpasste Aufschwungtage nach einem Crash können die Rendite eines ganzen Jahrzehnts ruinieren.

Beispiel: Eine bekannte Analyse von J.P. Morgan Asset Management zeigt: Wer in den vergangenen 20 Jahren nur die zehn besten Handelstage am US-Aktienmarkt verpasst hat, halbierte nahezu seine Gesamtrendite.

Darum gilt unter erfahrenen Anleger:innen ein einfaches, aber bewährtes Prinzip:

Zeit im Markt schlägt das Timing des Marktes.
(Original: Time in the market beats timing the market.)

Fazit: Krisen sind für langfristige ETF-Anleger mehr Chance als Risiko!

Ein Börsencrash ist kein Grund zur Panik, sondern ein Stresstest für eure Anlagestrategie. Für langfristige ETF-Anleger:innen kann er sogar eine Chance sein, günstiger nachzukaufen und die Basis für künftige Renditen zu legen.

Langfristiger Erfolg an der Börse beruht nicht auf Insiderwissen, sondern auf drei Faktoren: breiter Diversifikation, einem langen Anlagehorizont und der Fähigkeit, in schwierigen Phasen ruhig zu bleiben. Wenn ihr dieses Fundament habt, könnt ihr Crashes und Krisen aussitzen und langfristig davon profitieren, dass sich Märkte bisher immer wieder erholt haben.

FAQs: Häufige Fragen zu ETFs in der Krise

Sollte ich bei einem Crash verkaufen oder halten?

Für langfristige Anleger:innen gilt: Halten statt verkaufen. Panikverkäufe realisieren eure Verluste endgültig. Wer investiert bleibt, profitiert von der historischen Tendenz der Märkte, sich nach jeder Krise wieder zu erholen.

Sind ETFs in einer Krise sicherer als Einzelaktien?

Ja, in der Regel schon. Der Grund ist die breite Streuung: Während eine einzelne Aktie durch eine Insolvenz wertlos werden kann, verteilt ein Welt-ETF das Risiko auf hunderte oder tausende Unternehmen. Der Ausfall einer einzelnen Firma ist dann kaum spürbar.

Was passiert mit Dividenden in einer Krise?

In einer Wirtschaftskrise können Unternehmen ihre Dividendenzahlungen kürzen oder aussetzen, um Geld zu sparen. Dadurch sinkt auch die Ausschüttung eures ETFs, egal ob er thesaurierend oder ausschüttend ist.

Sollte ich meine Portfolio-Gewichtung in der Krise anpassen (Rebalancing)?

Ein Rebalancing in der Krise bedeutet, den gefallenen Aktienanteil durch Verkäufe des stabilen Portfolio-Teils wieder aufzustocken. Das ist eine antizyklische Strategie, aber für die meisten Anleger:innen psychologisch schwer. Oft ist es einfacher, am Sparplan festzuhalten.

Was passiert, wenn mein ETF-Anbieter pleitegeht?

Euer Geld ist sicher, denn es ist als Sondervermögen gesetzlich geschützt. Das bedeutet, es ist vom Vermögen des ETF-Anbieters getrennt und kann bei einer Pleite nicht von dessen Gläubigern angetastet werden.

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Benjamin Schulz ist Finanzredakteur aus München und schreibt seit vielen Jahren über Finanzen und ETF. Als Redakteur arbeitete er für größere Finanzportale, Plattformen zur Portfolioverwaltung, unabhängige Finanzberater und verfasste Texte für einen führenden Robo-Advisor. Bei Zendepot erklärt er komplexe Themen rund um ETFs, Geldanlage und Finanzbildung verständlich und anwendungsnah – mit Fokus auf nachhaltige, langfristige Strategien.
Geprüft durch: Martin Gschwentner
Martin schrieb schon im Studium über Finanzthemen: Seine Masterarbeit verfasste er über die Geschichte amerikanischer Zentralbanken, später forschte er zum Thema Wahlkampffinanzierung. Privat investiert er seit mehreren Jahren in ETFs und Aktien. Heute lebt er in London und arbeitet als freier Texter in den Bereichen Technologie und Finanzen.
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