ETF Rentenversicherung: Lohnt sich eine ETF-Police 2026 noch?
ETFs sind der wohl einfachste Weg, um langfristig ein Vermögen für das Alter aufzubauen. Der gängigste und günstigste Weg, um regelmäßig in ETFs zu investieren, ist ein ETF-Sparplan. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit: die ETF-Rentenversicherung, oft auch ETF-Police genannt. Lohnt sich das?
Beim Wort „Versicherung“ zur Geldanlage sind viele zu Recht skeptisch: Oft sind solche Produkte teuer, kompliziert und intransparent. Mit einer guten ETF-Rentenversicherung könnt ihr aber unter Umständen Steuern sparen, wenn ihr einen langen Atem mitbringt.
In diesem Artikel erklären wir euch, wie eine ETF-Police funktioniert, wann sie sich lohnt und worauf ihr achten müsst, um nicht in eine Kostenfalle zu tappen.

Zwei Produkte, ein Ziel: Mit einer ETF-Rentenversicherung investiert ihr euer Geld – genau wie mit einem ETF-Sparplan – in den Aktienmarkt. Der Unterschied: Das Investment steckt in einem „Versicherungsmantel“.
Dieser Versicherungsmantel ermöglicht euch steuerfreie Umschichtungen eurer ETFs und weitere Steuerersparnisse bei der Auszahlung (die sogenannte 62+12-Regel).
Diesen Vorteil bezahlt ihr aber mit höheren Kosten und weniger Flexibilität beim Zugriff auf euer Kapital.
Eine ETF-Police lohnt sich – wenn überhaupt – eher als kostengünstige „Nettopolice“. Sie verzichtet auf teure Abschlussprovisionen, die eure Rendite von Anfang an schmälern.
Die Rechnung geht insbesondere bei sehr langen Laufzeiten von über 25 Jahren auf. Für die meisten von euch bleibt daher der flexible ETF-Sparplan der bessere Weg.
Was ist eine ETF-Rentenversicherung?
Wenn ihr euch mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, stoßt ihr schnell auf ETFs. Dabei handelt es sich um börsengehandelte Fonds, mit denen ihr breit gestreut in den Aktienmarkt investieren könnt. Der einfachste und verbreitetste Weg dafür ist ein ETF-Sparplan.
Aber wusstet ihr, dass man ETFs auch in ein Versicherungsprodukt stecken kann? Genau das ist eine ETF-Rentenversicherung.
Im Kern ist sie eine Kombination aus beidem: Ihr investiert über ETFs in den Aktienmarkt, tut das aber nicht über ein Depot, sondern innerhalb der rechtlichen und steuerlichen Struktur einer privaten Rentenversicherung.
Lasst euch von den Begriffen nicht verwirren. Ob ihr von ETF-Rentenversicherung, ETF-Police, Fondsrente oder Fondspolice lest – gemeint ist immer dasselbe: Ihr investiert in ETFs, nur liegen eure Papiere nicht im Depot bei einer Bank (oder einem Broker), sondern bei einer Versicherung. Das ist der große Unterschied zum „normalen“ ETF-Sparen.
So funktioniert eine ETF-Police
Eine ETF-Rentenversicherung funktioniert im Grunde wie ein ETF-Sparplan. Das Einzahlen und Sparen ist identisch: Ihr überweist monatlich oder einmalig Geld, das dann automatisch in eure ausgewählten ETFs fließt. Der große Unterschied liegt im Kostenmodell und vor allem in der Auszahlungsphase.
Der Ablauf lässt sich in drei Schritten zusammenfassen:
- 1.
Ihr zahlt ein: Ihr bespart euren Vertrag regelmäßig mit einem monatlichen Beitrag, ganz wie bei einem klassischen Sparplan.
- 2.
Die Versicherung investiert: Nach Abzug von Kosten legt die Versicherungsgesellschaft euer Geld in die von euch ausgewählten ETFs an. Euer Kapital kann also über viele Jahre am Aktienmarkt für euch arbeiten.
- 3.
Ihr bekommt es im Alter zurück: Hier kommt der größte Unterschied: Zu Rentenbeginn habt ihr die Wahl. Entweder ihr lasst euch das gesamte Kapital auf einmal auszahlen oder ihr nutzt die Option der Verrentung – also eine garantierte, lebenslange monatliche Rente.
Die lebenslange Rente klingt verlockend, hat aber einen Haken: Der Versicherer kalkuliert konservativ, wie alt ihr werdet, und legt danach die Höhe eurer monatlichen Rente fest.
Im Grunde ist das eine Wette auf euer Lebensalter. Sterbt ihr früher als erwartet, verbleibt das Restkapital als sog. „Sterbegewinn“ bei der Versicherung – nicht bei euren Erben.
Warum also entscheiden sich manche Anleger:innen trotzdem für die Versicherung, obwohl der Sparplan direkter und einfacher erscheint? Der Grund liegt in der unterschiedlichen Funktionsweise und den damit verbundenen rechtlichen und steuerlichen Details.
Das ist der Unterschied zum ETF-Sparplan
Der entscheidende Unterschied liegt nicht darin, worin ihr investiert – in beiden Fällen sind es ETFs. Der Unterschied liegt darin, wem das Geld während der Ansparphase rechtlich gehört.
Beim ETF-Sparplan eröffnet ihr ein Depot bei einer Bank. Die ETF-Anteile darin sind euer direktes Eigentum. Ihr habt die volle Kontrolle und könnt jederzeit darauf zugreifen, sie verkaufen oder die Sparrate ändern.
Bei der ETF-Police schließt ihr einen Vertrag mit einer Versicherung ab. Das Kapital liegt im sogenannten „Versicherungsmantel“ und gehört rechtlich der Versicherung, die es treuhänderisch für euch verwaltet. Ihr habt also einen vertraglichen Anspruch auf das Geld, aber nicht den direkten Besitz.
Genau dieser strukturelle Unterschied ist der Grund für alle Vor- und Nachteile bei Kosten, Flexibilität und Steuern, die wir uns jetzt genauer ansehen.
Vorteile & Nachteile der ETF-Police
Der „Versicherungsmantel“ der ETF-Rentenversicherung ist der entscheidende Unterschied zum klassischen ETF-Sparplan. Doch was bringt er euch konkret – und was kostet er euch?
Hier sind die zentralen Vor- und Nachteile dieser Struktur:
Steuerersparnis bei der Auszahlung
Haltet ihr den Vertrag mindestens 12 Jahre und seid bei der Auszahlung über 62, müsst ihr nur die Hälfte eurer Gewinne versteuern (Halbeinkünfteverfahren) – und zwar mit eurem persönlichen Einkommenssteuersatz (62+12-Regel).Keine Steuern beim Umschichten
Ihr könnt eure Anlagestrategie jederzeit anpassen und eure ETFs innerhalb der Police austauschen, ohne dass dabei Steuern auf die Gewinne anfallen, die ihr in der Zwischenzeit erwirtschaftet habt.Keine Vorabpauschale
Die jährliche Steuer auf thesaurierende ETFs, die im Bankdepot fällig wird, die sogenannte Vorabpauschale, entfällt im Versicherungsmantel komplett.Steuerliche Planungssicherheit
Die steuerlichen Regeln eurer ETF-Police sind heute festgelegt und genießen einen hohen rechtlichen Schutz vor zukünftigen politischen Änderungen. Beim Sparplan hingegen gilt immer der Steuersatz der Kapitalertragsteuer, der am Tag eures Verkaufs in Kraft ist – und das ist für die Zukunft ungewiss.
Höhere Kosten
Ein Versicherungsmantel verursacht immer zusätzliche Verwaltungs- und Produktkosten, die eure Rendite über die gesamte Laufzeit schmälern.Weniger Flexibilität
Euer Kapital ist langfristig gebunden. Eine vorzeitige Kündigung ist fast immer mit hohen Verlusten verbunden und der flexible Zugriff für andere Lebensziele ist nicht möglich.Begrenzte ETF-Auswahl
Ihr seid immer auf das Angebot des jeweiligen Versicherers beschränkt und könnt nicht frei aus allen am Markt verfügbaren ETFs wählen.
ETF-Rentenversicherung vs. ETF-Sparplan: Was passt besser zu euch?
Steuervorteile auf der einen, höhere Kosten und weniger Flexibilität auf der anderen Seite – das ist der zentrale Kompromiss der ETF-Police. Aber was bedeutet das nun für euch persönlich? Um das herauszufinden, schauen wir uns jetzt zwei typische Szenarien an.
Szenario 1: ETF-Rentenversicherung für weniger Steuer & mehr Disziplin
Die ETF-Police entfaltet ihre Stärke vor allem dann, wenn ihr Geld anlegt, das ihr garantiert erst im Rentenalter benötigt. Sie ist weniger ein flexibles Werkzeug für den allgemeinen Vermögensaufbau, sondern vielmehr ein gezieltes Instrument für die langfristig geplante Altersvorsorge.
Aber passt dieses Szenario zu euch? Stellt euch dazu einfach drei Fragen:
Plane ich wirklich nur für die Rente (15+ Jahre)?
Der größte Hebel der Police, die sogenannte 12/62-Regel, greift erst nach sehr langer Zeit. Ihr müsst sicher sein, dass ihr das Geld über Jahrzehnte nicht für andere Zwecke (wie einen Immobilienkauf) benötigt.Will ich meine Strategie über Jahrzehnte anpassen können?
In 20 Jahren kann sich die Investment-Welt stark verändern. Wenn ihr eure ETFs steuerfrei umschichten wollt, um auf neue, bessere Produkte zu wechseln, ist der Versicherungsmantel ein starkes Argument.Brauche ich eine „Bremse“ für emotionale Entscheidungen?
Die starre Struktur der Police schützt euch davor, in Krisen panisch zu verkaufen. Wenn ihr wisst, dass ihr zu emotionalen Kurzschlussreaktionen neigt, kann diese eingebaute Disziplin am Ende bares Geld wert sein.
Wenn ihr alle drei Fragen mit „Ja“ beantworten könnt, ist die ETF-Police eine ernsthafte Überlegung wert. Um das Ganze greifbar zu machen, haben wir das für euch in einem Rechenbeispiel gegenübergestellt.
Rechenbeispiel: So schlägt der Steuervorteil die Kosten
Um den Effekt zu verdeutlichen, vergleichen wir einen ETF-Sparplan mit einer kostengünstigen ETF-Nettopolice. Wir nehmen an, dass ihr in beiden Fällen eure Anlagestrategie nach 12 Jahren einmalig anpasst und die ETFs wechselt.
Hinweis: Die Beispiele dienen der Illustration der Mechanik und ersetzen keine individuelle Berechnung.
ETF-Sparplan | ETF-Rentenversicherung (Nettopolice) | |
|---|---|---|
Annahmen | 100 €/Monat, 25 Jahre, 7 % Rendite, 0,2 % ETF-Kosten | 100 €/Monat, 25 Jahre, 7 % Rendite, 0,7 % Gesamtkosten |
Nach 12 Jahren (Umschichtung) | Depotwert: ~ 22.050 € | Vertragsguthaben: ~ 21.400 € |
Endkapital (vor Steuern) | ca. 74.100 € | ca. 73.900 € |
Gesamte Steuerlast | ca. -8.250 € (Umschichtung + Auszahlung) | ca. -5.490 € (nur Auszahlung) |
Netto-Ergebnis | ca. 65.850 € | ca. 68.410 € |
Erkenntnis: In diesem Szenario liegt die ETF-Police am Ende rund 2.500 € vorn.
Der entscheidende Punkt ist nicht der genaue Betrag, sondern der Mechanismus dahinter: Der einmalige Steuerabfluss bei der Umschichtung im Depot kann den Zinseszinseffekt stärker ausbremsen, als es die laufenden, aber moderaten Mehrkosten der Versicherung über den gesamten Zeitraum tun.
Steuervorteil bei häufigen Umschichtungen
Dieser Effekt wird umso stärker, je aktiver ihr euer Portfolio über die Jahrzehnte gestaltet. Stellt euch ein typisches Anleger:innenleben vor: Ihr beginnt mit 35 und spart 30 Jahre lang für eure Rente. Es ist durchaus plausibel, dass ihr in dieser langen Zeit eure Strategie mehrmals anpasst, etwa so:
Nach 10 Jahren wechselt ihr vielleicht auf einen neueren, günstigeren Welt-ETF, den es zu Beginn eurer Reise noch gar nicht gab.
Nach 20 Jahren wollt ihr eure Strategie womöglich verfeinern, schichtet erneut um und holt weitere Wertpapiere oder Anlageklassen in euer Depot.
Mit 65 Jahren möchtet ihr eure Gewinne sichern und schichtet ein drittes Mal in risikoärmere Anlagen wie Anleihen oder Festgeld um. So kann euer Kapital sicher für euch weiterarbeiten, während ihr euch peu à peu eine Rente auszahlt.
Während bei nur einer Umschichtung der Vorsprung der Police noch gering ist, wächst er bei zwei realistischen Umschichtungen bereits auf über 5.500 € an. Kommt die dritte Umschichtung im Alter hinzu, vergrößert sich der Abstand oft auf fast 10.000 €. Genau hier spielt der Versicherungsmantel seine größte Stärke aus.
Szenario 2: Der ETF-Sparplan für maximale Flexibilität & Buy-and-Hold
Für die allermeisten Anleger:innen, insbesondere für Einsteiger:innen, ist und bleibt der klassische ETF-Sparplan der Standardweg. Er ist einfacher, transparenter und immer dann die bessere Wahl, wenn ihr nicht alle drei Fragen aus Szenario 1 klar mit „Ja“ beantworten könnt. Ein ETF-Sparplan passt jedenfalls besser zu euch, wenn einer dieser Punkte auf euch zutrifft:
Ihr wollt flexibel auf euer Geld zugreifen können:
Das Leben ist nicht immer planbar. Wenn ihr in 10 oder 15 Jahren eine Immobilie anzahlen, euch selbstständig machen oder eine Auszeit finanzieren wollt, braucht ihr schnellen Zugriff auf euer Kapital – den bietet nur der ETF-Sparplan.Ihr verfolgt eine simple „Buy-and-Hold“-Strategie:
Wenn ihr ohnehin nur einen einzigen Welt-ETF kauft und diesen über Jahrzehnte haltet, ist der Vorteil der steuerfreien Umschichtung für euch gar nicht relevant.Ihr wollt die Kosten auf ein Minimum reduzieren:
Ein ETF-Sparplan ist der direkteste und damit günstigste Weg, in den Aktienmarkt zu investieren. Es gibt keine zusätzliche „Versicherungshülle“, die eure Rendite schmälert.
Rechenbeispiel: Hohe Kosten bremsen die Rendite
Besonders der letzte Punkt – die Kosten – hat eine enorme Auswirkung. Das folgende Beispiel zeigt, wie stark sich selbst ein scheinbar kleiner Kostenunterschied auf euer Endvermögen auswirken kann:
ETF-Sparplan (günstig) | ETF-Rentenversicherung (teurer) | |
|---|---|---|
Annahmen | 100 €/Monat, 25 J., 1.000 € Startkapital | 100 €/Monat, 25 J., 1.000 € Startkapital |
Rendite (netto) | 7 % (entspricht Marktrendite) | 6,2 % (entspricht Marktrendite abzgl. 0,8 % Effektivkosten) |
Endkapital (vor Steuern) | ca. 87.800 € | ca. 77.100 € |
Erkenntnis: Der Unterschied beträgt über 10.000 €. Das ist eine Summe, die allein durch die höheren Kosten der Versicherung über die Jahre verloren geht, ohne dass ihr dafür einen Mehrwert erhaltet (wenn ihr z. B. nicht umschichtet).
Mit unserem Zinseszinsrechner könnt ihr genau das selbst ausprobieren. Stellt einfach die Rendite von 7 % auf 6,2 % um und seht selbst, welchen gewaltigen Unterschied ein paar Nachkommastellen am Ende ausmachen.
ETF-Rentenversicherung abschließen: Darauf solltet ihr achten
Wenn ihr nach Abwägung aller Punkte zu dem Schluss kommt, dass eine ETF-Rentenversicherung eine gute Wahl für eure private Altersvorsorge ist, steht die wichtigste Entscheidung an: die Wahl des richtigen Vertrags. Der Markt ist voll von Angeboten, doch die Unterschiede bei Kosten und Fairness sind groß.
Nettopolice vs. Bruttopolice: Der wichtigste Unterschied
Bevor ihr euch überhaupt Anbieter anseht, müsst ihr diesen fundamentalen Unterschied verstehen. Er entscheidet darüber, wie viel von eurem Geld von Anfang an wirklich für euch arbeitet.
Bruttopolicen: Das sind die klassischen Verträge, die über Versicherungsvermittler verkauft werden. Für den Abschluss erhält der Vermittler eine Provision. Diese Kosten (oft nicht unerheblich) werden direkt von euren Beiträgen in den ersten Jahren abgezogen. Euer Geld startet also mit einem Minus ins Rennen.
Nettopolicen: Diese Verträge schließt ihr meist über Honorarberater ab. Ihr zahlt dem Berater ein einmaliges, transparentes Honorar für die Beratung. Dafür enthält der Vertrag selbst keine teuren Abschlussprovisionen. Euer Geld wird von Beginn an fast vollständig investiert.

Unsere Einschätzung: Wenn ihr eine ETF-Rentenversicherung in Betracht zieht, dann ausschließlich eine Nettopolice. Hier habt ihr eher die Chance, dass die Steuervorteile die Kosten langfristig überwiegen.
Und bevor ihr etwas unterschreibt: Lasst euch das Ganze von einem unabhängigen Berater durchrechnen. So könnt ihr zahlenbasiert einschätzen, ob sich die ETF-Police am Ende wirklich für euch lohnt.
Checkliste: 7 Merkmale einer sinnvollen ETF-Police
Habt ihr einen Anbieter für eine Nettopolice gefunden, geht es an die Prüfung des Vertrags. Achtet dabei auf sechs entscheidende Kriterien:
Niedrige Effektivkosten (unter 0,8 %)
Die Effektivkosten sind die wichtigste Kennzahl, um Verträge zu vergleichen. Sie fasst alle Kosten einer Versicherung (Verwaltung, Produkt etc.) zusammen und zeigt, wie stark eure jährliche Rendite geschmälert wird.
Jeder Zehntelprozentpunkt mehr kostet euch über die Jahrzehnte Tausende Euro an Endkapital. Eine gute Nettopolice sollte hier einen Wert von unter 0,8 % aufweisen.
Große und gute Auswahl an ETFs
Prüft das Fondsangebot des Versicherers. Sind die großen, kostengünstigen Welt-ETFs – z. B. auf den MSCI World, FTSE All-World oder ACWI IMI – verfügbar? Eine Auswahl von mindestens 100 ETFs ist ein gutes Zeichen und gibt euch auch die nötige Flexibilität für die Zukunft.
Hohe Flexibilität bei den Zahlungen
Ein fairer Vertrag lässt euch atmen. Ihr solltet eure monatliche Sparrate jederzeit ohne Mehrkosten anpassen oder den Vertrag auch mal für eine Zeit beitragsfrei stellen können, falls es finanziell eng wird. Auch die Möglichkeit für Sonderzahlungen ist ein Pluspunkt.
Transparente und faire Vertragsbedingungen
Lest das Kleingedruckte oder lasst es euch genau erklären. Sind alle Kosten klar und verständlich aufgeschlüsselt? Wie hoch ist die Effektivkostenquote? Gibt es versteckte Gebühren, zum Beispiel für einen Anbieterwechsel oder die Auszahlung? Seriöse Anbieter legen alle Karten offen auf den Tisch.
Keine unnötigen Garantiebausteine
Viele Versicherer bieten Garantien an, etwa eine Beitragsgarantie, die euch zusichert, am Ende mindestens eure Einzahlungen zurückzuerhalten. Das klingt sicher, ist aber eine teure Renditebremse.
Um diese Garantie zu gewährleisten, muss die Versicherung einen Großteil eures Geldes in sehr sichere, aber extrem renditeschwache Anlagen investieren. Für einen langfristigen Vermögensaufbau mit ETFs sind solche Garantien kontraproduktiv.
Flexible Auszahlungsoptionen statt Zwangs-Rente
Die Option auf eine lebenslange Rente klingt attraktiv, ist aber oft eine Wette auf eure Langlebigkeit, die ihr verlieren könntet (Stichwort „Sterbegewinne“). Ein guter Vertrag zwingt euch nicht in die Verrentung.
Stattdessen gibt er euch die Wahl: Entweder ihr lasst euch das Kapital auszahlen und nutzt die Steuervorteile, oder ihr gestaltet euren Auszahlplan selbst, indem ihr euer Vermögen im Alter in sicherere Anlagen – wie z. B. Anleihen – umschichtet und es peu à peu für eure Rente nutzt.
Keine zusätzlichen Versicherungen abschließen
Manche Anbieter werden euch vorschlagen, weitere Versicherungen direkt in eure ETF-Police zu integrieren, etwa eine Risikolebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Das mag auf den ersten Blick praktisch klingen – alles aus einer Hand. Doch genau hier solltet ihr hellhörig werden.
Solche Kombi-Produkte sind fast immer intransparent und deutlich teurer als zwei separate, spezialisierte Verträge. Die Haltung der Verbraucherzentrale ist hier deshalb eindeutig:
„Kombi-Produkte mit einem Spar- und einem Versicherungsanteil sind in der Regel nicht sinnvoll.”
Haltet euch daher an die Grundregel: Sparen und Investieren gehört in ein Produkt, das Absichern von Risiken in ein anderes.
Fazit: Die ETF-Rentenversicherung kann sich lohnen, aber nicht für jede:n
Ist die ETF-Rentenversicherung die bessere Wahl für eure Altersvorsorge? Es kommt darauf an: Die Steuervorteile bei der Auszahlung und die kostenlosen Umschichtungen sind zwei starke Argumente, die besonders bei sehr langen Sparzeiträumen für die ETF-Police sprechen.
Wenn euer Investment also klar für die Altersvorsorge bestimmt ist und ihr über Jahrzehnte plant, kann sie das richtige Werkzeug sein. Doch unsere Rechenbeispiele oben zeigen auch: Ob sich die Police am Ende wirklich rechnet, hängt stark von eurer individuellen Strategie ab.
Das stärkste, oft übersehene Argument für den Versicherungsmantel ist daher vielleicht ein psychologisches: Disziplin. Für Anleger:innen, die sich von der leichten Handelbarkeit bei Neobrokern zum schnellen Kaufen und Verkaufen verleiten lassen – insbesondere in Krisen –, bietet die starre Struktur der Police einen wertvollen Schutz vor teuren, emotionalen Fehlern.
Wenn ihr ausschließlich für die Rente spart, mit mehreren Umschichtungen in eurer Strategie rechnet und über Jahrzehnte garantiert auf das Geld verzichten könnt, ist die ETF-Rentenversicherung eine ernsthafte Überlegung wert. Wenn nicht, bleibt der ETF-Sparplan die flexiblere, günstigere und meist passendere Wahl.
Häufige Fragen (FAQ)
Eine ETF-Police kann theoretisch in zwei Hauptszenarien überlegen sein. Ein starkes Argument ist die steuerliche Planungssicherheit: Sollte die Politik die Kapitalertragsteuer in Zukunft erhöhen, wären die Regeln eures Vertrags davon voraussichtlich nicht betroffen.
Der zweite große Vorteil liegt bei den steuerfreien Umschichtungen, wie unser Rechenbeispiel oben zeigt. Ob sich das am Ende aber wirklich für euch lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Lasst euch euer individuelles Szenario also am besten von einem unabhängigen Experten durchrechnen.
Euer Geld ist auch bei einer Insolvenz des Anbieters weitgehend geschützt. In Deutschland springt in einem solchen Fall ein gesetzlicher Sicherungsfonds namens „Protektor Lebensversicherungs-AG“ ein.
Dieser führt die Verträge im Normalfall weiter oder sorgt dafür, dass ihr euer angespartes Kapital erhaltet. Ein Totalverlust ist daher extrem unwahrscheinlich.
Nein, und das ist ein wichtiger rechtlicher Unterschied zum Bankdepot. Die ETF-Anteile im Versicherungsmantel sind kein Sondervermögen, das direkt euch gehört. Stattdessen sind sie Teil des Sicherungsvermögens der Versicherung.
Ihr habt also einen vertraglichen Anspruch auf den Wert eurer Anlage, seid aber nicht der direkte Eigentümer der Wertpapiere.
Ja, wenn ihr euch für die Auszahlung als lebenslange Rente entscheidet. Die Versicherung zahlt euch dann einen garantierten monatlichen Betrag, egal wie alt ihr werdet. Dieses Risiko, dass das Kapital früher aufgebraucht ist als man lebt, kann ein ETF-Sparplan so nicht absichern.
Doch wie im Artikel beschrieben, geht ihr damit eine Wette auf eure Langlebigkeit ein, die i.d.r. der Versicherer gewinnt (Sterbegewinne).
Ja, das angesparte Kapital ist vollständig vererbbar. Verstirbt die versicherte Person während der Ansparphase, wird das gesamte Vertragsguthaben an die im Vertrag genannten Begünstigten oder die gesetzlichen Erben ausgezahlt. Die genauen Regelungen zur Vererbbarkeit während der Rentenphase hängen vom Vertrag ab.
Nur sehr eingeschränkt, denn eine ETF-Police ist ein langfristiger Vertrag. Eine vorzeitige Kündigung ist fast immer mit hohen Kosten und dem Verlust der Steuervorteile verbunden.
Moderne Nettopolicen bieten manchmal die Möglichkeit für Teilentnahmen, aber die volle Flexibilität eines Bankdepots, bei dem ihr jederzeit verkaufen könnt, erreicht ihr i.d.R. nie.
Eine Beitragsgarantie sichert euch zu, dass ihr zum Laufzeitende mindestens eure eingezahlten Beiträge zurückerhaltet. Diese Sicherheit erkauft ihr euch jedoch mit einer deutlich geringeren Rendite, da die Versicherung den Großteil eures Geldes in ertragsschwache Anlagen investieren muss.
Für einen Vermögensaufbau mit ETFs ist eine solche Garantie daher in der Regel nicht empfehlenswert, da sie den Zinseszinseffekt stark ausbremst.









