ETF Theorie

ETF als Einmalanlage oder Sparplan: Was ist besser?

Ihr möchtet im Jahr 1.200 € in ETFs investieren? Dann könnt ihr entweder alles Geld auf einmal anlegen, oder einen Sparplan mit monatlich 100 € einrichten. Das Ergebnis ist das gleiche – oder etwa nicht?

In diesem Artikel gehen wir der Frage auf den Grund, wo die Unterschiede zwischen einer Einmalanlage und einem Sparplan liegen und ob bzw. wie sich die Wahl der Anlagemethode auf die Rendite auswirkt.

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Das Wichtigste auf einen Blick
  • Bei einer ETF-Einmalanlage investiert ihr eine ausgewählte Summe in einen oder mehrere ETFs, während ihr bei einem ETF-Sparplan regelmäßig eine bestimmte Sparrate festlegt.

  • Weil ihr bei einer Einmalanlage eine größere Summe sofort investiert, profitiert ihr in größerem Umfang vom Zinseszinseffekt und könnt bei steigenden Kursen mehr Rendite erzielen.

  • Bei fallenden Kursen hat hingegen ein Sparplan Vorteile, weil der Cost-Average-Effekt die Verluste abschwächt. Die hartnäckige Weisheit, dass dieser Effekt Sparpläne langfristig ertragreicher macht, ist jedoch haltlos.

  • Wenn ihr eine größere Geldsumme zur Verfügung habt, könnt ihr somit ruhig alles auf einmal investieren. ETF-Sparpläne sind vor allem dann geeignet, wenn jeden Monat nur eine kleinere Geldsumme fürs Investieren übrig bleibt. Natürlich könnt ihr auch beide Methoden kombinieren.

ETF-Sparplan oder Einmalanlage: Definitionen

Klären wir zunächst die Begriffe: Von einer ETF-Einmalanlage ist die Rede, wenn ihr einmalig eine bestimmte Geldsumme in einen oder mehrere ETFs investiert. Wenn ihr hingegen einen ETF-Sparplan einrichtet, investiert ihr in einem festgelegten Intervall (z. B. monatlich) eine festgelegte Geldsumme in einen oder mehrere ETFs.

Ein ETF-Sparplan ist also eine sinnvolle Option, wenn ihr jeden Monat nach all euren Ausgaben nur eine kleinere Geldsumme zur Verfügung habt, die ihr langfristig auf dem Aktienmarkt investieren möchtet. Wenn ihr hingegen in den Besitz einer größeren Geldsumme kommt – beispielsweise durch Erbschaft oder einen Jahresbonus – könnt ihr natürlich theoretisch alles auf einmal investieren.

Egal, welchen Weg ihr einschlagt: Alles, was ihr dafür benötigt, ist ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Online-Broker. Bei dessen Auswahl solltet ihr vor allem auf die Kosten- und Gebührenstruktur achten.

ETF-Sparplan vs. ETF-Einmalanlage: Was ist besser?

Alles auf einmal, oder nach und nach: Was ist nun besser? Hier scheiden sich die Geister, denn jede Option hat Vor- und Nachteile. Bevor wir jene einzeln vorstellen, sollten wir klären, was es mit dem sogenannten Cost-Average-Effekt auf sich hat. Der wird nämlich regelmäßig herangezogen – und zwar sowohl als Argument für, als auch gegen Sparpläne und Einmalanlagen.

Wann kommt der Cost-Average-Effekt ins Spiel?

Das Grundprinzip des Cost-Average-Effekts ist schnell erklärt: Wenn ihr euer Geld monatlich investiert, und nicht alles auf einmal in einen ETF steckt, wirken sich Kursschwankungen weniger auf eure Anlage aus. Ihr erwerbt die Anteile mal zu höheren, mal zu niedrigeren Preisen, woraus sich ein durchschnittlicher Einkaufspreis ergibt.

Dieser Durchschnittskosteneffekt hat Einfluss auf die Rendite. Wie sich jener zeigt, hängt dabei von der Kursentwicklung des ETFs ab:

Wenn der ETF-Kurs innerhalb eines Jahres konstant steigt, hättet ihr aufgrund des Zinseszinseffekts mit einer Einmalanlage mehr Geld verdient als mit einem Sparplan.

Rechenbeispiel: Steigende Kurse

Bei einer jährlichen Wertentwicklung von 8 % verwandelt sich eine Einmalanlage von 12.000 € in 12.960 €. Mit einem Sparplan von monatlich 1.000 € kommt ihr hingegen nur auf 12.514 €.

Wenn der Kurs konstant fällt, fallen die Verluste mit einem Sparplan geringer aus als bei der Einmalanlage.

Rechenbeispiel: Fallende Kurse

Bei einer jährlichen Wertentwicklung von -8 % reduziert sich eine Einmalanlage von 12.000 € um 960 € auf 11.040 €. Mit einem Sparplan von monatlich 1.000 € kommt ihr am Ende auf 11.473 €, verliert also nur 527 €.

Natürlich wirkt sich auch die Kursentwicklung während des Jahres auf die Rendite aus. Wenn der ETF-Kurs beispielsweise ausgerechnet am Tag nach eurer Einmalanlage einbricht und monatelang niedrig bleibt, ehe er vor Jahresende deutlich in die Höhe und über den Ursprungswert hinaus schießt, wäre ein Sparplan in diesem Zeitraum besser gewesen: Schließlich hättet ihr das ganze Jahr über „reduzierte“ Anteile eingekauft.

Mit unserem ETF-Sparplanrechner könnt ihr selbst verschiedene Szenarien durchspielen und die Rendite von Sparplänen und Einmalanlagen vergleichen:

Berechne das Endkapital, indem du das Anfangskapitals, die monatlichen Sparrate, die Laufzeit und Verzinsung festlegst.
Lege zusätzlich Gebühren, Steuern und eine dynamische Sparrate fest, um ein noch realistischeres Ergebnis zu erhalten.
Lege einen ETF fest und erfahre, wie sich die Investition entwickelt hätte, wenn du in der Vergangenheit investiert hättest.
Einmalige Einzahlung
10.000,00 €
Monatliche Einzahlung
500,00 €
Anlagedauer
12 Jahre
Wertentwicklung
4 % p.a.
10.000 €
Einmalige Einzahlung
72.000 €
monatl. Einzahlungen
26.107 €
Wertsteigerung
108.107 €
Vermögen
JahrEinmalige EinzahlungMonatliche EinzahlungenWertsteigerung
110.000 €6.000 € 
529 €
10.000 €12.000 € 
1.320 €
310.000 €18.000 € 
2.382 €
10.000 €24.000 € 
3.726 €
510.000 €30.000 € 
5.364 €
10.000 €36.000 € 
7.308 €
710.000 €42.000 € 
9.570 €
10.000 €48.000 € 
12.162 €
910.000 €54.000 € 
15.097 €
10.000 €60.000 € 
18.391 €
1110.000 €66.000 € 
22.055 €
10.000 €72.000 € 
26.107 €
Berechnung anzeigen 

Weil jedoch niemand die Kursentwicklung voraussehen kann, solltet ihr euch um den Einfluss des Cost-Average-Effekts nicht allzu viel Gedanken machen. Klar, er kann eine psychologische Wirkung haben: Bei einem Sparplan tun Verlustphasen (vor allem zu Beginn) weniger weh, was weniger erfahrenen Anleger:innen möglicherweise ein Gefühl der Sicherheit gibt.

Wenn die Kurse langfristig steigen, und davon gehen wir als ETF-Anleger:innen natürlich aus, erzielt ihr mit einer Einmalanlage jedoch meist bessere Renditen, weil ihr den Zinseszinseffekt voll ausnutzen könnt. Voraussetzung ist hierbei jedoch, dass ihr den Investitionsbetrag nicht regelmäßig anpasst und ein ETF Erträge unterjährig ausschüttet.

Wenn also sonst nichts dagegen spricht, investiert ruhig alles auf einmal.

Was spricht für einen ETF-Sparplan?

Der Cost-Average-Effekt ist natürlich nicht der einzige Faktor, der bei der Entscheidung zwischen Einmalanlage und Sparplan eine Rolle spielt. Wir haben die Vor- und Nachteile eines Sparplans kurz für euch zusammengefasst:

  • Sparen schon mit kleinen Beträgen
    Ein großer Vorteil von ETF-Sparplänen ist, dass sie das Investieren am Aktienmarkt auch für Sparer:innen möglich machen, die jeden Monat nur kleinere Beträge zur Verfügung haben. Eine Einmalanlage von 50 € ist vielleicht nicht der Rede Wert – doch wenn ihr monatlich 50 € investiert und lange genug dran bleibt, könnt ihr langfristig hohe Gewinne erzielen.

  • Automatisches Sparen
    Eine Einmalanlage müsst ihr manuell tätigen. Ein Sparplan hingegen läuft, wenn er erst eingerichtet ist, automatisch, sodass ihr ganz nebenbei Vermögen anhäuft (und nicht in Versuchung kommt, das Geld stattdessen anderweitig auszugeben).

  • Flexibel anpassbar
    Ihr könnt euren Sparplan frei gestalten: Je nach Broker könnt ihr nicht nur die Sparrate und das Sparintervall festlegen, sondern auch erweiterte Einstellungen vornehmen. Beispielsweise könnt ihr eine Dynamisierung einrichten, um die Sparrate jedes Jahr ein wenig anzuheben.

  • Sparpläne machen Sparen zur Routine
    Ein weiterer Vorteil von Sparplänen ist psychologischer Natur: Ihr macht es euch damit zur Routine, regelmäßig Geld wegzulegen und für eure Zukunft zu investieren. Dieses Geld könntet ihr schließlich jeden Monat auch zum Vergnügen ausgeben, statt es in einen „langweiligen“ ETF zu stecken.

  • Geringere Verluste bei fallenden Kursen...
    Der Durchschnittskosteneffekt sorgt dafür, dass die Verluste bei durchgehend fallenden Kursen geringer ausfallen als bei einer einmaligen Investition einer größeren Summe.

  • ...doch weniger Gewinn bei steigenden Kursen
    Gleichzeitig können Sparpläne bei konstant steigenden Kursen nicht mit den Renditen einer größeren Einmalanlage mithalten. Schließlich ist zu Beginn weniger Geld im Depot, das vom Zinseszinseffekt profitieren kann.

  • Nicht alle ETFs kommen für Sparpläne infrage
    Leider sind nicht alle ETFs sparplanfähig. Die Auswahl sieht bei jedem Broker anders aus, deshalb solltet ihr euch versichern, dass die von euch gewünschten ETFs beim Anbieter eurer Wahl auch verfügbar sind.

  • Fester Stichtag
    Wie frei ihr den Zeitpunkt der regelmäßigen ETF-Investition auswählen könnt, ist von Broker zu Broker verschieden. Generell legt ihr euch jedoch auf einen festen Stichtag fest, seid also weniger flexibel (doch falls ihr individuell nachkaufen möchtet, könnt ihr dies natürlich auch zusätzlich zum Sparplan).

Was spricht für die Einmalanlage?

Auch die Einmalanlage hat Vor- und Nachteile:

  • Volle Ausnutzung des Zinseszinseffekts
    Wenn ihr einen großen Geldbatzen auf einmal anlegt, wird die gesamte Summe von Anfang an mitverzinst. Wenn die Kurse steigen, könnt ihr somit eine größere Rendite erzielen als mit einem Sparplan, bei dem ihr nur nach und nach kleinere Summen investiert.

  • Die gesamte Summe wird auch wirklich investiert
    Wenn ihr viel Geld zur Verfügung habt, aber nur einen Teil davon in kleineren Raten investiert, kommt ihr möglicherweise in Versuchung, das übrige Geld zwischenzeitlich anderweitig auszugeben.

  • Größere Verluste, wenn die Kurse fallen
    Wenn ihr einen „falschen“ Einstiegszeitpunkt für eure Einmalanlage erwischt und die Kurse im Anschluss purzeln, verliert ihr mehr Geld, als es bei einem Sparplan der Fall gewesen wäre. Doch wie gesagt: Die Entwicklung der Märkte kann niemand voraussehen.

Was ist nun besser: Sparplan oder Einmalanlage?

Wenn ihr eine größere Geldsumme zur Verfügung habt, spricht nichts dagegen, alles auf einmal zu investieren, statt die Anlage mit einem ETF-Sparplan künstlich hinauszuzögern. Klar: Vielleicht wählt ihr einen ungünstigen Einstiegszeitpunkt und müsst erstmal dabei zusehen, wie eure Anlage schrumpft. Doch weil a) niemand den Markt voraussehen kann und b) die ETF-Anlage ohnehin überwiegend für langfristige Anlagehorizonte geeignet ist, solltet ihr euch von diesem Risiko nicht abhalten lassen.

Ein ETF-Sparplan ist vor allem für Sparer gut, für die sich die Frage gar nicht stellt – weil sie gar keine größere Summe zur Verfügung haben, sondern einen bestimmten Anteil ihrer Erträge jeden Monat in einen ETF investieren möchten. Außerdem ist ein ETF-Sparplan eine gute Wahl für Einsteiger, die mit dem Aktienmarkt bisher wenig am Hut hatten: Risikoscheue Anleger:innen können sich damit an die stetigen Kursschwankungen gewöhnen, ohne dass sie gleich ihr ganzes Vermögen aufs Spiel setzen.

Und natürlich könnt ihr auch beide Optionen kombinieren und einen Sparplan zusätzlich zur Einmalanlage einrichten. Vielleicht könnt ihr dann einen kurzfristigen Kursverlust der Einmalanlage mit regelmäßigen Investitionen in Raten wieder ausgleichen.

Fazit: Anlegen, was geht

Die Wahl zwischen einem ETF-Sparplan und einer ETF-Einmalanlage sollte euch kein Kopfzerbrechen bereiten. Ausschlaggebend ist in erster Linie euer verfügbares Geldvermögen: Wenn ihr eine größere Summe auf dem Konto habt, könnt ihr ruhig alles auf einmal investieren, weil ihr dann sofort in vollem Umfang vom Zinseszinseffekt profitieren könnt.

Falls ihr gerade keine größeren Beträge zur Verfügung habt, könnt ihr euch mit einem Sparplan eine monatliche Routine aufbauen, und nach und nach euer Vermögen anhäufen. Für beide Methoden – und die Investition in ETFs allgemein – gilt: Je länger der Anlagehorizont, desto größer ist die Chance, dass ihr langfristig positive Renditen erzielt.

Wenn ihr wissen möchtet, wie ihr beim Anlegen eines Sparplans genau vorgehen müsst, und welche ETFs sich für einen Sparplan besonders gut eignen, solltet ihr dem Sparplan-Ratgeber von Zendepot einen Besuch abstatten:

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen ETF-Sparplan und ETF-Einmalanlage?

Von einer ETF-Einmalanlage spricht man, wenn jemand einmalig eine bestimmte Geldsumme in einen oder mehrere ETFs investiert. Ein ETF-Sparplan liegt vor, wenn jemand in einem bestimmten Intervall (z. B. monatlich) automatisch eine bestimmte Geldsumme in einen oder mehrere ETFs investiert. Beides ist mit einem ETF-Depot möglich.

Wann lohnt sich ein ETF-Sparplan?

Ein ETF-Sparplan ist eine gute Wahl für Anleger:innen, die jeden Monat eine bestimmte Geldsumme zur Verfügung haben, die sie in ETFs investieren möchten. Weil Sparpläne bereits mit sehr kleinen Summen möglich sind und die Gefahr von kurzfristigen Verlusten durch den Cost-Average-Effekt geringer ist, sind Sparpläne besonders für Aktienmarkt-Einsteiger geeignet.

Wann lohnt sich eine ETF-Einmalanlage?

Die ETF-Einmalanlage ist naheliegend, wenn eine größere Geldsumme zur Verfügung steht, weil Anleger:innen damit sofort in maximalem Maße vom Zinseszinseffekt profitieren und ihr Geld für sich arbeiten lassen.

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Martin schrieb schon im Studium über Finanzthemen: Seine Masterarbeit verfasste er über die Geschichte amerikanischer Zentralbanken, später forschte er zum Thema Wahlkampffinanzierung. Privat investiert er seit mehreren Jahren in ETFs und Aktien. Heute lebt er in London und arbeitet als freier Texter in den Bereichen Technologie und Finanzen.
Geprüft durch: Prof. Dr. Alexander Zureck
Alexander ist Professor für Banking & Finance an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management und freiberuflich als Coach und Consultant tätig. In seiner Lehre und Forschung befasst er sich mit den wichtigsten Themen zu Finanzierung und Investition, wobei ein Schwerpunkt auf der Finanzbildung liegt. Bei Zendepot stellt er sicher, dass sich keine Fehler oder Ungenauigkeiten in die Artikel einschleichen.
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