ETF Theorie

ETFs und das Währungsrisiko: Was gilt es zu beachten?

Letzte Aktualisierung
12. Juni 2024

Mit ETFs steht euch die ganze Welt offen – und damit auch unterschiedliche Währungsräume. Das weltweite Investieren bringt ein Währungsrisiko mit sich, aber auch eine Währungschance. 

Wir klären, welche Rolle Währungen bei ETFs überhaupt spielen, inwieweit ihr als Anleger vom Währungsrisiko betroffen seid und ob es sich lohnt, in währungsgesicherte ETFs zu investieren. 

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Das Wichtigste in Kürze
  • Bei ETFs unterliegt ihr einem Währungsrisiko. Damit ist ein Vermögensverlust gemeint, den ihr aufgrund eines Wertverlustes einer Währung erleidet. 

  • Drei Währungen spielen bei ETFs eine Rolle: (1) Die Heimatwährung des Anlegers, (2) die Fondswährung, in der die ETF-Anbieter Kennzahlen wie die ETF-Rendite berichten und (3) die Währungen, in denen die Wertpapiere im ETF gehandelt werden und in denen die Unternehmen im ETF ihre Umsätze erwirtschaften.

  • Wichtig für euch sind eure Heimatwährung und die Währungen der Wertpapiere im ETF. Die Fondswährung spielt keine Rolle dafür, welche Rendite ihr erwirtschaftet. 

  • Währungsgesicherte ETFs sind nicht sinnvoll, weil die Währungsabsicherung Kosten verursacht und daher mit einer geringeren Performance zu rechnen ist.  

Währungsrisiko – was ist das überhaupt?

Das Währungsrisiko bezeichnet einen Vermögensverlust durch eine abwertende Währung (auch Wechselkursrisiko oder FX-Risiko genannt). Wenn ihr beispielsweise ein Wertpapier in einer ausländischen Währung haltet und die Währung gegenüber dem Euro an Wert verliert, dann ist euer Wertpapier in Euro weniger wert und ihr müsst einen Verlust einstecken.

Ein Beispiel: Ihr besitzt einen Anteil an einem ETF auf den S&P 500, einen Index mit den 500 größten Aktiengesellschaften aus den USA. Der Anteil ist 100 US-Dollar wert und der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar liegt bei 1. Nun steigt der Wechselkurs auf 1,05 (Aufwertung des Euro um 5 %). 

In diesem Fall ist euer ETF-Anteil weniger Euro wert und ihr macht einen Verlust von rund 5 %. Umgekehrt gilt: Wertet der Euro gegenüber dem US-Dollar ab, sind eure ETF-Anteile mehr in Euro wert (siehe Tabelle). 

Ihr seht also: Wo es ein Währungsrisiko gibt, gibt es immer auch eine Währungschance. Eine Währung kann nämlich gegenüber anderen Währungen an Kaufkraft gewinnen.

Währungsrisiko bei einem ETF mit US-Wertpapieren (Beispiel)

Ein Anleger aus Deutschland besitzt einen Anteil an einem „S&P 500“-ETF im Wert von 100 US-Dollar

Ausgangslage

Szenario 1: Aufwertung des Euro um 5 %

Szenario 2: Abwertung des Euro um 2 %

Wert des ETF-Anteils in US-Dollar

100 US-Dollar

100 US-Dollar

100 US-Dollar

Wechselkurs

1,0 (1 €=1 US-Dollar und umgekehrt)

1,05 (1 €=1,05 US-Dollar bzw. 1 US-Dollar=0,9524 €)

0,98 (1 €=0,98 US-Dollar bzw. 1 US-Dollar=1,0204 €)

Wert des ETF-Anteils in Euro

100 €

95,24 €

102,04 €

Wie sehr schwanken Währungen?

Währungen können sehr stark an Wert gewinnen oder verlieren. Beispielsweise hat der Euro in den vergangenen fünf Jahren gegenüber dem japanischen Yen um 33 % an Wert gewonnen, aber fast 15 % gegenüber dem Schweizer Franken verloren.

Insgesamt handelt es sich aber um ein Nullsummenspiel: Der Verlust der einen Währung ist immer der Gewinn einer anderen. Daher ist theoretisch die Chance auf Gewinne durch Währungsaufwertungen ebenso hoch wie auf Verluste durch Abwertungen.  

Kumulierte Wertentwicklung des Euro zu diversen Währungen (zum 2. Mai 2024)

Wertentwicklung des Euro zu:

In den vergangenen fünf Jahren

US-Dollar

-4,5 %

Schweizer Franken

-14,3 %

Japanischer Yen

+33,4 %

Welche Währungen spielen bei ETFs eine Rolle?

Bei ETFs gibt es bis zu drei verschiedene Währungen, die die Performance oder zumindest die ausgewiesene Rendite beeinflussen.

1.

Heimatwährung

Das ist die Währung des Landes, in dem ihr lebt. Für deutsche Anleger handelt es sich um den Euro, für Schweizer um den Schweizer Franken. Diese Währung ist neben der Währung der Wertpapiere im ETF für euch am wichtigsten. 

2.

Fondswährung

Die Fondswährung beschreibt die Währung, in der ETF-Kennzahlen wie die Rendite oder das Fondsvermögen in den Fondsunterlagen berichtet werden. Ihr findet sie in den vorgeschriebenen Informationsdokumenten wie dem Factsheet eures ETFs, etwa unter der Bezeichnung Basiswährung, Fondswährung oder Berichtswährung.

Die Fondswährung müsst ihr meist nicht lange suchen.

Die Berichtswährung eines ETFs hat „per se keine Relevanz für das Wechselkursrisiko eines Anlegers“, erklärt der ETF-Experte Gerd Kommer in einem Blogbeitrag. Ihr bekommt also die gleiche Rendite, egal ob ihr in einen ETF auf US-Dollar oder Euro investiert.

Nehmen wir an, euer MSCI World-ETF läuft auf US-Dollar und machte im vergangenen Jahr 10 % Rendite. Gleichzeitig wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro um 5 % auf. In diesem Fall läge eure Euro-Rendite bei 15 % und euer Broker würde die Dollar-Rendite in Euro umrechnen.

3.

Währung der im ETF enthaltenen Unternehmen und Wertpapiere

Ein breit streuender ETF wie der MSCI World kauft und verkauft Aktien an verschiedenen Börsen zu verschiedenen Währungen. Außerdem erhält er Dividenden in Fremdwährungen. Je nachdem, wie sich diese Währungen zu eurer Heimatwährung entwickeln, macht ihr Gewinne oder Verluste.

Auch die Währungen der im ETF enthaltenen Aktien könnt ihr einfach einsehen.

Jedes Unternehmen unterliegt zudem in seinem Tagesgeschäft einer Vielzahl von Währungsrisiken und -chancen. Etwa verkauft der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé seine Produkte in 190 Ländern weltweit. In jedem der Länder erhält es die Landeswährung, den US-Dollar oder eine andere Währung für seine Produkte. Diese Einnahmen tauscht der Konzern in den Schweizer Franken und kann dabei Währungsgewinne oder -verluste einfahren.

Wenn ihr also in einen breit diversifizierten Index wie den MSCI World investiert, unterliegt ihr ganz vielen Währungsrisiken und -chancen. Wie sich diese genau auf die Rendite eures ETFs auswirken, lässt sich selbst im Nachhinein kaum abschätzen.

Wie groß ist das Währungsrisiko bei ETFs?

Die Performance eines ETF kann je nach Heimatwährung des Anlegers sehr stark variieren. Das zeigt die Entwicklung des MSCI World in den vergangenen 23 Jahren. Die höchste Rendite erzielten in dem Zeitraum britische Anleger, während Australier am schlechtesten abschnitten.

Allerdings wird mit zunehmendem Anlagehorizont der Unterschied zwischen den Renditen kleiner: In den vergangenen zehn Jahren betrug der Abstand zwischen der stärksten und der schwächsten Währung 4,3 Prozentpunkte. In den vergangenen 23 und 31 Jahren waren es bloß 1,5 bzw. 2,9 Prozentpunkte (siehe Tabelle).

Ihr seht also: Das Währungsrisiko ist bei ETFs durchaus relevant – doch je länger ihr investiert, desto geringer fallen Währungsabwertungen offenbar ins Gewicht. 

Vergleich der Jahresperformance von MSCI World-Indizes in diversen Währungen (Net Total Return Index, zum 29. März 2024)

MSCI World-Index in:

In den vergangenen zehn Jahren

Seit dem 29. Dezember 2000 (rund 23 Jahre)

Seit dem 31. Mai 1994 (rund 31 Jahre)

Euro

12,09 %

5,86 %

-

US-Dollar

9,39 %

6,5 %

-

Schweizer Franken

9,61 %

-

6,19 %

Britisches Pfund

12,47 %

7,27 %

-

Japanischer Yen

13,69 %

-

9,12 %

Kanadischer Dollar

11,65 %

6,02 %

-

Australischer Dollar

13,3 %

5,77 %

-

Schwankungsbreite der Renditen

4,3 Prozentpunkte

1,5 Prozentpunkte

2,93 Prozentpunkte

Quelle: Factsheets der Indizes 

Sind ETFs mit Währungsabsicherung sinnvoll?

Aus unserer Sicht lohnen sich währungsgesicherte ETFs nicht. Wie gesehen unterliegt ihr bei breit streuenden Aktien-ETFs sehr vielen Währungsrisiken und -chancen. In der Praxis ist es nahezu unmöglich, dass ihr euch gegen jedes davon absichert.

Außerdem könnt ihr nicht wissen, wie sich eure Heimatwährung in den kommenden 20 oder 30 Jahren entwickeln wird. Sicher ist hingegen, dass für die Währungsabsicherung höhere Kosten anfallen. Im Erwartungswert ist daher mit einer geringeren Rendite zu rechnen.

Hier seht ihr einen Performance-Vergleich zwischen einem währungsgesicherten ETF auf den MSCI World und einem normalen „MSCI World“-ETF:

Rendite der letzten 10 Jahre
24,8 %
Bestes Jahr (2019)
-18,8 %
Schlechtestes Jahr (2022)
7,8 %
⌀ Rendite pro Jahr
111,8 %
Gesamtrendite
JahrRendite
201410,3 %
20151,8 %
20166,8 %
201716,6 %
2018-10,3 %
201924,8 %
202011,2 %
202123,6 %
2022-18,8 %
202321,3 %
Basis: iShares MSCI World Hedged (IE00B441G979) in EUR
Letzte 10 Jahre
Letzte 15 Jahre
Maximaler Zeitraum
32,8 %
Bestes Jahr (2021)
-13,7 %
Schlechtestes Jahr (2022)
11,1 %
⌀ Rendite pro Jahr
187,2 %
Gesamtrendite
JahrRendite
201420,1 %
201510,8 %
201610,7 %
20177,7 %
2018-5,1 %
201931,1 %
20205,5 %
202132,8 %
2022-13,7 %
202320,2 %
Basis: Amundi MSCI World II (FR0010315770) in EUR

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt unser Vergleich eines währungsgesicherten MSCI World-ETFs mit dem Durchschnitt aus fünf „MSCI World“-ETFs ohne Währungsabsicherung. Ersterer performte in den vergangenen drei, fünf und zehn Jahren schlechter als Letztere. Auch die Performance jedes individuellen ETFs war in jedem dieser Zeiträume besser. 

Vergleich von MSCI World-ETFs mit und ohne Währungsabsicherung

Gleichgewichteter Durchschnitt von allen in Deutschland verfügbaren, physischen ETFs, die mindestens zehn Jahre alt sind (in Euro, pro Jahr, zum 9. Mai 2024)

In den vergangenen drei Jahren

In den vergangenen fünf Jahren

In den vergangenen zehn Jahren

Durchschnitt aus fünf „MSCI World“-ETFs ohne Währungsabsicherung*

10,44 %

12,41 %

11,91 % 

iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF

6,03 %

10,26 %

8,55 %

Quelle: Zendepot

*Es wurde ein gleichgewichteter Durchschnitt aus folgenden fünf ETFs berechnet: IE00B4L5Y983, IE00B4X9L533, IE00B0M62Q58, IE00B7KQ7B66, LU0340285161.

Fazit: Währungsrisiko bei ETFs

Wenn ihr in ETFs investiert, unterliegt ihr fast immer einem gewissen Währungsrisiko. Damit ist gemeint, dass ihr aufgrund eines Wertverlustes einer Währung Verluste erleiden könntet. 

Das Währungsrisiko hat durchaus Einfluss auf eure Zugewinne: Etwa erzielten „MSCI World“-Anleger aus Euro-Ländern in den vergangenen zehn Jahren eine deutlich höhere Rendite pro Jahr (12,1 %) als Anleger aus der Schweiz, die ein Depot auf Schweizer Franken hatten (9,6 %).

Für das Währungsrisiko eines ETFs sind nur die Heimatwährung und die Währungen der Wertpapiere und Unternehmen im ETF entscheidend – die Fondswährung, in der der ETF-Anbieter seine Kennzahlen berichtet, spielt keine Rolle dafür, welche Rendite ihr erzielt.

Es ist also egal, ob ihr einen „MSCI World“-ETF auf US-Dollar oder Euro kauft: Der Broker rechnet die Rendite bei einem Dollar-ETF automatisch in Euro um und am Ende habt ihr die gleiche Rendite wie ein Euro-ETF-Anleger.

Das Währungsrisiko abzusichern, lohnt sich bei Aktien-ETFs nicht. Aufgrund der Kosten der Absicherung müsst ihr bei währungsgesicherten ETFs mit weniger Rendite rechnen als bei einem normalen ETF.

Häufige Fragen und Antworten

Welche Währung sollte ein ETF haben?

Es ist egal, ob ein ETF auf US-Dollar oder Euro läuft. Die Fondswährung (auch Basiswährung oder Berichtswährung genannt) spielt keine Rolle für die Performance. Ihr erhaltet die gleiche Rendite, weil die Depotbank die Dollarrendite in Euro umrechnet. 

Sollte ein ETF währungsgesichert sein?

ETFs mit Währungsabsicherung sind nicht sinnvoll. Die Kosten der Währungsabsicherung verschlechtern die Performance. In unserer Analyse von „MSCI World“-ETFs lieferten ETFs ohne Währungsabsicherung deutlich bessere Renditen als ein währungsgesicherter ETF. 

Wie schütze ich mich vor dem Währungsrisiko bei ETFs?

Wenn ihr weniger Währungsrisiko möchtet, müsst ihr in Aktien von Unternehmen aus der Eurozone investieren, die ihre Einnahmen vorwiegend oder ausschließlich in Euro erzielen. Außerdem könnt ihr ETFs mit Anleihen in Euro kaufen. Das könnten Geldmarkt-ETFs mit kurzlaufenden deutschen Staatsanleihen sein (Restlaufzeit von maximal einem Jahr). Allerdings können sich bei einem hohen Europa-Aktienanteil Klumpenrisiken ergeben und Zinsanlagen lassen eine geringere Rendite erwarten als riskantere Aktien. 

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Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main. Der studierte Volkswirt schreibt vor allem über Wirtschaft und Geldanlage.
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