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Börsenplätze einfach erklärt: Wie wichtig ist der Handelsplatz beim ETF-Kauf?

Autor
Martin Gschwentner
Letzte Aktualisierung
8. Dez. 2023

Jeder weiß: Wertpapiere gibt es an der Börse. Früher war die Börse ein ziemlich elitärer Ort, wo ein kleiner Kreis an Profis mit Aktien & Co. handelte. Heute braucht ihr nur ein Wertpapierdepot, um selbst am Aktienmarkt mitzumischen. Dabei könnt ihr aber nicht nur an einer „Börse“, sondern einer Vielzahl an Handelsplätzen kaufen und verkaufen. Welcher davon ist am besten?

Wir stellen die verschiedenen Börsenplätze vor und erklären die Unterschiede. Ihr möchtet wissen, warum der Handelsplatz gar nicht so wichtig ist, wenn ihr passiv und langfristig mit ETFs investiert? Dann könnt ihr gleich zum letzten Kapitel springen.

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Das Wichtigste auf einen Blick
  • Ihr könnt Wertpapiere wie ETFs über euer Depot an unterschiedlichen Handelsplätzen kaufen: Es gibt klassische Börsen, elektronische Handelssysteme und außerbörslichen Direkthandel.

  • Jeder Handelsplatz hat spezifische Merkmale. Sie unterscheiden sich bei der Auswahl der verfügbaren Wertpapiere, den Handelszeiten, den Kosten, den unterstützten Ordertypen und den Marktmodellen.

  • Elektronische Handelsplätze sind oft günstiger als traditionelle Börsen und bieten mehr Flexibilität. Der wichtigste elektronische Handelsplatz ist Xetra, der als Referenz für andere Börsen dient.

  • Für langfristige Privatanleger:innen ist es in der Regel ausreichend, während der Xetra-Handelszeiten (9 bis 17:30 Uhr) einfach den günstigsten Handelsplatz zu wählen, den der Broker vorschlägt.

Was sind Börsenplätze?

Börsenplätze – allgemeiner spricht man auch von Handelsplätzen – sind die Orte, an denen Wertpapiere wie ETFs und Aktien gekauft und verkauft werden. Zugriff zu diesen Handelsplätzen erhaltet ihr über euer Wertpapierdepot, das eure Transaktionen für euch ausführt.

Ihr habt dabei grundsätzlich drei Optionen: Ihr könnt die Wertpapiere an traditionellen Börsen, bei elektronischen Handelssystemen oder über den außerbörslichen Direkthandel erwerben.

1.

Klassische Börsen

Eine Börse ist ein regulierter Marktplatz, auf dem Finanzinstrumente wie Aktien, Anleihen und ETFs gehandelt werden. Börsen gibt es bereits seit hunderten Jahren – die Frankfurter Börse wurde beispielsweise schon 1585 gegründet.

So ungefähr sah der Innenraum der Alten Börse in Frankfurt anno 1845 aus.

Klassische Börsen werden auch als Regional- oder Parkettbörsen bezeichnet. Der Name spielt darauf an, wie Börsengeschäfte dort lange Zeit getätigt wurden: von Person zu Person auf dem Börsenparkett. Heute wird der Großteil aller Wertpapiertransaktionen elektronisch abgewickelt, weshalb klassische Börsen nicht mehr ganz so wichtig sind.

2.

Elektronische Handelssysteme

Die meisten Wertpapiergeschäfte werden heute nicht mehr ortsgebunden auf dem Börsenparkett abgewickelt, sondern elektronisch.

Elektronische Handelssysteme sind dezentralisierte Handelsplattformen, die Handelsprozesse automatisieren und den direkten Handel zwischen Marktteilnehmern ermöglichen. Der Vorteil gegenüber klassischen Börsen ist dabei, dass elektronische Systeme in der Regel günstiger und schneller operieren.

Das wichtigste elektronische Handelssystem in Deutschland ist Xetra. Dabei handelt es sich um den vollelektronische Handelsplatz der in Frankfurt angesiedelten Deutschen Börse. Satte 90 % des deutschen Aktienhandels finden über Xetra statt, weshalb man auch von der „Referenzbörse“ spricht: Die Xetra-Preise dienen unter anderem als Basis für die Berechnung des DAX, sowie als Referenz für die restlichen Handelsplätze im Land.

3.

Außerbörslicher Direkthandel

Eine weitere Möglichkeit, ETFs zu handeln, ist der außerbörsliche Direkthandel. Hierbei erfolgt der Handel direkt zwischen zwei Parteien, ohne den Umweg über eine Börse oder ein elektronisches Handelssystem.

Dieser Handelsweg kann Vorteile wie Flexibilität in Bezug auf Handelszeiten und oft geringere Transaktionskosten bieten. Allerdings ist der außerbörsliche Direkthandel weniger transparent und reguliert als der Weg über die Börse.

Wie unterscheiden sich Handelsplätze?

Jeder Handelsplatz – egal ob Parkett oder elektronisch – hat seine Eigenheiten. Bevor wir Deutschlands Handesplätze allesamt kurz vorstellen, sehen wir uns deshalb an, in welchen Bereichen sie sich überhaupt unterscheiden können:

Auswahl der Wertpapiere

Jeder Handelsplatz hat seine eigene Auswahl an handelbaren Wertpapieren. Während sich einige Handelsplätze auf bestimmte Wertpapierklassen spezialisieren, bieten andere eine breitere Palette an Finanzinstrumenten an. Im ETF-Bereich sind dabei alle deutschen Börsen und elektronischen Handelsplätze recht gut aufgestellt.

Handelszeiten

Auch die Handelszeiten sind von Handelsplatz zu Handelsplatz unterschiedlich. Auf Xetra wird beispielsweise montags bis freitags von 9 bis 17:30 Uhr MEZ gehandelt, während der Handel an der Börse Frankfurt von 8 bis 22 Uhr MEZ läuft.

Kosten

Die Kosten für den Handel können ebenfalls je nach Handelsplatz variieren. Hier macht sich der Unterschied zwischen Regionalbörsen und elektronischen Handelsplätzen bemerkbar: Letztere sind in der Regel deutlich günstiger, weil sie Brokern beispielsweise keine Börsengebühr berechnen.

Broker und Banken haben oft individuelle Vereinbarungen mit Handelsplätzen und geben Handelsplatzkosten nicht immer 1:1 an Anleger:innen weiter. Für euch ist deshalb vor allem wichtig, welche Kosten später beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren übrig bleiben. Hier findet ihr einen Überblick aller Depotgebühren, die ihr kennen solltet.

Ordertypen

Nicht jede Wertpapierorder läuft gleich ab. Manchmal kann es in eurem Interesse sein, den Kauf oder Verkauf weiter zu spezifizieren, um die bestmöglichen Konditionen für euch herauszuschlagen. Dafür gibt es unterschiedliche Ordertypen, zwischen denen ihr im Depot auswählen könnt. Die Auswahl ist von Handelsplatz zu Handelsplatz unterschiedlich.

Die meisten Handelsplätze unterstützen „Klassiker“ wie Markt-Orders und Limit-Orders, doch es gibt auch komplexere Ordertypen. Hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Ordertypen:

  • Markt-Order: Bei diesem Standard-Ordertyp wird eure Order zum nächsten verfügbaren Preis ausgeführt.

  • Limit-Order: Mit einer Limit-Order könnt ihr günstiger als zum aktuellen Kurs kaufen, indem ihr ein Limit festlegt, ab dem die Order ausgeführt wird.

  • Stop-Order: Hiermit könnt ihr einrichten, dass eine Aktie automatisch gekauft oder verkauft wird, wenn der Kurs einen bestimmten Wert erreicht.

  • Trailing-Stop-Order: Mit diesem Ordertyp wird eine Stop-Order an den Kurs gekoppelt und automatisch angepasst.

  • Stop-Limit: Damit könnt ihr zusätzlich zur Stop-Buy Schwelle ein Limit als Preisgrenze für die Ausführung der Order angeben.

  • One Cancels Other-Order: Wenn eine Stop- bzw. Limit-Order ausgeführt wird, wird die andere automatisch gestrichen

Eine ausführliche Vorstellung der unterschiedlichen Ordertypen findet ihr in unserem Ratgeber zum Thema:

Marktmodell

Das Marktmodell beschreibt die Art und Weise, wie Käufe und Verkäufe auf einem Handelsplatz ausgeführt werden. Auch hier gibt es mehrere Typen – folgende sind beispielsweise für die von uns betrachteten Handelsplätze relevant:

  • 1.

    Fortlaufender Handel mit Auktionen: Dieses Modell, das bei Xetra zum Einsatz kommt, kombiniert mehrere Modelle: Der fortlaufende Handel stellt sicher, dass Kauf- und Verkaufsorders zum aktuellen Marktpreis ausgeführt werden, doch zugleich wird in Auktionen Liquidität gebündelt.

  • 2.

    Orderbuchmodell: Ein Orderbuch ist wie ein Marktplatz, der alle Kauf- und Verkaufsangebote für ein Finanzprodukt enthält. Wer kaufen möchte, kann darin nachschauen, was vom Verkäufer verlangt wird, und umgekehrt. Wenn beide Parteien zum selben Preis handeln wollen, kommt ein Geschäft zustande. Ansonsten bleibt das Angebot im Orderbuch, bis jemand bereit ist, zu diesem Preis zu handeln.

  • 3.

    Market-Maker-Modell (Quote-driven Markt): Market-Maker sind Zwischenhändler, die immer bereit sind, Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Sie geben ständig Preise an, zu denen sie bereit sind, zu kaufen (Geldkurs) und zu verkaufen (Briefkurs), was dem Markt Liquidität und Stabilität verleiht.

Doch natürlich gibt es noch viele weitere Marktmodelle. Wie genau die Transaktionen bei den einzelnen Handelsplätzen funktionieren, lest ihr auf deren Websites.

Handelsplatz in der Praxis: Günstiger ist besser

Und jetzt zum spannendsten Teil: Welchen Handelsplatz sollt ihr denn nun auswählen? Wir finden: Wenn ihr Privatanleger:in seid und euer Geld langfristig investieren möchtet, braucht ihr euch darüber nicht allzu viele Gedanken zu machen. Generell gilt das Prinzip: Günstiger ist besser.

Welche Handelsplätze überhaupt verfügbar sind, hängt zunächst ohnehin davon ab, welches Depot bzw. welchen Broker ihr verwendet. In der Kaufmaske seht ihr dann vor dem Kauf die Auswahl der möglichen Handelsplätze, mitsamt der Zusatzkosten (nicht zu verwechseln mit der Orderprovision, die der Broker berechnet) und einem Vergleich der aktuellen Preise des Wertpapiers auf den verschiedenen Handelsplätzen.

So sieht dieser Schritt beispielsweise beim Depot von ING aus:

Wenn ihr während der Xetra-Handelszeiten (9 bis 17:30 Uhr) kauft, was ohnehin empfehlenswert ist, sollte es beim Preis in der Regel nur geringfügige Abweichungen geben. Auch der Spread, also der Unterschied zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis, fällt während der Handelszeiten meist kleiner aus. Und wieder gilt: Für Privatanleger:innen, die nicht so oft handeln, ist der Spread sowieso nicht so wichtig.

Daher unsere Einschätzung: Wenn ihr Privatanleger:innen seid, euer Geld langfristig anlegen möchtet und es nicht gerade um exorbitante Summen geht, spricht in aller Regel nichts dagegen, einfach den günstigsten Handelsplatz zu wählen, den euer Broker vorschlägt.

Noch weniger Gedanken über den Handelsplatz müsst ihr euch bei ETF-Sparplänen machen. Hier trifft euer Broker nämlich die Auswahl für euch. Ihr könnt somit höchstens mit der Wahl des Brokers beeinflussen, welche Börse es sein soll.

Handelsplätze in Deutschland

Wenn ihr in Deutschland ETFs kaufen möchtet, stehen euch alle drei Optionen offen – klassische Parkettbörsen, elektronische Handelsplätze und der außerbörsliche Direkthandel. Bei Banken könnt ihr in der Regel sogar an ausländischen Börsen traden. Hier kostet der Handel aber oft extra, zudem müsst ihr andere Börsenzeiten beachten. Am besten kauft ihr eures ETFs also einfach auf inländischen Handelsplätzen.

Hier findet ihr eine Übersicht der verfügbaren Handelsplätze und der Banken und Broker, die euch darauf Zugriff verschaffen:

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Regionale Börsen
Börse Frankfurt
Börse Stuttgart
Börse Hamburg
Börse Berlin
Börse München
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Außerbörslich
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Summe
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4
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11
14
2
15
1
15

Fazit

Wenn ihr über euer Depot ETF-Anteile kauft, könnt ihr in der Regel auswählen, auf welchem Handelsplatz die Order ausgeführt werden soll. Zur Auswahl stehen klassische Börsen, elektronische Handelssysteme und außerbörslicher Direkthandel. Jeder Handelsplatz hat spezifische Eigenschaften und kann sich in Bezug auf die verfügbaren Wertpapiere, Handelszeiten, Kosten, Ordertypen und Marktmodelle unterscheiden.

Ihr seid Privatanleger:innen und möchtet euer Geld langfristig anlegen? Dann müsst ihr euch über die Wahl des Handelsplatzes gar nicht allzu viele Gedanken machen: Solange ihr während der Xetra-Handelszeiten kauft, spricht wenig dagegen, einfach den günstigsten Handelsplatz zu wählen, den euer Broker vorschlägt. Wenn ihr einen ETF-Sparplan einrichtet, trifft euer Broker die Wahl des Handelsplatzes sowieso automatisch.

Häufig gestellte Fragen

Wo kann ich ETFs handeln?

ETFs können an unterschiedlichen Handelsplätzen gehandelt werden. Dazu gehören klassische Börsen wie die Börse Frankfurt oder Börse Stuttgart, elektronische Handelssysteme wie Xetra oder Tradegate und der außerbörsliche Direkthandel. Die Auswahl der Handelsplätze ist von eurem Depot bzw. Broker abhängig.

Was ist Xetra?

Xetra ist ein voll elektronischer Handelsplatz der Deutschen Börse in Frankfurt und das wichtigste elektronische Handelssystem in Deutschland. 90 % des deutschen Aktienhandels finden auf Xetra statt und die Xetra-Preise dienen als Referenz für andere Handelsplätze, sowie als Basis für die Berechnung des DAX.

Werden ETFs an der Börse gehandelt?

Ja, ETFs werden an der Börse gehandelt. Sie können wie Aktien während der Börsenhandelszeiten ge- und verkauft werden. Das grenzt sie von traditionellen Investmentfonds ab, die nur einmal pro Tag nach Börsenschluss gehandelt werden.

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Martin schrieb schon im Studium über Finanzthemen: Seine Masterarbeit verfasste er über die Geschichte amerikanischer Zentralbanken, später forschte er zum Thema Wahlkampffinanzierung. Privat investiert er seit mehreren Jahren in ETFs und Aktien. Heute lebt er in London und arbeitet als freier Texter in den Bereichen Technologie und Finanzen.
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