Stop-Loss-Order: Wie sie funktioniert und wann sie sinnvoll ist
Wenn die Kurse fallen, steht ihr manchmal vor der Frage: Halten oder verkaufen? Eine Stop-Loss-Order nimmt euch diese Entscheidung ab – automatisch. Sie verkauft, sobald ein festgelegter Kurs unterschritten wird, und kann euch so vor größeren Verlusten schützen.
Klingt nach einer praktischen Absicherung, aber passt das wirklich zu eurer Anlagestrategie? In diesem Artikel zeigen wir, wie Stop-Loss-Orders funktionieren, welche Vorteile und Risiken sie mitbringen und warum sie für langfristige Anleger:innen oft nicht das richtige Werkzeug sind.
Eine Stop-Loss-Order ist eine automatische Verkaufsorder, die ausgelöst wird, wenn der Kurs unter einen festgelegten Wert fällt.
Sie soll Verluste begrenzen oder Gewinne absichern, ist aber kein Garant für einen bestimmten Verkaufskurs.
Besonders sinnvoll ist sie für kurzfristig orientierte Anleger:innen oder bei volatilen Einzelwerten.
Wenn ihr passiv, breit gestreut und mit einem langfristigen Anlagehorizont in ETFs investiert, sind Stop-Loss-Orders für euch weniger relevant.
Was ist eine Stop-Loss-Order?
Eine Stop-Loss-Order ist eine automatische Verkaufsorder, die ausgelöst wird, wenn der Kurs eines Wertpapiers einen vorher festgelegten Schwellenwert erreicht. Ziel ist es, Verluste zu begrenzen, also „den Verlust zu stoppen“, bevor er zu groß wird.
Ein Beispiel: Angenommen, ihr habt einen ETF für 50 € gekauft und möchtet nicht mehr als 20 % verlieren. Dann könnt ihr eine Stop-Loss-Order bei 40 € setzen.
Sobald der Kurs auf diesen Wert oder tiefer fällt, wird eure Verkaufsorder ausgelöst und der ETF wird zum nächsten verfügbaren Kurs verkauft. Das muss nicht genau 40 € sein: Je nach Marktlage kann der tatsächliche Verkaufskurs auch darunter liegen – in seltenen Fällen auch drüber.
Die Stop-Loss-Order ist ein Auslöser für den Verkauf. Sobald der Stop-Kurs erreicht ist, zählt nur noch, welcher Kurs im Orderbuch gerade verfügbar ist.
Eine Stop-Loss-Order funktioniert also wie eine Art Sicherheitsnetz. Sie schützt davor, einen Kursverfall komplett auszusitzen, besonders dann, wenn man selbst nicht ständig auf die Kurse schauen will oder kann. Gerade bei Einmalanlagen, die man nicht langfristig halten möchte, kann sie ein sinnvolles Risikomanagement-Tool sein.
Aber: Eine Stop-Loss-Order ersetzt keine durchdachte Anlagestrategie. Sie reagiert nur auf Kursbewegungen, kann aber nicht unterscheiden, ob es nur ein kurzer Kursabfall ist oder ein langfristiger Markttrend.
Wie ihr Stop-Loss für euch nutzen könnt
Eine Stop-Loss-Order kann euch helfen, diszipliniert zu investieren und Emotionen aus dem Spiel zu nehmen. Dabei gibt es vor allem zwei sinnvolle Einsatzmöglichkeiten: Verlustabsicherung und Gewinnabsicherung.
Verlustabsicherung
Das ist wohl der häufigste Grund, eine Stop-Loss-Order zu setzen: Ihr wollt vermeiden, dass ein Investment zu weit ins Minus rutscht.
Beispiel: Nehmen wir an, ihr kauft einen Themen-ETF für 100 € pro Anteil. Weil das Thema recht schwankungsanfällig ist, wollt ihr Verluste begrenzen und setzt eine Stop-Loss-Order bei 80 €.
Sollte der Kurs auf diesen Wert oder darunter fallen, verkauft euer Broker den ETF automatisch. Ihr habt dann zwar 20 € Verlust gemacht, aber eben nicht mehr. Ohne Stop-Loss hättet ihr vielleicht bei einem Einbruch auf 70 € oder drunter verkauft, aus Panik oder weil ihr zu spät reagiert habt.
Gewinnabsicherung
Hier geht es nicht darum, Verluste zu vermeiden, sondern Gewinne zu sichern, bevor der Markt sich wieder dreht.
Beispiel: Ihr habt einen ETF auf den S&P 500 vor zwei Jahren für 300 € gekauft. Inzwischen steht der Kurs bei 400 €. Nun möchtet ihr nicht riskieren, dass ein plötzlicher Rücksetzer euch diese Gewinne wegnimmt. Ihr setzt also eine Stop-Loss-Order bei 380 €. Fällt der Kurs auf diesen Wert oder tiefer, wird verkauft. Ihr realisiert dann immerhin noch 80 € Gewinn.
Für wen eignet sich eine Stop-Loss-Order und für wen nicht?
Ob eine Stop-Loss-Order für euch sinnvoll ist, hängt stark von eurer Strategie und Risikobereitschaft ab. Hier zeigen wir typische Fälle, in denen sie sinnvoll sind – und wann ihr besser darauf verzichtet.
Für risikobewusste Einsteiger:innen
Wenn ihr gerade erst anfängt zu investieren, kann eine Stop-Loss-Order helfen, emotionale Fehlentscheidungen zu vermeiden. Ihr legt vorab fest, wie viel Verlust ihr maximal tragen wollt und erspart euch im Ernstfall hektisches Handeln.Für Anleger:innen mit spekulativeren Einzelwerten oder Themen-ETFs
Wenn ihr in volatile Märkte investiert, z. B. Technologie- oder Rohstoff-ETFs, kann euch eine Stop-Loss-Order vor plötzlichen Kurseinbrüchen schützen.Für Daytrader:innen
Im Daytrading geht es darum, innerhalb eines Handelstags schnell auf Kursbewegungen zu reagieren. Verluste müssen hier konsequent begrenzt werden, weil einzelne Fehlentscheidungen schnell teuer werden können. Eine Stop-Loss-Order hilft, die Risiken zu kontrollieren, ohne dass Trader:innen jede Sekunde vor dem Bildschirm sitzen müssen.Für alle, die ihre Investments nicht ständig im Blick haben
Wenn ihr nicht permanent die Kurse beobachten wollt, kann euch eine Stop-Loss-Order den Rücken freihalten. So bleibt ihr handlungsfähig, ohne ständig aktiv werden zu müssen, und könnt im Ernstfall größere Verluste vermeiden.
Für langfristige Buy-and-Hold-Anleger:innen
Wenn ihr breit gestreut in einen Welt-ETF investiert und langfristig denkt, dann gehören kurzfristige Schwankungen einfach dazu – und sind meist kein Grund, zu verkaufen. Eine Stop-Loss-Order kann hier sogar schaden, weil sie euch aus dem Markt wirft, obwohl ihr eigentlich investiert bleiben wollt.Für Sparplan-Nutzer:innen
Wenn ihr regelmäßig per Sparplan in ETFs investiert, bringt euch eine Stop-Loss-Order wenig. Denn sie schützt nur einzelne Positionen, nicht eure monatlichen Käufe.Außerdem läuft sie der Idee des Sparplans entgegen: Ihr investiert ja gerade regelmäßig, um von Kursschwankungen zu profitieren. Wenn ihr bei jedem Rücksetzer automatisch verkauft, nutzt ihr weder den Durchschnittskosteneffekt noch den Zinseszinseffekt voll aus.
Für Anleger:innen mit hoher Schwankungstoleranz
Wenn ihr auch bei stärkeren Kursschwankungen einen kühlen Kopf bewahrt, eure Strategie konsequent verfolgt und den Fokus auf euer langfristiges Ziel nicht verliert, braucht ihr auch keine automatische Verkaufsschranke.
Welche Risiken gibt es bei einer Stop-Loss-Order?
Eine Stop-Loss-Order kann in manchen Fällen ein nützlicher Schutzmechanismus sein – ein Garant für Sicherheit ist sie aber nicht. Denn auch dieser Ordertyp bringt Risiken und Fallstricke mit sich, die ihr kennen solltet, bevor ihr ihn einsetzt.
Kein garantierter Verkaufskurs
Viele denken: „Ich setze den Stop bei 90 €, also wird auch bei 90 € verkauft.“ Das stimmt leider nicht: Eine Stop-Loss-Order wird erst dann zur Verkaufsorder, wenn der gesetzte Kurs erreicht oder unterschritten wird.Ab diesem Moment wird sie zum nächst verfügbaren Marktpreis ausgeführt – und der kann deutlich darunter liegen. Gerade bei starken Kursrutschen oder in wenig liquiden Märkten kann das zu unerwartet niedrigen Verkaufspreisen führen.
Kurslücken („Gaps“)
An den Börsen kann es zu sogenannten Kurslücken kommen, zum Beispiel über Nacht oder übers Wochenende. Der Kurs springt dann ohne Zwischenstufen nach unten. Eure Stop-Loss-Order wird zwar ausgelöst, aber zum ersten Kurs nach der Lücke ausgeführt. Auch das kann zu deutlich größeren Verlusten führen als geplant.Verkauf trotz schneller Erholung
Manche Kurse fallen nur kurzfristig und erholen sich dann schnell wieder.
Ein Stop-Loss greift in solchen Momenten trotzdem. Ihr verkauft also unter Umständen in einer vorübergehenden Schwächephase, obwohl sich der Kurs kurze Zeit später wieder erholt hätte. Das passiert zum Beispiel bei kurzfristigen Marktreaktionen auf Nachrichten oder Wirtschaftsdaten.Steuern
Wird eure Stop-Loss-Order ausgelöst, verkauft ihr eure Anteile automatisch, und das kann steuerliche Folgen haben. Erzielt ihr dabei einen Gewinn, wird die Abgeltungssteuer fällig, es sei denn, ihr habt noch Freibetrag übrig. Auch Verluste werden realisiert und können später eventuell verrechnet werden.Transaktionskosten
Jeder Verkauf verursacht Transaktionskosten, auch bei automatischen Orders. Diese Gebühren können eure Rendite zusätzlich belasten, besonders bei kleineren Beträgen. Daher lohnt es sich, auch diese Kosten bei eurer Entscheidung zu berücksichtigen.
Wie finde ich den richtigen Stop-Loss-Kurs?
Wer eine Stop-Loss-Order setzt, steht vor der entscheidenden Frage: Wie weit sollte der Abstand zum aktuellen Kurs sein? Liegt der Stop zu nah, werdet ihr bei jeder kleinen Schwankung ausgestoppt. Liegt er zu weit entfernt, greift der Schutz womöglich zu spät. Es kommt also auf eine sinnvolle Balance an.
Ein häufiger Ansatz ist, den Stop-Loss-Kurs prozentual unter dem Einstiegskurs zu setzen. Viele Anleger:innen arbeiten mit einem Abstand von 10 bis 20 %. Wenn ihr also einen ETF für 100 € gekauft habt, könnte eine sinnvolle Schwelle bei 90 bis 80 € liegen. Damit gebt ihr dem Kurs etwas Luft, begrenzt aber größere Verluste.
Wichtig ist dabei euer persönliches Risikoprofil. Wenn ihr schnell nervös werdet, sobald es an der Börse etwas unruhiger wird, dann hilft ein enger gesetzter Stop-Loss, euch emotional zu entlasten. Habt ihr hingegen ein langes Anlageziel und bringt die nötige Gelassenheit mit, darf der Stop auch weiter entfernt liegen – oder ihr verzichtet ganz darauf.
Wie setze ich eine Stop-Loss-Order?
Eine Stop-Loss-Order zu setzen, ist technisch meist schnell erledigt, vorausgesetzt, ihr wisst, worauf ihr achten müsst. Am Beispiel der Deutschen-Post-Aktie zeigen wir euch, wie das bei Scalable Capital funktioniert. Der Ablauf ist dabei ähnlich wie bei vielen anderen Brokern, kann sich aber im Detail unterscheiden.
Schritt 1: Navigiert zum Wertpapier, das ihr verkaufen möchtet, und klickt auf den „Verkaufen“-Button. Bei einer Stop-Loss-Order handelt es sich nämlich um einen Verkauf, auch wenn er nicht unmittelbar stattfindet.

Wählt den „Verkaufen“-Button, um die Stop-Loss-Order einzurichten.
Schritt 2: Als Nächstes gebt ihr an, für wie viele Anteile ihr die Stop-Loss-Order setzen möchtet. Anschließend klickt ihr auf „Order vorbereiten“, um die Angaben zu prüfen und die Order final zu bestätigen.

Hier könnt ihr die Anzahl der Wertpapiere wählen und die Order vorbereiten.
Schritt 3: In der nächsten Ansicht könnt ihr über „STOP hinzufügen“ den Kurs festlegen, ab dem eure Verkaufsorder automatisch ausgelöst werden soll.
Schritt 4: Anschließend klickt ihr auf „Verkaufen“, um die Order zu platzieren. Keine Sorge: Ihr verkauft damit nicht sofort, sondern gebt lediglich die Stop-Loss-Order ins System. Sie wird erst aktiv, wenn der gewählte Kurs erreicht wird.

Wählt im nächsten Schritt den Betrag aus, der eure Stop-Loss-Order auslösen soll. Klickt anschließend auf „Verkaufen“.
Schritt 5: Sobald eure Order erfolgreich übermittelt wurde, erscheint ein Bestätigungsfenster, das euch den Eingang der Stop-Loss-Order bestätigt.

Ihr bekommt die Bestätigung anzeigt, dass euer Auftrag eingegangen ist.
Wenn ihr die Details eurer Stop-Loss-Order noch einmal überprüfen möchtet, findet ihr sie in eurem Portfolio auf der Wertpapierseite. In diesem Beispiel bei der Deutschen Post-Aktie, ganz unten im Bereich „Transaktionen“.
Solange die Order noch nicht ausgeführt wurde, ist sie mit einem gelben Uhr-Icon gekennzeichnet. Zusätzlich steht hinter der Transaktion der Hinweis „Ausstehend“.

Unter „Transaktionen“ seht ihr eure aufgegebene Order mit dem Vermerk „Ausstehend“.
Wenn ihr die Transaktion anklickt, könnt ihr alle Details der Stop-Loss-Order noch einmal in Ruhe einsehen – inklusive Stop-Kurs, Anzahl der Anteile und Status der Order.

Klickt ihr auf die Order, bekommt ihr alle Details noch einmal angezeigt. Hier könnt ihr die Order auch wieder stornieren.
Wenn ihr die Stop-Loss-Order nicht länger aktiv halten möchtet, könnt ihr sie dort auch einfach stornieren. Die Order wird dann gelöscht und nicht mehr ausgeführt.

Im Anschluss seht ihr, dass eure Stop-Loss-Order storniert wurde.
Hier findet ihr eine umfangreiche Video-Anleitung zu Scalable Capital:
Welche Depots unterstützen Stop-Loss-Orders?
Die meisten Depots ermöglichen es, Stop-Loss-Orders zu platzieren. Vor allem beim Handel mit Einzelaktien oder ETFs ist diese Orderart weitverbreitet. Umfang, Varianten und Bedienung können sich aber von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.
Neobroker wie Scalable Capital, Trade Republic oder justTRADE bieten Stop-Loss-Orders meist nur in einfacher Form für den Verkauf einzelner Positionen an. Während manche Anbieter ausschließlich die klassische Stop-Loss-Order unterstützen, ermöglichen andere auch erweiterte Varianten wie Stop-Limit- oder Trailing-Stop-Orders.
Direktbanken und klassische Broker wie ING, comdirect oder Consorsbank bieten meist eine größere Auswahl an Ordertypen sowie mehr Einstellungsmöglichkeiten – etwa zur Ordergültigkeit, Börsenplatz kombinierten Orders.
In unserer Übersicht seht ihr auf einen Blick, welche Ordertypen bei welchem Broker verfügbar sind. Die Stop-Loss-Order fällt hier unter die Kategorie „Stop-Order“:
Traders Place | Trade Republic | Smartbroker | Scalable Capital | S Broker | Postbank | N26 | maxblue | justTRADE | ING | flatex | finanzen.net zero | DKB | Consorsbank | comdirect | 1822direkt | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Market-Order | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Limit-Order | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Stop-Order | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Stop-Limit-Order | ✓ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✗ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✗ | ✓ |
Trailing-Stop-Order | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✓ | ✗ | ✗ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ |
One-Cancels-Other-Order | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✓ | ✗ | ✗ | ✗ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Market-to-Limit-Order | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ |
If-Done-Order | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ |
Next-Order | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✗ | ✓ | ✗ | ✗ |
Summe | 4 | 3 | 4 | 4 | 6 | 4 | 1 | 3 | 6 | 6 | 6 | 6 | 5 | 7 | 5 | 6 |
In unserem Depot-Vergleich haben wir 16 Depots ausgiebig getestet. Alle Testberichte und Vergleiche findet ihr hier:
Welche Alternativen gibt es zur Stop-Loss-Order?
Eine Stop-Loss-Order kann helfen, Verluste zu begrenzen – ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Je nach Anlagestrategie kommen auch andere Ordertypen oder langfristig gedachte Ansätze infrage. Hier zeigen wir euch zwei Wege, wie ihr euer Risiko anders steuern könnt:
Alternative Ordertypen zur Kursabsicherung
Neben der klassischen Stop-Loss-Order gibt es weitere Orderarten, mit denen ihr Verluste begrenzen oder gezielter verkaufen könnt – je nach Marktlage und persönlicher Strategie.
Trailing-Stop-Order
Eine Trailing-Stop-Order funktioniert wie eine Stop-Loss, aber mit eingebautem „Mitlauf-Effekt“. Der Stop-Kurs passt sich automatisch prozentual nach oben an, wenn der Kurs steigt. Dieser Ordertyp wird aber nicht bei allen Brokern angeboten.Beispiel: Ihr setzt einen Trailing Stop mit 10 % Abstand. Steigt der ETF von 100 auf 110 €, zieht euer Stop-Loss automatisch von 90 auf 99 € mit. Fällt der Kurs, bleibt der Stop-Kurs stehen und wird bei Erreichen ausgelöst.
Limit-Order
Mit einer Limit-Order gebt ihr einen konkreten Preis an, zu dem ihr kaufen oder verkaufen wollt.Beispiel: Ihr wollt euren ETF nur verkaufen, wenn er mindestens 80 € wert ist. Dann setzt ihr ein Verkaufs-Limit bei 80 €. Wird dieser Kurs nicht erreicht, passiert nichts. Das Ganze könnt ihr auch beim Kauf anwenden: Ihr setzt eine Kauforder mit einem Höchstpreis, den ihr zu zahlen bereit seid. Die Order wird nur ausgeführt, wenn der Kurs auf diesen oder einen besseren (also niedrigeren) Preis fällt.
Langfristige Strategien: Ruhe bewahren statt reagieren
Statt Kursbewegungen automatisch mit Verkäufen zu begegnen, könnt ihr auch Strategien verfolgen, die euch langfristig handlungsfähig und entspannter investieren lassen – ganz ohne Stop-Loss-Mechanik.
Hier sind drei Alternativen, die ihr kennen solltet:
- 1.
Buy and Hold
Wenn ihr breit gestreut investiert seid und einen langen Anlagehorizont verfolgt, solltet ihr Kursrückgänge vielleicht einfach aussitzen, statt automatisch zu verkaufen.Gerade bei Welt-ETFs ist es klüger, nicht bei jedem Rücksetzer auszusteigen. Denn die Märkte haben sich in der Vergangenheit fast immer wieder erholt. Wer in solchen Phasen verkauft, verpasst häufig den Wiederanstieg und ist in dieser Zeit nicht investiert, was eure langfristige ETF-Rendite deutlich schmälern kann.
- 2.
Rebalancing
Beim Rebalancing bringt ihr eure ursprüngliche Aufteilung (z. B. 70 % Aktien, 30 % Anleihen) regelmäßig wieder ins Gleichgewicht. Wenn Aktien stark gefallen sind, kauft ihr günstig nach, statt zu verkaufen. Das ist eine aktive Risikosteuerung ohne Panikverkäufe. - 3.
Liquiditätsreserve
Statt auf Kursbewegungen mit Verkäufen zu reagieren, könnt ihr euch einen Puffer in Form von Cash aufbauen. Diese Reserve hilft euch, auch in Krisen liquide zu bleiben, etwa, wenn ihr Geld braucht oder Sparraten pausieren müsst. So müsst ihr nicht verkaufen, wenn’s gerade schlecht läuft.
Kann ich eine Stop-Loss-Order auch bei Sparplänen einsetzen?
Nein, zumindest nicht direkt. Eine Stop-Loss-Order bezieht sich immer auf eine bestimmte Position, also einen einzelnen Kauf zu einem bestimmten Zeitpunkt. Bei ETF-Sparplänen kauft ihr aber regelmäßig, meist monatlich, und baut eure Position Stück für Stück auf. Für diese laufenden Käufe lässt sich keine automatische Stop-Loss-Order setzen.
Ihr könnt höchstens nachträglich einzelne Anteile aus dem Sparplan manuell absichern, etwa, wenn ihr eine größere Summe eingezahlt oder zwischendurch eine Einmalanlage getätigt habt. Aber das ist eher umständlich und wenig effektiv.
Dazu kommt: Sparpläne leben vom Cost-Averaging-Effekt, also davon, dass ihr auch bei niedrigen Kursen automatisch weiterkauft. Eine Stop-Loss-Order würde diesen Vorteil zunichtemachen, weil sie euch im Zweifel gerade dann aus dem Markt wirft, wenn die Kurse günstig sind.
Fazit – Stop-Loss passt nicht zu jeder Strategie
Eine Stop-Loss-Order kann kurzfristig vor größeren Verlusten schützen – insbesondere bei Einzelaktien oder spekulativeren Investments. Sobald der Kurs unter die festgelegte Schwelle fällt, wird automatisch verkauft. So müsst ihr im Ernstfall nicht selbst entscheiden, wann ihr aussteigt, und vermeidet im besten Fall panikgetriebene Fehlentscheidungen.
Für langfristige Anleger:innen, die breit gestreut in ETFs investieren und auf einen Anlagehorizont von zehn, zwanzig oder mehr Jahren setzen, ist eine Stop-Loss-Order dagegen meist ungeeignet. Sie widerspricht dem Grundprinzip von Buy-and-Hold und der Idee, langfristige Marktentwicklungen konsequent zu nutzen.
Wer langfristig investiert, sollte Schwankungen aushalten können. Wichtiger ist eine klare Strategie – mit Sparplan, Rebalancing und der nötigen Ruhe in turbulenten Phasen.
Häufig gestellte Fragen
Ja, technisch funktioniert das genauso wie bei Aktien. Ob es strategisch sinnvoll ist, hängt davon ab, ob ihr eher kurzfristig oder langfristig investiert seid.
Ja, solange sie noch nicht ausgelöst wurde, könnt ihr sie jederzeit anpassen oder löschen, direkt im Orderbuch eures Brokers.
Das hängt vom Broker ab. Bei vielen könnt ihr zwischen „gültig bis auf Widerruf“ oder „gültig bis Datum XY“ wählen.
Nein, sie greift nur während der Handelszeiten. Wenn der Kurs außerhalb der Börse fällt (z. B. über Nacht), kann die Order erst am nächsten Handelstag zum dann aktuellen Kurs ausgeführt werden.
Dann wird eure Stop-Loss-Order zum nächstmöglichen Kurs ausgeführt – der deutlich unter dem gesetzten Stop liegen kann.
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