Beste Erneuerbare Energien-ETFs: Ist ein Investment sinnvoll?
Nachhaltigkeit und Klimawandel sind thematisch nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken – und vom Big Player bis zur Einzelperson kann jede:r einen Beitrag für eine grünere Zukunft leisten. Aber ist es auch möglich, sinnvoll in diese Zukunft zu investieren?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf Erneuerbare Energien-ETFs und gehen der Frage nach, ob sich ein Investment in nachhaltige ETFs lohnt.
Bei Erneuerbare Energien-ETFs handelt es sich um Themen-ETFs. Der Index, den sie nachbilden, fasst ausschließlich Unternehmen aus dem Erneuerbare-Energien-Sektor zusammen.
Im Vergleich zu traditionellen ETFs wie dem MSCI World sind Erneuerbare Energien-ETFs weniger breit aufgestellt, was zu höheren Risiken und stärkeren Schwankungen führen kann.
Die Mischung macht’s: Auch wenn ihr an das Potenzial von erneuerbaren Energien glaubt, solltet ihr nicht alles auf einen einzigen Themen-ETF setzen.
Wer gezielt in einen Erneuerbare Energien-ETF investieren möchte, sollte ihn einem breit gestreuten Portfolio beimischen, um das Risiko zu reduzieren.
Was sind Erneuerbare Energien-ETFs?
Erneuerbare Energien-ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die – wie es der Name schon sagt – einen Index aus dem erneuerbaren Energien-Sektor nachbilden. Aus diesem Grund zählen sie zu den sogenannten Themen- oder Nischen-ETFs. Vielleicht sind euch auch die Bezeichnungen Clean-Energy-ETF, Green Energy ETF und Renewable Energy ETF schon begegnet.
Erneuerbare Energien entstehen durch die Nutzung natürlich vorkommender Energiequellen – also Wind-, Wasser- und Sonnenenergie. Dafür werden keine fossilen Brennstoffe verwendet. Das macht sie klimafreundlich.
In einem Erneuerbaren Energien-ETF findet ihr Unternehmen, die sich in irgendeiner Art und Weise an der nachhaltigen Entwicklung beteiligen – beispielsweise durch Forschung oder Produktion. Im größten nachhaltigen ETF, dem iShares Global Clean Energy UCITS ETF, befinden sich etwa die Solar- und Photovoltaik-Unternehmen First Solar und Enphase Energy.
Nachhaltige ETFs tragen manchmal die Kürzel „ESG“ (= Environmental, Social and Governance) oder SRI (= Socially Responsible Investing) im Namen. Was es damit auf sich hat, lest ihr hier:
ETFs auf erneuerbare Energien: Chancen und Risiken
Auch wenn Erneuerbare Energien-ETFs gut klingen – schließlich fördern sie eine nachhaltige Entwicklung –, dürft ihr nicht vergessen, dass es bei einem Investment primär um euch und eure finanzielle Zukunft geht. Werfen wir daher einen Blick auf die Chancen und Risiken von Clean-Energy-ETFs.
Ein wichtiges Stichwort in Bezug auf Chancen ist die Energiewende. Auch wenn niemand die Zukunft vorhersagen kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass nachhaltige Energien immer wichtiger werden – und damit auch die entsprechenden Unternehmen.
Mit einer Anlage in Erneuerbare Energien-ETF könnt ihr davon profitieren. Wenn die Branche weiter wächst und wirtschaftlich mehr Fahrt aufnimmt, erwartet euch möglicherweise langfristig eine hohe Rendite. Garantiert ist das jedoch nicht, was den Aspekt gleichzeitig zu einem Risiko macht.
Um dieses Risiko zu reduzieren, braucht es Diversifikation. In sich sind Clean-Energy-ETFs nicht so diversifiziert wie traditionelle ETFs. Es ist daher sinnvoll, das eigene Portfolio neben einem traditionellen breit gestreuten ETF, wie dem MSCI World, mit nachhaltigen ETFs zu erweitern und eine zusätzliche Branche abzudecken – ohne alles auf eine Karte zu setzen.
Hier seht ihr die wichtigsten Chancen und Risiken von ETFs auf erneuerbare Energien im Überblick:
Wachstumschancen durch die Energiewende
Die Energiewende ist in vollem Gange und es ist sehr wahrscheinlich, dass nachhaltige Energien in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Unternehmen in diesem Bereich könnten erheblich wachsen, was potenziell attraktive Renditen für Investoren bieten könnte.Mögliche Renditen
Durch frühzeitige Investitionen in Clean-Energy-ETFs könnt ihr von einem möglichen Aufschwung in der Branche profitieren. Wenn die Branche weiter expandiert und wirtschaftlich erfolgreicher wird, besteht die Chance auf langfristig solide Gewinne.Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel
Durch Investitionen in nachhaltige Unternehmen unterstützt ihr indirekt den Kampf gegen den Klimawandel. Diese Unternehmen sind darauf ausgerichtet, umweltfreundliche Technologien zu entwickeln und umzusetzen, was positive Auswirkungen auf die Umwelt haben kann.
Fehlende Diversifikation
Clean-Energy-ETFs konzentrieren sich auf eine spezifische Branche und sind daher weniger diversifiziert als breit gestreute ETFs wie der MSCI World. Diese mangelnde Diversifikation erhöht das Risiko, bei einem Markteinbruch erhebliche Verluste zu erleiden.Wichtigkeit ≠ Gewinn ≠ Kurssteigerung
Die Bedeutung erneuerbarer Energien ist unbestreitbar, aber diese Bedeutung spiegelt sich nicht immer in den Gewinnen der Unternehmen wider – und Gewinne wiederum bedeuten nicht immer, dass die Kurse steigen. Der Erfolg einer Branche bedeutet also noch lange nicht, dass sie auch ein erfolgreiches Investment darstellen muss.Politische Abhängigkeit
Die aktuelle Begeisterung für Nachhaltigkeit und Clean Energy wird stark durch politische Entscheidungen unterstützt. Änderungen in der politischen Landschaft oder in Subventionsprogrammen könnten jedoch schnell zu einer Umkehr dieses Trends führen, was die Branche empfindlich treffen könnte.Höhere Kosten
ETFs auf erneuerbare Energien sind im Vergleich zu marktbreiten ETFs, beispielsweise auf den MSCI World, deutlich teurer, was die Rendite schmälert.Langfristig schwächere Renditen als marktbreite ETFs
Themen-ETFs können in bestimmten Zeiträumen hohe Renditen liefern, doch auf lange Sicht ist unwahrscheinlich, dass ein ETF auf erneuerbare Energien besser performt als ein marktbreiter Welt-ETF.
Erneuerbare Energien vs. traditioneller ETF: Rendite im Vergleich
Um die Rendite eines Erneuerbaren Energien-ETFs mit einem traditionellen ETF zu vergleichen, ziehen wir zwei große Player heran:
- 1.
MSCI World
- 2.
S&P Global Clean Energy
Hier seht ihr die Rendite-Entwicklung beider ETFs in den vergangenen Jahren:
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 20,1 % |
2015 | 10,8 % |
2016 | 10,7 % |
2017 | 7,7 % |
2018 | -5,1 % |
2019 | 31,1 % |
2020 | 5,5 % |
2021 | 32,8 % |
2022 | -13,7 % |
2023 | 20,2 % |
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 9,2 % |
2015 | 14,4 % |
2016 | -11,8 % |
2017 | 7,7 % |
2018 | -4,3 % |
2019 | 49,6 % |
2020 | 118,8 % |
2021 | -17,7 % |
2022 | 0,8 % |
2023 | -21,7 % |
Wie ihr seht, kann der nachhaltige ETF trotz ertragreicher Phasen nicht mit dem Welt-ETF mithalten und musste vor allem in den letzten Jahren starke Einbußen verkraften. Das Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar hat in einem ausführlichen Artikel die Gründe beleuchtet. Dazu gehören:
Zinserhöhungen und dadurch entstandene Kapitalkosten
hohe Inflation und dadurch entstandene Entwicklungskosten
Netzengpässe
Lieferschwierigkeiten und Unterbrechungen der Lieferketten
Überkapazitäten, also ein mehr als ausreichendes Angebot für die aktuelle Nachfrage
Man darf allerdings mit Blick auf die Rendite nicht vergessen, dass sich beide ETFs hinsichtlich ihrer Größe deutlich unterscheiden. Während im iShares MSCI World mehr als 1.400 Positionen vertreten sind, finden sich im Global Clean Energy ETF gerade einmal 102 Unternehmen.
Durch die niedrige Anzahl an Unternehmen funktioniert das Ausgleichsprinzip nicht mehr. Würden im MSCI World beispielsweise 50 Unternehmen wirtschaftlich schlecht laufen und die restlichen gut, hätte das im Großen und Ganzen keine Auswirkungen. Beim Global Clean Energy ETF hingegen schon.
Ein Erneuerbare Energien-ETF ist also deutlich volatiler und anfälliger für Marktschwankungen als ein traditioneller, breit diversifizierter ETF wie der MSCI World. Auch wenn er in bestimmten Phasen hohe Renditen erzielen kann, bringt er auch höhere Risiken mit sich.
Ist ein Investment sinnvoll?
Ob ein Investment in Erneuerbare Energien-ETFs sinnvoll ist, hängt von eurer Risikobereitschaft und euren Überzeugungen ab. Wenn ihr ganz konkret eine Möglichkeit sucht, in Bereiche wie Solar-, Wasser- oder Windenergie zu investieren, sind diese Themen-ETFs einen Blick wert.
Ihr müsst dabei, wie schon erwähnt, bedenken, dass Erneuerbare Energien-ETFs bei Weitem nicht so stark diversifiziert sind wie traditionelle ETFs. Das heißt, ihr investiert nicht in die breite Weltwirtschaft, sondern mehr oder weniger nur in eine Nische. Das kann in gewissen Zeiträumen zu einer größeren Rendite führen, muss es aber nicht – vor allem langfristig, wie ein Blick auf historische Renditen zeigt.
Außerdem: Wenn es im grünen Sektor weiterhin gut läuft, landen die Unternehmen ohnehin früher oder später in den traditionellen ETFs.
Aus diesen Gründen eignen sich Erneuerbare Energien-ETFs eher zur Beimischung eines diversifizierten Portfolios – selbst für Leute, die von dieser Nische überzeugt seid. Ali Masarwah, Geschäftsführer der Fondsplattform Envestor, rät im Gespräch mit ZEIT Online etwa dazu, höchstens 15 % des Gesamtvermögens in Themen-ETFs zu investieren.
Für wen lohnt sich also die Anlage in grüne ETFs? Für Personen, die schon jetzt wirklich konkret in den Bereich investieren möchten – und mit den deutlich höheren Risiken leben können und wollen.
Welche Erneuerbare Energien-ETFs sind am besten?
Ihr fragt euch nun sicher, welche nachhaltigen ETFs es derzeit auf dem Markt gibt und wie sich diese unterscheiden. Nachfolgend findet ihr daher eine Übersicht über die größten, günstigsten und besten Erneuerbare Energien-ETFs.
Größte ETFs
Den größten Clean-Energy-ETF haben wir weiter oben bereits erwähnt – es handelt sich um den iShares Global Clean Energy. Mit einem Fondsvolumen von rund 2,7 Milliarden Euro auf 102 Unternehmen hebt er sich deutlich vom Rest ab.
Ihm folgt auf Platz 2 der Amundi MSCI New Energy ESG Screened mit einem Volumen von circa 763 Millionen Euro auf 82 Unternehmen. Bei beiden handelt es sich um ausschüttende ETF. Das bedeutet, dass Anleger:innen Dividendenerträge ausgezahlt bekommen.
Es sind aber auch viele deutlich kleinere ETFs vertreten. Grundsätzlich empfehlen viele Fachleute, auf eine Mindestgröße von rund 100 Millionen € zu achten, die dafür spricht, dass der ETF bereits etabliert ist und mit geringer Wahrscheinlichkeit wieder geschlossen wird.
Hier seht ihr die Liste der verfügbaren Clean-Energy-ETFs, nach Größe sortiert:
Günstigste ETFs
Die TER (= Total Expense Ratio) gibt die laufenden Kosten eines ETFs auf Jahresbasis an. Der günstigste ETF ist der BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Hydrogen Economy mit einer TER von 0,30 %.
Die oben genannten, großen Clean-Energy-ETFs sind mit einer TER von 0,65 % bzw. 0,60 % etwas teurer als ETF derselben Branche und als traditionelle ETFs. Der MSCI World kommt beispielsweise auf eine TER von 0,20 % pro Jahr.
Hier seht ihr die günstigsten ETFs auf Erneuerbare Energien:
ETFs mit der besten Performance
Wie die Performance zeigt, haben alle aufgelisteten Clean-Energy-ETFs in den letzten Jahren bei der Rendite Einbußen mit sich gebracht. Auf längere Sicht konnten sich bisher nur der iShares Global Clean Energy ETF und der Amundi MSCI New Energy ESG Screened behaupten – mit einer Rendite von 16,3 % und 8,7 % in den vergangenen fünf Jahren. Langfristig performten sie aber schlechter als marktbreite ETFs.
Langfristige Daten sind aber leider ohnehin Mangelware: Den iShares Global Clean Energy ETF und den Amundi MSCI New Energy ESG Screened gibt es bereits seit 2007, den Global X Solar ETF hingegen erst seit Februar 2022.
Fazit
Erneuerbare Energien-ETFs bieten eine spannende Möglichkeit, von der Energiewende zu profitieren und gleichzeitig in eine nachhaltige Zukunft zu investieren. Allerdings handelt es sich um Themen-ETFs, die deutlich weniger diversifiziert sind als traditionelle, breit gestreute ETFs auf Welt-Indizes wie den MSCI World. Das erhöht das Risiko, insbesondere in volatilen Marktphasen.
Die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien ist kein Garant für hohe oder beständige Renditen entsprechender Nischen-ETFs. Die Performance von Clean-Energy-ETFs hängt zudem stark von politischen Rahmenbedingungen und der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Sektor ab.
Wenn ihr trotz der Risiken an das langfristige Potenzial erneuerbarer Energien glaubt, könnt ihr Erneuerbare Energien-ETFs als Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio in Betracht ziehen. Mit dieser Beimischung könnt ihr euer Portfolio – und euer Gewissen – bereichern, ohne dass ihr euch ausschließlich auf diese Nische konzentriert.