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Geldmarkt-ETFs: Das bessere Tagesgeldkonto?

Letzte Aktualisierung
2. Aug. 2024

Die Geschäftsbanken standen in den vergangenen Jahren in der Kritik. Der Vorwurf: Sie hätten die Zinserhöhungen der EZB nur zögerlich an die Sparer weitergegeben. Für viele Anleger stellt sich daher die Frage nach Alternativen zum Tagesgeldkonto. Geldmarkt-ETFs sind eine naheliegende Option.

Wir verraten, was Geldmarkt-ETFs genau sind, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen und was ihr beim Kauf beachten solltet.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Geldmarkt-ETFs investieren in Geldmarktpapiere, die eine Restlaufzeit von maximal einem Jahr haben. Sie schwanken in der Regel kaum im Kurs, weshalb sie als Alternative zum Tagesgeldkonto angesehen werden.

  • Geldmarkt-ETFs zählen im Gegensatz zu Bankeinlagen als Sondervermögen. Ihr haftet also nicht für die Schulden eurer Bank, wenn diese bankrottgehen sollte.

  • Allerdings ist die Rendite genau wie beim Tagesgeld sehr gering. Geldmarkt-ETFs eignen sich daher bloß als Sicherheitsanker im Portfolio, um die Kursschwankungen der Aktien auszugleichen.

  • Als besonders sicher und wertstabil gelten ETFs mit kurz laufenden Bundesanleihen. Hier sind – Stand Juli 2024 – drei entsprechende ETFs verfügbar (ISIN: DE000A0Q4RZ9, LU2641054551, DE000ETFL227).

Was sind Geldmarkt-ETFs?

Geldmarkt-ETFs sind ETFs, die in Geldmarktpapiere investieren – also Wertpapiere aus dem Teil des Finanzmarkts, auf dem sich Investoren Liquidität beschaffen. Die ETFs können unterschiedliche Wertpapiere enthalten: von sicher geltenden Staatsanleihen über Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Rating bis zu riskanten Hochzinsanleihen von Unternehmen.

Was die enthaltenen Wertpapiere alle gemeinsam haben: eine kurze Restlaufzeit von maximal einem Jahr. Dadurch verlieren die Anleihen weniger an Wert, wenn die Marktzinsen steigen, etwa bei einer Zinserhöhung der EZB (mehr dazu weiter unten). Deshalb werden Geldmarkt-ETFs auch als Alternative zum Tagesgeldkonto angesehen.

Weil sie weniger schwanken, sind Geldmarkt-ETFs gut als Sicherheitsanker geeignet, der in einer Finanzkrise eure Nerven beruhigen kann. Allerdings sind die möglichen Renditen von Geldmarktanlagen im Vergleich zu Aktien in der Regel deutlich niedriger.

Wichtige Unterkategorie: Swap-basierte €STR-ETFs

Viele Geldmarkt-ETFs bilden Geldmarktzinssätze wie die Euro Short-Term Rate (€STR) nach. Dieser Zinssatz gibt an, zu welchem Zinssatz sich die 50 größten Banken der Eurozone unbesicherte Tagesgelder leihen.

Die €STR gilt als der wichtigste Geldmarktzinssatz beim Euro und dient häufig als Bezugsgröße in Verträgen oder als Benchmark für Fonds. Sie wird täglich von der EZB berechnet.

Weil sich die €STR täglich ändert, müssen ETFs den Zinssatz über Swap-Geschäfte nachbilden. €STR-ETFs enthalten also nicht unbedingt Geldmarktpapiere, sondern Aktien oder länger laufende Anleihen.

€STR-ETFs laufen auf einen Index, der die Entwicklung der Euro Short-Term Rate plus einem Aufschlag von 8,5 Basispunkten (0,085 Prozentpunkten) nachbildet. Derzeit liegt die €STR bei rund 3,65 % (Stand: Juli 2024).

In diesem Artikel konzentrieren wir uns primär auf Geldmarkt-ETFs mit deutschen Staatsanleihen und die eben vorgestellten €STR-ETFs.

Vor- und Nachteile von Geldmarkt-ETFs

Hier sind die wichtigsten Vor- und Nachteile von Geldmarkt-ETFs – vor allem im Vergleich zur Alternative Tagesgeld:

  • Sondervermögen
    Geldmarkt-ETFs zählen als Sondervermögen. Geht der ETF-Anbieter oder euer Broker pleite, fließt euer Geld nicht in die Insolvenzmasse des Unternehmens. Ihr seid also vor einer Insolvenz geschützt. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Artikel über die ETF-Insolvenz.

    Natürlich seid ihr auch bei einem normalen Bankkonto abgesichert: Hier würde im Ernstfall die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einem Betrag von 100.000 € pro Bank einspringen. Manche Experten bezweifeln jedoch, ob die Einlagensicherung in einer schweren Bankenkrise halten würde.

  • Wenig laufender Aufwand (kein Tagesgeld-Hopping nötig)
    Wenn ihr immer den besten Zins erhalten möchtet, müsst ihr beim Tagesgeldkonto von einer Bank zur nächsten wechseln. Bei einem Geldmarkt-ETF bekommt ihr automatisch die Zinsen, die am Geldmarkt üblich sind und die auch eure Bank erhalten würde, wenn sie in sehr sichere Zinsanlagen investieren würde.

  • Rascher von Zinsanstiegen profitieren
    Geldmarkt-ETFs geben höhere Zinsen schneller weiter als viele Banken. Laut der Vergleichsplattform Verivox zahlten im Juli 2023 ein Viertel aller Banken weiter Nullzinsen – und das ein Jahr nach der ersten Zinserhöhung der EZB.

    Besonders die Volksbanken und Sparkassen waren laut Verivox knausrig. Mit Geldmarkt-ETFs wäre euch das nicht passiert.

  • Performance in etwa gleich oder besser zum Tagesgeld
    Geldmarkt-ETFs kosten zwar mehr als ein Tagesgeldkonto, aber die Performance dürfte dennoch etwas besser sein. Das liegt daran, dass ein ETF sehr kostengünstig verwaltet wird, während ihr bei einer Bank das Filialnetz, Beratung und Co. mitfinanzieren müsst.

    Langfristig zahlen ETF-Anbieter daher oft höhere Zinsen als Filialbanken (wobei der Unterschied nicht riesig ist, da Geldmarktanlagen generell niedrige Renditen bieten).

  • Keine maximale Summe für Verzinsung
    Banken zahlen oft nur bis zu einem bestimmten Betrag, etwa 100.000 €, einen bestimmten Zins. Bei Geldmarkt-ETFs erhaltet ihr immer den gleichen Zins, egal, wie viel ihr einzahlt.

  • Sehr liquide
    Anteile an einem Geldmarkt-ETF könnt ihr mit wenigen Klicks jederzeit verkaufen. Ihr kommt also ähnlich rasch an euer Geld wie bei einem Bankkonto.

  • Kursschwankungsrisiko
    Der Wert eures Geldmarkt-ETFs kann schwanken. Konkret hängt das von drei Faktoren ab:

    • der Kreditwürdigkeit (Bonität) der Herausgeber der Geldmarktpapiere im ETF, etwa der Bundesrepublik Deutschland bei einem Geldmarkt-ETF mit Bundesanleihen.

    • der Inflationserwartung der Marktteilnehmer

    • der Höhe des Marktzinses, die vor allem von der EZB gesetzt wird

    Steigen die Inflationserwartungen oder die Marktzinsen bzw. verschlechtert sich die Kreditwürdigkeit des Geldmarktpapier-Herausgebers, dann sinkt der Wert des ETFs.

    Umgekehrt gilt: Verbessert sich die Kreditwürdigkeit bzw. sinken die Marktzinsen oder die Inflationserwartungen, dann steigt der Kurs der Geldmarkt-ETFs. Mehr dazu weiter unten.

  • Inflationsrisiko
    Bei Geldmarkt-ETFs mit sehr sicheren Wertpapieren sind die Zinsen oft so gering, dass sie langfristig kaum die Inflation ausgleichen. Geldmarkt-ETFs eignen sich daher vor allem als sicherer Anker im Portfolio, um starke Kursschwankungen bei Aktien auszugleichen.

  • Finanzwissen nötig
    Geldmarkt-ETFs sind nicht so einfach zu verstehen wie ein Tages- oder Festgeldkonto. Ihr müsst euch mit dem Konzept und den Produkten auseinandersetzen, bevor ihr investiert. Das kostet Zeit.

  • Nicht zum Zielsparen ideal
    Geldmarkt-ETFs sind nicht optimal, wenn ihr eine bestimmte Summe zu einem festen Datum in der Zukunft benötigt, etwa für einen Hauskauf. Hierfür eignen sich Festgeld, ein Laufzeit-ETF oder Bundesanleihen besser. Die Rendite dürfte etwas höher sein und ihr unterliegt keinem Kursschwankungsrisiko, wenn ihr bis zum Laufzeitende investiert bleibt.

  • Höhere Kosten als beim Bankkonto
    Bei einem Geldmarkt-ETF habt ihr laufende Kosten, während bei einem Bankkonto in der Regel keine Gebühr anfällt. Allerdings liegen die ETF-Kosten (TER) meist unter 0,15 % der angelegten Summe pro Jahr und manchmal sogar unter 0,1 %. Wenn ihr also 1.000 € einzahlt, fallen nur 1,50 € an Gebühren an.

    Dazu kommen die Handelskosten an der Börse (auch Spread bzw. Geld-Brief-Spanne genannt). Diese liegen für Kauf und Verkauf in der Regel unter 0,1 %. Je nach Broker müsst ihr auch Order- und Depotgebühren bezahlen.

Wie sehr können die Kurse von Geldmarkt-ETFs schwanken?

Das lässt sich nicht pauschal sagen und hängt davon ab, in welche Geldmarktpapiere der ETF investiert. Sind beispielsweise Papiere von Unternehmen mit geringer Kreditwürdigkeit enthalten, können die Kurse stark nachgeben – etwa in Wirtschaftskrisen.

Bei Geldmarkt-ETFs mit deutschen Staatsanleihen oder bei €STR-ETFs dürfte die Kursschwankung aber sehr gering ausfallen. Die folgende Grafik zeigt euch die Performance eines €STR-ETFs und eines ETFs mit deutschen Bundesanleihen mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 0,6 Jahren (knapp sieben Monate):

Performance eines Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen
Letzte 10 Jahre
Letzte 15 Jahre
Maximaler Zeitraum
2,4 %
Bestes Jahr (2023)
-1,0 %
Schlechtestes Jahr (2022)
-0,4 %
⌀ Rendite pro Jahr
-3,6 %
Gesamtrendite
JahrRendite
20140,0 %
2015-0,3 %
2016-0,5 %
2017-1,0 %
2018-0,8 %
2019-0,8 %
2020-0,8 %
2021-0,8 %
2022-1,0 %
20232,4 %
Basis: iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr (DE000A0Q4RZ9) in EUR
Performance eines €STR-ETFs
Letzte 10 Jahre
Letzte 15 Jahre
Maximaler Zeitraum
Rendite 2015 - 2023
3,3 %
Bestes Jahr (2023)
-0,6 %
Schlechtestes Jahr (2021)
0,0 %
⌀ Rendite pro Jahr
-0,1 %
Gesamtrendite
JahrRendite
2015-0,2 %
2016-0,4 %
2017-0,5 %
2018-0,5 %
2019-0,5 %
2020-0,6 %
2021-0,6 %
20220,0 %
20233,3 %
Basis: Xtrackers II Overnight Rate (LU0335044896) in EUR

Ihr seht, dass die Kurse der ETFs kaum nachgegeben haben. Das Minus war nie größer als 1 % pro Jahr. Selbst in den Krisenjahren 2009 und 2020 fielen kaum Verluste an. Dafür waren aber auch die Renditen sehr gering bis negativ in der Nullzinsphase der 2010er-Jahre.

Kursverluste von Geldmarkt-ETFs abschätzen

Bei Geldmarkt-ETFs gilt: Je länger die durchschnittliche Restlaufzeit der enthaltenen Anleihen, desto sensibler reagieren die ETFs auf Marktzinsänderungen.

Mit der folgenden Daumenregel könnt ihr grob abschätzen, wie hoch die Kursverluste oder -gewinne im Falle einer Marktzinsänderung sind:

Kursänderung = Marktzinsänderung in Prozentpunkten * durchschnittliche Restlaufzeit des Geldmarkt-ETFs

Etwa würde ein Geldmarkt-ETF 2,25 % seines Wertes verlieren, wenn die EZB wie in den Jahren 2022 und 2023 die Zinsen von 0 auf 4,5 % erhöht (Rechnung: 4,5 Prozentpunkte mal 0,5 Jahre). Annahme ist hierbei, dass die Anleihen im Geldmarkt-ETF noch durchschnittlich ein halbes Jahr laufen.

Umgekehrt gilt: Senkt die EZB die Zinsen von 4 auf 2 %, würde der ETF-Kurs um 1 % steigen (Rechnung: 2 Prozentpunkte mal 0,5 Jahre). Mehr zum Kursverlustrisiko bei Anleihen erfahrt ihr in unserem Artikel über Anleihen-ETFs.

Wie viel Zinsen werfen Geldmarkt-ETFs ab?

Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen und €STR-ETFs erzielten langfristig nahezu identische Renditen. In den 2010er-Jahren waren diese überwiegend negativ und lagen zwischen 0 und -1 % pro Jahr. Ihr hättet also Geld dafür bezahlen müssen, um in einen Geldmarkt-ETF zu investieren:

Rendite eines Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen
eb.rexx Government Germany 0-1
Verkauf
2009
1,1
2010
0,8
0,4
2011
0,9
0,7
1,0
2012
0,6
0,4
0,4
-0,2
2013
0,5
0,3
0,2
-0,1
-0,1
2014
0,4
0,2
0,2
-0,1
-0,1
0,0
2015
0,3
0,1
0,1
-0,1
-0,1
-0,1
-0,3
2016
0,2
0,1
0,0
-0,2
-0,2
-0,3
-0,4
-0,5
2017
0,1
-0,1
-0,1
-0,3
-0,4
-0,4
-0,6
-0,7
-1,0
2018
0,0
-0,2
-0,2
-0,4
-0,4
-0,5
-0,6
-0,8
-0,9
-0,8
2019
-0,1
-0,2
-0,3
-0,5
-0,5
-0,6
-0,7
-0,8
-0,9
-0,8
-0,8
2020
-0,2
-0,3
-0,3
-0,5
-0,5
-0,6
-0,7
-0,8
-0,9
-0,8
-0,8
-0,8
2021
-0,2
-0,3
-0,4
-0,5
-0,6
-0,6
-0,7
-0,8
-0,8
-0,8
-0,8
-0,8
-0,8
2022
-0,3
-0,4
-0,4
-0,6
-0,6
-0,7
-0,7
-0,8
-0,9
-0,9
-0,9
-0,9
-0,9
-1,0
2023
-0,1
-0,2
-0,2
-0,3
-0,3
-0,4
-0,4
-0,4
-0,4
-0,3
-0,2
-0,1
0,2
0,7
2,4
Kauf
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
Basis: iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr (DE000A0Q4RZ9) in EUR

Rechnet man eine jährliche Inflationsrate von 2 % dazu, dann hättet ihr allein zwischen 2010 und 2020 einen inflationsbereinigten Verlust von -24,1 % erlitten (nominaler Verlust von 2,2 % plus 21,9 % Inflationsverlust).

Geldmarkt-ETFs mit Unternehmensanleihen aus der Eurozone waren etwas rentabler, aber dafür waren die Kursschwankungen und das Ausfallrisiko höher. Rechnet man die Inflation ein, hättet ihr auch mit diesen ETFs einen realen Verlust gemacht:

Geldmarkt-ETF mit kurz laufenden Unternehmensanleihen in Euro und dem Rating Investment Grade
Markit iBoxx EUR Liquid Investment Grade Ultrashort
Verkauf
2014
0,6
2015
0,4
0,1
2016
0,3
0,2
0,2
2017
0,2
0,1
0,1
-0,1
2018
0,0
-0,1
-0,2
-0,4
-0,6
2019
0,1
0,0
0,0
-0,1
-0,1
0,3
2020
0,1
0,0
0,0
-0,1
-0,1
0,2
0,1
2021
0,0
0,0
-0,1
-0,1
-0,1
0,0
-0,1
-0,4
2022
0,0
-0,1
-0,1
-0,2
-0,2
-0,1
-0,2
-0,3
-0,3
2023
0,3
0,3
0,3
0,3
0,4
0,6
0,7
0,9
1,5
3,4
Kauf
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
Basis: iShares Ultrashort Bond (IE00BCRY6557) in EUR

Für euch folgt daraus: Geldmarkt-ETFs (oder ein Tagesgeldkonto) sind höchstens als Sicherheitsanker interessant, um die Kursschwankungen von Aktien auszugleichen. Langfristig liefern sie kaum Rendite und kürzerfristig sind – wie in den 2010er-Jahren – auch Verluste möglich.

Geldmarkt-ETF-Auswahl: Welche Geldmarkt-ETFs sind besonders interessant?

Wenn ihr hohe Wertschwankungen oder Verluste vermeiden möchtet, sollte ein Geldmarkt-ETF folgende zwei Kriterien erfüllen:

  • 1.

    Die enthaltenen Geldmarktpapiere sollten auf Euro lauten. Dann könnt ihr durch keine Verluste durch das Währungsrisiko erleiden, falls der Euro gegenüber Fremdwährungen an Wert gewinnen sollte.

  • 2.

    Das Risiko eines Zahlungsausfalls beim Herausgeber der enthaltenen Geldmarktpapiere sollte möglichst gering sein. Etwa gehen Unternehmen in der Regel öfter pleite als Staaten. Als besonders ausfallsicher gelten Anleihen von Staaten mit Top-Rating AAA, etwa deutsche Staatsanleihen.

Experten raten daher zu ETFs mit deutschen Staatsanleihen. „Bei ETFs, die in Bundeswertpapiere mit kurzen Restlaufzeiten investieren, ist das Verlustpotenzial am geringsten, da Ausfallrisiko und Kursrisiken minimal sind“, erklärt uns etwa Niels Nauhauser, Leiter der Abteilung „Altersvorsorge, Banken, Kredite“ bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Welche Geldmarkt-ETFs sind verfügbar?

Die Auswahl an Geldmarkt-ETFs ist begrenzt. Es gibt drei ETFs, die Bundesanleihen mit einer maximalen Restlaufzeit von 12 Monaten enthalten. Die durchschnittliche Restlaufzeit liegt bei rund einem halben Jahr:

Geldmarkt-ETFs mit deutschen Staatsanleihen

maximale Restlaufzeit von 12 Monaten

iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr
ETF
Ausschüttend
DE000A0Q4RZ9
Größe
1,6 Mrd. EUR
Alter
16 Jahre
TER
0,13%
Score
5,0
Deka Deutsche Boerse EUROGOV Germany Money Market
ETF
Ausschüttend
DE000ETFL227
Größe
250 Mio. EUR
Alter
15 Jahre
TER
0,12%
Score
4,2
Xtrackers II Germany Government Bond 0-1
ETF
Thesaurierend
LU2641054551
Größe
86 Mio. EUR
Alter
< 1 Jahr
TER
0,07%
Score
2,8

Bei den synthetischen Geldmarkt-ETFs auf die Euro Short-Term Rate (€STR) ist die Auswahl größer. Insgesamt sind fünf ETFs verfügbar, davon zwei Thesaurierer. Außerdem sind die Kosten leicht geringer und das Fondsvermögen meist höher:

Geldmarkt-ETFs auf den Geldmarktzinssatz €STR
Xtrackers II Overnight Rate
ETF
Thesaurierend
LU0290358497
Größe
9,0 Mrd. EUR
Alter
17 Jahre
TER
0,10%
Score
5,0
Amundi Overnight Return
ETF
Thesaurierend
FR0010510800
Größe
1,9 Mrd. EUR
Alter
6 Jahre
TER
0,10%
Score
5,0
Lyxor Smart Overnight Return D-EUR
Aktiver ETF
Ausschüttend
LU2082999306
Größe
5,4 Mrd. EUR
Alter
4 Jahre
TER
0,05%
Score
4,8
Xtrackers II Overnight Rate
ETF
Ausschüttend
LU0335044896
Größe
568 Mio. EUR
Alter
16 Jahre
TER
0,10%
Score
4,6

Was ist besser: Ein ETF mit Bundesanleihen oder ein €STR-ETF?

Bundesanleihen-ETFs dürften sicherer sein als Swap-ETFs auf die €STR. Etwa sieht Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Anlagepolitik der €STR-ETFs kritisch.

Diese könnten Derivate und Bankschuldverschreibungen kaufen, erklärt er uns gegenüber. Das alles sei nicht so einfach, „wie das gerne hier und da beschrieben wird, sondern etwas komplexer mit durchaus nicht zu vernachlässigenden Restrisiken“.

Etwa verweist Nauhauser auf einen großen €STR-ETF, bei dem die Swap-Geschäfte mit Anleihen des griechischen Staates und großer Banken wie der UBS und Santander besichert sind. Diese ETFs könnten Risiken enthalten, „die ein Tagesgeld-Anleger, der Wert auf höchste Sicherheit legt, nicht tragen möchte“, warnt Nauhauser.

In puncto Performance gibt es zwischen €STR- und Bundesanleihen-ETFs keinen großen Unterschied. Etwa liegt ein Swap-ETF über den gesamten Zeitraum von Juli 2008 bis Juni 2024 bloß um 2,1 Prozentpunkte vorn (5,0 versus 2,9 %):

Performance-Vergleich eines Swap-basierten ETFs auf die Euro Short-Term Rate mit einem Bundesanleihen-ETF
Letzte 10 Jahre
Letzte 15 Jahre
Maximaler Zeitraum
2,4 %
Bestes Jahr (2023)
-1,0 %
Schlechtestes Jahr (2022)
-0,4 %
⌀ Rendite pro Jahr
-3,6 %
Gesamtrendite
JahrRendite
20140,0 %
2015-0,3 %
2016-0,5 %
2017-1,0 %
2018-0,8 %
2019-0,8 %
2020-0,8 %
2021-0,8 %
2022-1,0 %
20232,4 %
Basis: iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr (DE000A0Q4RZ9) in EUR
Letzte 10 Jahre
Letzte 15 Jahre
Maximaler Zeitraum
3,3 %
Bestes Jahr (2023)
-0,7 %
Schlechtestes Jahr (2020)
0,0 %
⌀ Rendite pro Jahr
-0,3 %
Gesamtrendite
JahrRendite
20140,0 %
2015-0,2 %
2016-0,4 %
2017-0,7 %
2018-0,5 %
2019-0,6 %
2020-0,7 %
2021-0,5 %
20220,2 %
20233,3 %
Basis: Lyxor Smart Overnight Return D-EUR (LU2082999306) in EUR

Für euch bedeutet das: Wenn ihr die Angaben aus den Unterlagen des €STR-ETFs nicht im Detail versteht, dann investiert besser bloß in Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen.

Fazit: Geldmarkt-ETFs

Geldmarkt-ETFs investieren in kurz laufende Anleihen mit einer maximalen Restlaufzeit von 12 Monaten. Sie gelten als besonders sicher und weisen geringe Kursschwankungen auf, weshalb sie als Alternative zum Tagesgeldkonto angesehen werden.

Geldmarkt-ETFs zählen im Gegensatz zu Bankeinlagen als Sondervermögen – und eine maximale Summe für Verzinsung gibt es nicht. Daher sind Geldmarkt-ETFs besonders für Anleger interessant, die einen größeren Betrag anlegen und diesen nicht auf mehrere Banken verteilen möchten, um unter die gesetzliche Einlagensicherung zu fallen.

Allerdings solltet ihr – genau wie beim Tagesgeld – keine großen Renditen erwarten. Geldmarkt-ETFs eignen sich bloß als Sicherheitsanker, um die Kursschwankungen von Aktien auszugleichen. Wollt ihr mehr Rendite, solltet ihr lieber die Aktienquote erhöhen.

Als Sicherheitsanker eignen sich primär Geldmarkt-ETFs mit Staatsanleihen, die das höchste Rating AAA aufweisen und auf eure Heimatwährung lauten. Hier gibt es aktuell drei entsprechende Geldmarkt-ETFs (ISIN: DE000A0Q4RZ9, LU2641054551, DE000ETFL227).

Häufige Fragen

Was ist ein Geldmarkt-ETF?

Ein Geldmarkt-ETF investiert in kurz laufende Anleihen von Staaten und/oder Unternehmen sowie in Tagesgelder und kurz laufende Festgelder. Manche Geldmarkt-ETFs bilden Geldmarktzinssätze wie die Euro Short-Term Rate (€STR) über Tauschgeschäfte, sogenannte Swaps, nach. Geldmarkt-ETFs gelten als Alternative zu einem Tagesgeld bei einer Bank.

Wie hoch ist die Rendite von Geldmarkt-ETFs?

Geldmarkt-ETFs erzielen wie das Tagesgeld langfristig kaum Rendite und verschaffen euch allenfalls einen Inflationsausgleich oder etwas mehr. Etwa lag die nominale Gesamtrendite eines Geldmarkt-ETFs mit deutschen Staatsanleihen zwischen 2010 und 2020 bei -2,2 %.

Welcher Geldmarkt-ETF ist am besten?

Als besonders sicher gelten Geldmarkt-ETFs mit Bundesanleihen, die eine Restlaufzeit von maximal einem Jahr haben. Solche ETFs schwanken kaum im Kurs und ein Ausfall der Herausgeberin der Staatsanleihen – der Bundesrepublik Deutschland – gilt als besonders unwahrscheinlich (Top-Rating von AAA).

Aufgrund der geringen Rendite solltet ihr aber Geldmarkt-ETFs bloß als Sicherheitsanker nutzen, um die Schwankungen der Aktien in eurem Portfolio zu reduzieren. Das kann eure Nerven beruhigen, etwa in einem Börsencrash.

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Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main. Der studierte Volkswirt schreibt vor allem über Wirtschaft und Geldanlage.
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