Wasserstoff-ETF: Eine sinnvolle Investition in eine nachhaltige Zukunft?
Mobilitätswende, CO2-Neutralität, alternative Kraftstoffe – über diese Themen wird bereits seit einigen Jahren diskutiert. In diesem Zusammenhang rücken auch mögliche Einsatzbereiche von Wasserstoff immer wieder in den Fokus.
Manche sehen in Wasserstoff die Alternative zu Benzin und Diesel schlechthin. Ist Wasserstoff damit auch ein spannendes Investmentthema? Wenn ja, welche Optionen bietet der Kapitalmarkt?
Wir zeigen euch, wie ihr mithilfe eines ETFs in den Wasserstoffsektor investieren könnt. Außerdem möchten wir euch mögliche Alternativen zu einem Wasserstoff-Investment vorstellen.
Wasserstoff könnte einen wichtigen Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft leisten. Manche Experten sehen das Thema aber auch kritisch.
Ein Wasserstoff-ETF bildet einen Index nach, der Aktien von Unternehmen enthält, die im Wasserstoffsektor tätig sind.
Mit ETFs könnt ihr also breit in Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette investieren, ohne einzelne Unternehmen recherchieren zu müssen.
Niemand kann genau vorhersagen, welche Rolle Wasserstoff in der Zukunft spielen wird. Investiert also nur einen kleinen Teil eures Vermögens in einen Wasserstoff-ETF, um das Verlustrisiko zu begrenzen.
Was ist ein Wasserstoff-ETF?
Neben breit gestreuten ETFs, beispielsweise auf den MSCI World, gibt es auch Indexfonds mit einem klar definierten Fokus. Mit ihnen könnt ihr gezielt in die Wirtschaft eines Landes oder einer Region investieren, aber auch in eine bestimmte Branche.
Bei einem Wasserstoff-ETF handelt es sich um einen ETF, der in verschiedene Unternehmen investiert, die im Wasserstoffsektor tätig sind. Diese Unternehmen können sich mit verschiedenen Teilbereichen, wie etwa der Produktion, der Speicherung, der Verteilung oder auch der Nutzung des Gases beschäftigen.
Ein ETF ermöglicht ein breites Investment in das Thema, ihr müsst also keine einzelnen Unternehmen recherchieren. Gerade in einer noch jungen Branche, in der viele kleinere Unternehmen um Marktanteile kämpfen, ist das ein großer Vorteil. Die Unternehmen, die sich gut entwickeln, gleichen die Entwicklung derer aus, die sich schlechter entwickeln.
Hier aber gleich eine Warnung: Es ist durchaus möglich, dass sich alle oder ein Großteil der im ETF enthaltenen Papiere schlecht entwickeln. In diesem Fall verlieren die Fondsanteile an Wert und euer Investment schrumpft.
Warum ist Wasserstoff interessant?
Wasserstoff gilt als vielversprechende Energiequelle für eine nachhaltigere Zukunft, da er emissionsfrei ist und eine hohe Energiedichte besitzt. Wir Wasserstoff benutzt, um einen Motor anzutreiben, wird dabei kein CO₂ freigesetzt.
Komplett emissionsfrei ist das Gas aber nur, wenn auch bei der Herstellung keine konventionellen Energieträger eingesetzt werden. Aktuell ist das aber noch die Regel. Experten gehen davon aus, dass das auch erst mal so bleiben wird, wenn der Wasserstoffverbrauch schnell steigt.
Es gibt verschiedene Wege, Wasserstoff herzustellen. Je nach Verfahren wird dem entstandenen Wasserstoff eine Farbe zugeordnet.
Grüner Wasserstoff: Hier wird das Gas durch Elektrolyse (Aufspaltung von Wasser in Sauer- und Wasserstoff) hergestellt. Die benötigte Energie kommt liefern die Sonne, der Wind oder Wasser.
Türkiser Wasserstoff: Dieser Wasserstoff wird durch Methanpyrolyse hergestellt. Dabei wird Methan in festen Kohlenstoff und Wasserstoff gespalten. Der feste Kohlenstoff kann sicher eingelagert werden, so gelangt kein CO₂ in die Atmosphäre.
Grauer Wasserstoff: Hier wird mittels Dampfreformierung fossiler Brennstoffe Wasserstoff erzeugt. Dabei entsteht CO₂, das in die Atmosphäre abgegeben wird.
Blauer Wasserstoff: Auch hier wird Dampfreformierung genutzt, das entstehende CO₂ wird anschließend aber unterirdisch gelagert.
Orangener Wasserstoff: Dabei handelt es sich um Wasserstoff, der per Elektrolyse erzeugt wird, den Strom liefern Biomasse- oder Müllheizkraftwerke.
Pinker Wasserstoff: Auch hier kommt die Elektrolyse zum Einsatz. Angetrieben werden diese Wasserstoffanlagen aber mit Atomstrom.
Im Bereich der erneuerbaren Energien spielt Wasserstoff aber noch eine weitere wichtige Rolle, nämlich als Speicher. Liefert etwa ein Solarpark in sonnenreichen Tagen mehr Strom, als benötigt wird, können Überschüsse zur Wasserstoffproduktion genutzt werden. Abschaltungen wären damit nicht mehr notwendig.
Einsatzbereiche von Wasserstoff
Für Wasserstoff gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Vielen kommt vermutlich zuerst die Brennstoffzelle im Auto in den Sinn. Für Wasserstoff gibt es aber noch zahlreiche weitere Einsatzbereiche:
Treibstoff im Güterverkehr
Treibstoff für Flugzeuge und Schiffe
Als Erdgasersatz in Gaskraftwerken
Als Kohleersatz in der Primärstahlerzeugung
Als Rohstoff in der chemischen Industrie
Ist ein Wasserstoff-ETF sinnvoll?
Die Frage, wie sinnvoll ein Wasserstoff ist, hängt zunächst davon ab, wie ihr das Potenzial der Technologie einschätzt. Glaubt ihr, dass Wasserstoff einen unverzichtbaren Teil zu einer CO₂-neutralen Zukunft liefern wird oder nicht?
Investitionsstrategien und -chancen
Wenn ihr diese Frage bejahen würdet, ist ein Wasserstoff-ETF eine vielversprechende Möglichkeit, in das Thema zu investieren. Schließlich ermöglicht ein ETF ein breites Investment, ohne die Risiken und den Aufwand der Auswahl einzelner Aktien. Durch die Diversifikation reduziert ein ETF das Risiko, das mit der Investition in ein einzelnes Unternehmen verbunden ist.
Allerdings solltet ihr euch die Volatilität und die langfristigen Aussichten des Sektors berücksichtigen, da die Wasserstoffwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckt. Wie es mit dem Thema weitergeht, hängt auch von politischen und regulatorischen Entscheidungen ab. Wer in ein experimentelles Feld investiert, muss auch bei Kursverlusten die Nerven behalten und eventuell mal eine Durststrecke, in der sich der Kurs seitwärts bewegt, aussitzen.
Da es sich bei Wasserstoff um ein riskanteres Investmentthema handelt, werdet ihr vermutlich nur einen Teil eures Vermögens hier investieren wollen. Eine Möglichkeit wäre, einen Wasserstoff-ETF im Rahmen der Core-Satellite-Strategie in euer Portfolio zu integrieren. Den riskanteren Branchen-ETF sichert in diesem Modell ein breiterer ETF ab, geht eure Wette auf, wird Wasserstoff zum Renditebooster.
Risiken und Herausforderungen
Trotz des unbestreitbaren Potenzials gibt es auch erhebliche Risiken und Herausforderungen bei Investitionen in Wasserstoff-ETFs. Die Technologie ist noch nicht vollständig ausgereift und es gibt technische und wirtschaftliche Hürden, die überwunden werden müssen.
Zudem hängt der Erfolg stark von politischen Entscheidungen und Förderprogrammen ab. Deutschland fördert den Sektor derzeit im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie mit dem Ziel, globaler Marktführer zu werden. Bis 2030 will die Bundesregierung zehn Gigawatt Elektrolysekapazität aufbauen.
Auch andere Staaten investieren. Ein Stimmungsumschwung könnte jedoch das Ende der Förderungen bedeuten und der Branche massiv schaden.
Einer Analyse aus dem November 2023 zufolge haben weltweit bereits 43 Nationen eine Wasserstoffstrategie beschlossen.
Die Strategien unterscheiden sich teils stark in ihrer Ausrichtung. Manche Länder wollen weiter auf grauen Wasserstoff setzen, andere rücken den Klimaschutz in den Fokus. Manche Länder wollen in erster Linie als Wasserstoffproduzenten auftreten, andere – beispielsweise Deutschland – sehen sich als Technologieentwickler, die selbst auf Importe angewiesen sind.
Verbände wie die Deutsche Umwelthilfe kritisieren zudem, dass das Potenzial von Wasserstoff überschätzt wird. In der Luft- und Seeschifffahrt sowie beim Schwerlastverkehr könne der Einsatz Wasserstoff zwar ein Teil der Lösung sein, im motorisierten Individualverkehr und bei der Gebäudewärme sei er jedoch Energieverschwendung.
Zudem ist nicht endgültig geklärt, wo der Wasserstoff herkommen soll. Oft wird von Produktionsstätten in Afrika gesprochen, da hier ausreichend Sonne zur Stromproduktion zur Verfügung steht. Große Mengen Wasserstoff von Afrika nach Europa, Asien oder Amerika zu transportieren, ist derzeit aber noch Zukunftsmusik.
Welche Wasserstoff-ETFs gibt es?
Aktuell könnt ihr in Deutschland in sieben verschiedene Wasserstoff-ETFs investieren. Es handelt sich bei allen um physisch replizierende ETFs, die Aktien werden von der Fondsgesellschaft also tatsächlich gekauft. Zudem gibt es ausschließlich thesaurierende Fonds, etwaige Dividenden werden also reinvestierte und nicht ausgeschüttet.
Alle ETFs investieren in verschiedene Wasserstoffunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Manche beziehen bei der Wertpapierauswahl Nachhaltigkeitskriterien mit ein. Das erkennt ihr am Kürzel ESG im Fondsnamen.
Da das Thema Wasserstoff noch vergleichsweise neu ist, sind auch die ETFs noch eher jung. Eine Ausnahme ist hier der Amundi Global Hydrogen ESG Screened, den es bereits seit 13 Jahren gibt.
Junge Fonds sind oft auch kleine Fonds. Das heißt, dass noch nicht viel Kapital in den jeweiligen ETF investiert wurde. Meist sind die Verwaltungskosten bei kleinvolumigen ETFs höher, was die Rendite schmälert. Zudem besteht immer die Gefahr, dass der Emittent den ETF vom Markt nimmt. In diesem Fall wärt ihr zum Verkauf gezwungen, egal, wie viel eure Anteile gerade wert sind.
Alternativen zu Wasserstoff-ETFs
Eine Alternative zu Wasserstoff-ETFs sind Fonds, die das Thema erneuerbare Energien breiter abdecken. Hier gibt es eine große Auswahl auf dem Markt.
Auch traditionelle Energie-ETFs, die einen Teil ihres Portfolios auf Wasserstoff fokussieren, können eine Option sein. In diesem Fall investiert ihr möglicherweise aber auch in Ölunternehmen oder den Kohlebergbau.
Statt in einen Branchen-ETF zu investieren, was immer mit gewissen Risiken verbunden ist, könnt ihr euch auch eine Region aussuchen, in der ihr Potenzial seht. Das kann eine westliche Volkswirtschaft wie Deutschland sein, in diesem Fall wäre ein DAX-ETF ein mögliches Investment. Ihr könnt aber auch einen Blick auf die aufstrebenden Nationen werfen, wie etwa Vietnam.
Natürlich sind auch diese Investments mit einem gewissen Risiko verbunden. Bricht in einer Region beispielsweise Krieg aus, oder ändert sich die politische Lage drastisch, kann das auch den Wert eures ETFs schnell reduzieren. Wollt ihr das vermeiden, könnt ihr eure Anlage noch weiter streuen und Anteile eines Welt-ETFs, beispielsweise auf den MSCI World, kaufen.
Fazit
Ein Wasserstoff-ETF bietet eine attraktive Möglichkeit, am Wachstumspotenzial des Wasserstoffsektors teilzuhaben. Die Risiken, die mit einem solchen Investment verbunden sind, solltet ihr aber nicht unterschätzen. Noch gibt es keinen breiten Markt für Wasserstoff und die Entwicklung der Branche ist stark von politischen Entscheidungen abhängig.
Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich genau über das Thema informieren und auch die aktuelle Nachrichtenlage im Auge behalten. Kommt ihr zu der Entscheidung, dass die Wasserstofftechnologie in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen wird, solltet ihr nur einen Teil eures Vermögens in einen Wasserstoff-ETF stecken. So begrenzt ihr mögliche Verluste.
Konkret stehen euch sieben ETFs zur Verfügung, aus denen ihr wählen könnt. Bevor ihr zuschlagt, solltet ihr einen Blick auf die enthaltenen Unternehmen, die Fondsgröße und die bisherige Kursentwicklung werfen.
Je breiter ein Investment gestreut ist, umso sicherer ist es auch. Mit einem Investment in eine einzelne Branche geht ihr also immer ein gewisses Risiko ein. Seid ihr dazu nicht bereit, empfiehlt es sich, stattdessen auf einen Welt-ETF zu setzen.
Häufige Fragen
Ein Wasserstoff-ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der in verschiedene Unternehmen investiert, die im Wasserstoffsektor tätig sind. Diese Unternehmen beschäftigen sich mit der Produktion, Speicherung, Verteilung oder Nutzung von Wasserstoff. Der ETF ermöglicht ein breit gestreutes Investment in diesen zukunftsträchtigen Sektor, ohne dass einzelne Unternehmen ausgewählt werden müssen.
Ein Wasserstoff-ETF birgt Risiken, da die Technologie noch nicht vollständig ausgereift ist. Der Erfolg hängt stark von politischen Entscheidungen und Förderungen ab. Ein Ende dieser Unterstützungen könnte den Sektor stark beeinträchtigen.
Zudem bestehen Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Wasserstoffproduktion und -verfügbarkeit. Daher sollten Anleger nur einen Teil ihres Vermögens in einen Wasserstoff-ETF investieren, um mögliche Verluste zu begrenzen.
Neben Wasserstoff-ETFs könnt ihr auch in einzelne Aktien von Unternehmen investieren, die im Wasserstoffsektor tätig sind. Alternativ bieten sich thematische ETFs an, die erneuerbare Energien umfassen, oder traditionelle Energie-ETFs, die teilweise auf Wasserstoff fokussiert sind.
Auch regionale ETFs, wie ein DAX-ETF für Deutschland oder ein ETF auf aufstrebende Märkte wie Vietnam, können interessante Optionen sein. Diese Alternativen haben jedoch ebenfalls ihre Risiken, etwa durch politische Instabilität in bestimmten Regionen. Wer Risiken minimieren möchte, kann in breiter gestreute Welt-ETFs investieren, die eine größere Diversifikation bieten.