Pantoffel-Portfolio: Eignet es sich zum langfristigen Vermögensaufbau?
Das Leben ist schon kompliziert genug – warum es mit einer komplexen Anlagestrategie noch schwieriger machen? Wenn ihr nach einer einfachen und effizienten Möglichkeit sucht, euer Geld anzulegen, könnte das Pantoffel-Portfolio genau das Richtige für euch sein.
In diesem Artikel erfahrt ihr, wie das Pantoffel-Portfolio funktioniert und wie ihr es ganz einfach selbst aufbauen könnt.
Als „Pantoffel-Portfolio“ bezeichnet das Magazin Finanztest mehrere einfache Portfolios, die jeweils aus einem Sicherheits- und einem Renditebaustein bestehen.
Wie die beiden Bausteine gewichtet werden, hängt von eurer Risikobereitschaft und euren finanziellen Zielen ab.
Je nach Gewichtung ergaben sich mit einem Pantoffel-Portfolio in den vergangenen zehn Jahren jährliche Renditen zwischen 3,5 und 9,3 %.
Das Pantoffel-Portfolio ist nur eines von vielen Portfolio-Modellen, die Sicherheit und Rendite vereinen möchten. Ähnliche Ansätze bieten auch das 70/30-Portfolio oder die Core-Satellite-Strategie.
Pantoffel-Portfolio – was ist das?
Der Grundgedanke steckt bereits im Namen: Das Pantoffel-Portfolio ist eine Anlagestrategie, die genauso bequem ist wie mit Pantoffeln auf dem Sofa zu sitzen. Das Konzept, das von der Stiftung Warentest und ihrem Magazin Finanztest entwickelt wurde, richtet sich an Menschen, die ihr Geld vermehren möchten, ohne sich täglich intensiv mit ihren Investments zu beschäftigen.
Streng genommen gibt es nicht nur ein einziges Pantoffel-Portfolio: Finanztest fasst unter diesem Begriff mehrere Investmentportfolios zusammen, die jedoch alle einem ähnlichen Prinzip folgen: Ein Pantoffel-Portfolio soll einfach in der Zusammenstellung und kostengünstig im Unterhalt sein. Ausgerichtet ist es auf langfristige Rendite, nicht auf kurzfristige Gewinne.
Jedes Pantoffel-Portfolio setzt sich aus zwei Anlagebausteinen zusammen:
- 1.
Sicherheitsbaustein: Der Sicherheitsbaustein soll Stabilität ins Portfolio bringen. Dazu eignen sich beispielsweise Tages- oder Festgeldkonten oder auch Staatsanleihen mit hoher Bonität.
- 2.
Renditebaustein: Der renditeorientierte Baustein soll das Wachstum des Portfolios fördern. Dafür kommen vor allem ETFs infrage, die kostengünstig und breit diversifiziert sind. Denkbar sind aber auch Einzelaktien, wenn ihr tiefer in das Thema Geldanlage einsteigen wollt.
So stellt ihr euer Pantoffel-Portfolio zusammen
Wie bereits erwähnt gibt es nicht das eine Pantoffel-Portfolio. Hier zeigen wir euch, wie ihr in drei einfachen Schritten das für euch passende Portfolio zusammenstellen könnt:
Bestimmt euer Risikoprofil
Zunächst müsst ihr euer Risikoprofil festlegen. Jenes bestimmt nämlich, wie ihr die beiden Bausteine am besten gewichtet. Finanztest schlägt drei einfache Varianten vor:
Variante 1: 25 % Risikobaustein, 75 % Sicherheitsbaustein
Variante 2: 50 % Risikobaustein, 50 % Sicherheitsbaustein
Variante 3: 75 % Risikobaustein, 25 % Sicherheitsbaustein
Um herauszufinden, welches Modell für euch infrage kommt, könnt ihr euch die folgenden Fragen stellen:
Wie hoch ist meine Risikobereitschaft?
Wie lange möchte ich mein Geld investieren?
Welche finanziellen Ziele verfolge ich?
Ist die Antwort auf die erste Frage „gering“, ist Variante 1 die sinnvollste. Wer gerne mehr Risiko eingeht, kann zu Variante 3 greifen. Letztere ist auch eine gute Wahl, wenn ihr noch jünger seid und viel Zeit habt, Kursschwankungen auszusitzen. Zudem ist Variante 3 die richtige, wenn ihr größeres Wachstum sehen wollt. Wer am liebsten die Balance hält, ist mit Variante zwei gut beraten.
Hier ist es wichtig, sich selbst ehrlich einzuschätzen. Ihr habt wenig von einer Geldanlage, die vielleicht mehr Rendite bringt, euch aber schlaflose Nächte bereitet.
Wählt euren Sicherheitsbaustein
Wenn ihr euch entschieden habt, wie ihr die beiden Bausteine in eurem Portfolio gewichten wollt, müsst ihr euch für eine konkrete Anlageform für den Sicherheitsbaustein entscheiden. Finanztest schlägt dafür drei Optionen vor: Tagesgeld, Festgeld oder einen Anleihen-ETF.
- 1.
Tagesgeld: Ein Tagesgeldkonto hat den Vorteil, dass das Kapital jederzeit verfügbar ist. Dafür sind die Zinsen in der Regel überschaubar. Tagesgeld gilt als sehr sicher, da Vermögen bis 100.000 € durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert sind.
- 2.
Festgeld: Wenn ihr sicher wisst, dass ihr das Geld für eine bestimmte Zeit nicht braucht, könnt ihr für einen festen Zeitraum auf einem Festgeldkonto anlegen und so höhere Zinsen erzielen. Auch hier greift die gesetzliche Einlagensicherung.
- 3.
Staatsanleihen-ETF: Mit dem Kauf einer Staatsanleihe leiht ihr dem ausgebenden Staat vorübergehend Geld, dafür bekommt ihr Zinsen. In einem Fonds können die Anleihen mehrere Staaten zusammengefasst werden. Je höher die Bonität der enthaltenen Staaten, desto sicherer ist das Geld. Auch die Zinsen fallen dann aber geringer aus.
Wählt euren Renditebaustein
Während es beim ersten Teil des Portfolios vor allem um die sichere Verwahrung des Kapitals geht, zielt der zweite auf eine größere Rendite ab. Die Stiftung Warentest empfiehlt, der Einfachheit halber einen einzigen ETF zu wählen.
Einen konkreten Index empfehlen die Verbraucherschützer nicht, sinnvoll wäre jedoch ein möglichst breit gestreuter ETF. Hier sind einige Beispiele:
MSCI World: Der MSCI World bildet die Wertentwicklung von mehr als 1.500 großen und mittelgroßen Unternehmen aus 23 Industrieländern ab, wodurch das Risiko breit gestreut ist. Zudem lieferten MSCI World-ETFs in der Vergangenheit eine solide Rendite bei überschaubaren Kosten.
Es gibt verschiedene ETFs auf den MSCI World, die sich unter anderem bei den Kosten (Total Expense Ratio) und der Fondsgröße unterscheiden. Hier seht ihr eine Auswahl der MSCI World-ETFs, die in Deutschland erhältlich sind:
FTSE All-World: Eine Alternative zum MSCI World ist der FTSE All-World. Jener ist noch etwas breiter gestreut und enthält neben großen und mittelgroßen Firmen auch Small Caps aus Industrie- und Schwellenländern. Ihr deckt damit ca. 90 bis 95 % der Aktienmärkte in diesen Ländern ab. Hier seht ihr eine Auswahl entsprechender Fonds:
Doch natürlich gibt es noch viele weitere ETFs, die ausreichend breit gestreut sind. Zudem könnt ihr auch beim Renditebaustein zusätzliche Kriterien einbeziehen, die eure Anlagestrategie ergänzen – beispielsweise Nachhaltigkeitskriterien, indem ihr ESG-ETFs auswählt.
Bedenkt dabei aber immer, dass auch breit gestreute ETFs aus Aktien bestehen und damit Schwankungen unterworfen sind. Diese gleichen sich bei langer Haltedauer in der Regel aus, doch es gibt auch längere Verlustperioden, die ihr aussitzen müsst.
Niemand kann vorhersagen, wie sich der Kursverlauf in der Zukunft entwickeln wird. Ein Blick auf die historischen Daten liefert aber zumindest einen Anhaltspunkt, um die mögliche Wertentwicklung abzuschätzen.
Hier seht ihr, wie sich ein ETF auf den MSCI World oder den FTSE All-World in der Vergangenheit entwickelt haben:
Eröffnet ein Wertpapierdepot
Um ETF-Anteile handeln zu können, benötigt ihr ein Wertpapierdepot. Wenn ihr noch keines habt, ist das kein Problem: Die Eröffnung dauert heutzutage bei vielen Online-Depots und Neobrokern nur noch wenige Minuten.
Mittlerweile tummeln sich zahlreiche Depotanbieter am Markt, die sich hinsichtlich ihrer Kosten, dem Handelsangebot und der Benutzerfreundlichkeit unterscheiden. Wir haben die wichtigsten davon getestet und unsere Erkenntnisse in einem großen Depotvergleich zusammengefasst:
Beim Kauf von ETF-Anteilen habt ihr die Wahl zwischen einer Einmalanlage und der Einrichtung eines Sparplans. Mit letzteren könnt ihr euren Broker beauftragen, in einem ausgewählten Zeitraum eine bestimmte Summe in ein Wertpapier eurer Wahl zu investieren – der Kauf läuft also völlig automatisch ab.
Betreibt regelmäßiges Rebalancing
Wenn sich die beiden Anlagebausteine unterschiedlich entwickeln, kann euer Portfolio mit der Zeit aus dem Gleichgewicht geraten. Finanztest stellt sogar einen Rechner zur Verfügung, mit dem ihr prüfen könnt, ob in eurem Portfolio noch alles seine Richtigkeit hat.
Ist das nicht mehr der Fall, müsst ihr die Bausteine wieder aneinander angleichen – dabei spricht man auch von Rebalancing. Dabei gibt es zwei Methoden, nach denen ihr vorgehen könnt:
- 1.
Rebalancing durch Kauf und Verkauf: Ihr könnt das Verhältnis der beiden Bausteine wieder angleichen, indem ihr einen Teil des einen Bausteins verkauft. Mit dem Erlös könnt ihr den anderen Baustein vergrößern.
- 2.
Cashflow-Rebalancing: Noch einfacher ist es, zukünftige Ersparnisse zunächst nur in die Anlageklasse zu investieren, die aufgestockt werden muss. Das macht ihr so lange, bis das Verhältnis wieder stimmt.
Keine Sorge, auch Rebalancing ist beim Pantoffel-Portfolio kein allzu großer Aufwand: Finanztest empfiehlt, dass ihr es einmal im Jahr überprüft. Nur bei außergewöhnlichen Nachrichten, die für ordentlich Bewegung an den Kapitalmärkten sorgen, wird eine außerplanmäßige Kontrolle empfohlen.
Welche Rendite ist mit dem Pantoffel-Portfolio möglich?
Leider ist es unmöglich, vorherzusagen, wie sich ein Investment in Zukunft entwickeln wird. Einen Hinweis auf die mögliche Wertentwicklung liefert aber ein Blick in die Vergangenheit. Den hat Finanztest im Mai gewagt. Dabei hat die Stiftung Warentest angenommen, dass vor zehn Jahren einmalig investiert wurde. Als Sicherheitsbaustein wurde ein Euro-Anleihen-ETF, als Renditebaustein ein Aktien-ETF gewählt.
Dabei kam heraus, dass das Portfolio bei einer Einmalanlage vor zehn Jahren in der sicherheitsorientierten Variante eine jährliche Rendite von 3,5 % eingebracht hätte. Ein 50/50-Pantoffel-Portfolio hätte 6,3 % ergeben und ein renditeorientiertes sogar 9,3 %.
Wie sich das Pantoffel-Portfolio entwickelt, hängt also stark von der Gewichtung der beiden Bausteine ab. Wäre das gesamte Vermögen in einen Aktien-ETF gewandert, hätte die jährliche Rendite übrigens 11,7 % betragen.
Pantoffel-Portfolio-Backtest
Wenn ihr sehen wollt, wie sich die verschiedenen Pantoffel-Modelle von Finanztest in der Vergangenheit entwickelt haben, könnt ihr auch unseren Portfolio-Backtest nutzen. Die drei Finanztest-Vorschläge sind bereits als Voreinstellung verfügbar. Ihr könnt die Verteilung aber auch individuell anpassen, das Startkapital selbst festlegen und eine eigene Sparrate wählen.
Vor- und Nachteile des Pantoffel-Portfolios
Wie jede Anlagestrategie und Depotaufstellung kommt auch das Pantoffel-Portfolio mit Vor- und Nachteilen daher:
Einfachheit: Die Strategie ist leicht verständlich und umsetzbar.
Kosten: Die Gebühren sind niedrig, insbesondere bei ETFs.
Flexibilität: Die Strategie kann individuell an Risikoprofile und finanzielle Ziele angepasst werden.
Langfristiger Ansatz: Das Portfolio eignet sich für den langfristigen Vermögensaufbau.
Begrenztes Renditepotenzial: Im Vergleich zu rein renditeorientierten Portfolios könnte das Potenzial für extrem hohe Gewinne begrenzt sein.
Rebalancing erforderlich: Das Portfolio muss regelmäßig überprüft und angepasst werden.
Marktschwankungen: Auch ein Pantoffel-Portfolio ist nicht vollständig vor Marktschwankungen geschützt.
Alternative Portfolio-Modelle
Das Pantoffel-Portfolio ist nicht das einzige Investmentmodell, das wenig Aufwand und solide Rendite verspricht. Derartige Modelle gibt es wie Sand am Meer – hier wollen wir uns jedoch auf solche konzentrieren, die ähnlich simpel wie das Pantoffel-Portfolio sind:
70/30-ETF-Weltportfolio
Mit dem 70/30-Portfolio könnt ihr mit nur zwei ETFs einen großen Teil der Weltwirtschaft abbilden. 70 % des investierten Kapitals gehen dabei in einen Aktienfonds, der die Industrieländer abdeckt, etwa den MSCI World. 30 % werden in einem Schwellenländer-ETF angelegt.
Als reines Aktienportfolio ist diese Variante etwas schwankungsanfälliger als ein Pantoffel-Portfolio. Es verspricht aber auch höhere Rendite. Hier lest ihr mehr zum 70/30-Weltportfolio:
70/30-Portfolio mit Anleihen
Eine andere Variante des 70/30-Portfolios sieht vor, dass ihr 70 % in einen Aktien-ETF und 30 % in Anleihen investiert. Das Ziel ist hier, die Sicherheit von Anleihen mit dem Renditepotential von Aktien zu verbinden. Der Grundgedanke ähnelt also dem des Pantoffel-Portfolios.
Doch auch bei Anleihen ist die Wertentwicklung von der Marktsituation abhängig. Tages- und Festgeldkonten orientieren sich hingegen am Leitzins der EZB.
Core-Satellite-Strategie
Die Core-Satellite-Strategie ist schon etwas komplexer und erfordert mehr Eigenleistung. Hier bildet ein breit gestreuter ETF die Basis des Portfolios. Dieser Kern wird um verschiedene Satelliten ergänzt. Das können etwa risikoreichere ETFs sein.
Weil das Risiko höher ist, ist auch die mögliche Rendite höher. Ein Core-Satellite-Portfolio erfordert aber mehr eigene Recherche. Hier lest ihr mehr zum Core-Satellite-Portfolio:
Ein einziger, breit gestreuter ETF
Die einfachste Lösung ist ein Portfolio, das nur aus einer Position entsteht. So entfällt das Rebalancing und euer Depot wächst mit nur einem Sparplan – hoffentlich – beständig vor sich hin.
Hier bietet sich ein breit gestreuter ETF wie der MSCI World, der MSCI ACWI oder der FTSE All World an. Hier seht ihr einige ETFs, die für ein Ein-ETF-Portfolio infrage kommen:
Fazit
Das Pantoffel-Portfolio ist eine einfache und kostengünstige Methode, Geld anzulegen. Es besteht aus einem Rendite- und einem Sicherheitsbaustein. Beide müsst ihr nur einmal auswählen – und euch danach nur noch etwa einmal jährlich ums Rebalancing kümmern.
Ein Blick auf die bisherige Performance zeigt, dass damit in der Vergangenheit auch solide Renditen möglich waren. Geht man nur nach der Rendite, wäre ein reines ETF-Portfolio zumindest in den letzten Jahren eine bessere Wahl gewesen – allerdings eben bei höherem Risiko.
Wenn ihr auf der Suche nach einem einfachen Weg seid, euer Geld zu vermehren und langfristig einer Strategie folgen möchtet, bei der sich Rendite und Risiko im Gleichgewicht halten, ist das Pantoffel-Portfolio einen Blick wert. Es gibt aber auch viele Alternativen mit ähnlichen Ansätzen. Wägt also die Vor- und Nachteile der Portfolio-Strategien ab und entscheidet euch für die, die am besten zu euch passt.
Häufig gestellte Fragen
Das Pantoffel-Portfolio ist eine einfache Anlagestrategie von Stiftung Warentest, die langfristige Renditen bei minimalem Aufwand verspricht. Es kombiniert sichere Anlagen (z. B. Tagesgeld) mit renditeorientierten Investments (z. B. ETFs).
Zunächst entscheidet man sich, wie man das Kapital verteilen will. Dann werden die beiden Bausteine, eine sicherheits- und ein renditeorientierter ausgewählt. Als Sicherheitsbaustein kommen Tages- oder Festgeld sowie sichere Anleihen infrage. Für Rendite sorgt ein Aktien-ETF.
Rebalancing bedeutet, die Portfoliozusammensetzung einmal jährlich zu überprüfen und anzupassen, um das ursprünglich festgelegte Risiko-Gleichgewicht wiederherzustellen. Dies kann durch Umschichten der Anlagen oder neue Investitionen geschehen.
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