Beste ETF der letzten 10 Jahre: Auch künftig besser?
In den letzten zehn Jahren haben sich bestimmte Branchen und Länder außergewöhnlich gut entwickelt, insbesondere Aktien aus der Tech-Branche und Indien. Wird sich das in Zukunft wiederholen – oder sind die Gewinner von gestern die Verlierer von morgen? Und welche ETFs haben in dieser Zeit die höchsten Renditen erzielt?
Wir stellen einige der besten ETFs der letzten zehn Jahre vor und erklären, warum ein Investment in die ehemaligen Outperformer nicht unbedingt die beste Entscheidung ist.
ETFs mit US- und Tech-Aktien haben in den vergangenen zehn Jahren am stärksten performt (Stand: Juli 2024). Beim besten ETF (ISIN: FR0010342592) hätte sich euer Investment um mehr als das Sechzehnfache vermehrt.
Allerdings solltet ihr bei Gewinner-ETFs vorsichtig sein. Historisch sind die besten ETFs der letzten zehn Jahre in den anschließenden zehn Jahren nicht gut gelaufen.
Langfristig dürfte es schwer werden, die Marktrendite zu übertreffen. Diese lag in den vergangenen 120 Jahren bei rund 60 % innerhalb von zehn Jahren nach Abzug der Inflation (5 % pro Jahr).
Achtet also bei ETFs nicht zuerst auf die vergangene Performance, sondern auf eine breite Diversifikation und geringe Kosten.
Was bedeutet „bester ETF“ genau?
Beim Stichwort „bester“ denkt ihr vielleicht sofort an die Rendite, doch ein ETF ist nicht automatisch „der beste“, nur weil er in der Vergangenheit die höchsten Renditen geliefert hat. Auch das Risiko von Verlusten muss berücksichtigt werden.
Risiko kann dabei viele Formen annehmen. Finanzökonomen messen es unter anderem anhand folgender Faktoren:
Volatilität – also die Kursschwankung des ETFs
Maximaler Wertverlust (maximum drawdown) – also der größte Verlust, den ein ETF von seinem Höchststand bis zu seinem Tiefpunkt erlitten hat
Längster Nullrenditezeitraum – also die längste Zeitspanne, in der ein ETF keine positive Rendite erzielt hat
Ein Beispiel: Ein ETF auf den MSCI World hat in den vergangenen fünf Jahren 12,9 % pro Jahr Rendite eingefahren. Ein Indien-ETF wäre zwar besser gelaufen (14,3 %), aber die Volatilität wäre deutlich höher gewesen.
Setzt man die Rendite ins Verhältnis zur Kursschwankung – was Kapitalmartkforscher unter anderem mit der sogenannten Sharpe Ratio tun – war der MSCI World leicht besser:
zum 11. Juli 2024, in Euro
ISHARES CORE MSCI WORLD | ISHARES MSCI INDIA | |
---|---|---|
ISIN | IE004BL5Y983 | IE00BZCQB185 |
Rendite pro Jahre | 12,9 % | 14,3 % |
Volatilität | 15,3 % | 20,2 % |
Maximaler Wertverlust | -25,3 % | -31,6 % |
Sharpe Ratio | 0,59 | 0,58 |
Ein ETF mit geringer Schwankung kann also für euch persönlich „besser“ sein als ein ETF mit hoher Rendite – abhängig von eurer Risikotoleranz.
Was waren die besten ETFs der letzten zehn Jahre?
Einige ETFs und ETF-Kategorien haben in den vergangenen zehn Jahren außergewöhnlich gut abgeschnitten. Im Folgenden findet ihr die größten Outperformer unter allen ETFs, die in Europa zugelassen sind.
Beachtet dabei: Eine vergangene Outperformance ist keine Garantie für zukünftige Gewinne. Manche Experten warnen davor, nur aufgrund einer hohen Rendite in den vergangenen fünf oder zehn Jahren in einen ETF zu investieren. Dieser Anlagefehler wird auch als „Recency Bias“ bezeichnet– mehr dazu später.
Die besten ETFs enthalten allesamt US-Tech-Aktien und laufen auf Indizes wie den Nasdaq 100 oder den MSCI USA. Bei zwei der drei besten ETFs handelt es sich um Hebel-ETFs.
Hebel-ETFs setzen spezielle Wertpapiere ein, nämlich Derivate, um die Entwicklung eines Index zu vervielfachen. Etwa gibt es ETFs, die um das Zweifache der Indexentwicklung steigen oder fallen. Solche ETFs sind aber extrem volatil und für Anfänger nicht geeignet.
Im Folgenden findet ihr eine Liste der ETFs mit der höchsten Gesamtrendite über die letzten zehn Jahre – beginnend mit dem besten ETF (Stand: Juli 2024):
Amundi NASDAQ-100 Daily (2x) Leveraged: +1551 %
Ganz vorn liegt ein Swap-ETF von Amundi, der die Wertentwicklung des Technologie-Index Nasdaq 100 um das Zweifache hebelt. Steigt also der Nasdaq um 10 %, steigt der ETF um 20 %.
Ein Investment hätte sich in den vergangenen zehn Jahren um mehr als das Sechzehnfache vergrößert (rund 32 % pro Jahr).
Amundi Leveraged MSCI USA Daily: +890 %
Auch beim zweitbesten ETF handelt es sich um einen Hebel-ETF mit vielen US-Tech-Aktien. Euer investiertes Geld hätte sich in zehn Jahren fast verzehnfacht (rund 26 % pro Jahr).
Invesco US Technology Sector: +769 %
Der drittbeste ETF ist kein Hebel-ETF, sondern bildet bloß die Wertentwicklung von großen US-Tech-Konzernen aus dem S&P 500 nach (Referenzindex: S&P Select Sector Capped 20% Technology). Bei diesem ETF hätte sich ein Investment mehr als verachtfacht (rund 24 % pro Jahr).
Was waren die ETF-Kategorien mit der höchsten Rendite?
Das Fondsanalyseunternehmen Morningstar hat auf eine Anfrage von uns untersucht, in welche Aktien die ETFs investieren, die in den vergangenen zehn Jahren die höchsten Renditen erzielt haben. Das sind die Ergebnisse:
annualisierte Rendite in EUR zum 30. Juni 2024
Kategorie | 1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre |
---|---|---|---|---|
US Large-Cap Growth Equity | 33,4 % | 13,1 % | 20,0 % | 21,0 % |
Sector Equity Technology | 20,7 % | 2,8 % | 14,5 % | 18,6 % |
Taiwan Large-Cap Equity | 36,8 % | 9,6 % | 20,7 % | 14,6 % |
US Large-Cap Blend Equity | 23,1 % | 11,6 % | 14,5 % | 14,6 % |
Global Large-Cap Blend Equity | 19,0 % | 9,3 % | 12,4 % | 11,7 % |
Quelle: Morningstar Direct
Wie ihr seht, haben vor allem Tech-Aktien von Firmen wie Apple oder Microsoft sehr gut abgeschnitten. Technologie-Unternehmen sind die größten Positionen in US-ETFs und machen in taiwanesischen ETFs sogar mehr als die Hälfte aus.
Anleihen- und Rohstoff-ETFs gehören hingegen nicht zu den Top-Performern. Das ist nicht überraschend, da Aktien historisch betrachtet die höchsten Renditen unter allen Anlageklassen erzielt haben.
Werden die Top-ETFs der letzten zehn Jahre weiter outperformen?
Natürlich kann niemand die Zukunft vorhersagen, doch in der Vergangenheit haben die besten ETFs bestimmter 10-Jahres-Zeiträume anschließend enttäuscht. Laut Morningstar-Zahlen haben die fünf besten ETFs in den zehn Jahren von 2004 bis 2013 danach schlechter abgeschnitten als der MSCI World.
In den drei Jahren danach (2014 bis 2017) schaffte es nur einer der fünf Top-Performer, erneut besser zu sein als der MSCI World. In den fünf und zehn Jahren danach gelang dies keinem einzigen ETF.
Wenn ihr 2014 in die Outperformer der vergangenen zehn Jahre investiert hättet, hättet ihr damit also enttäuschende Renditen erzielt. Experten sehen in einem solchen Verhalten den Anlagefehler des „Recency Bias“.
Der Recency Bias beschreibt die falsche Annahme, dass die Renditen der jüngeren Vergangenheit aussagekräftiger seien als weiter zurückliegende Renditen. Anleger mit einem Recency Bias kaufen gerne ETFs, die in den vergangenen fünf oder zehn Jahren gut gelaufen sind.
Der Fondsexperte Ali Masarwah von der Fondsplattform Envestor hält den Recency Bias für einen der größten Anlegerfehler.
„Die Vergangenheits-Renditen sind nicht nur kein Indikator für die künftige Performance“, erklärt er uns gegenüber. „Schlimmer noch: In der Regel sind die Bewertungen von Investments, die im Wert stark gestiegen sind, hoch. Das wiederum ist ein Indikator dafür, dass die künftige Rendite relativ schlecht ausfallen wird.“
In anderen Worten: Gewinner-Aktien sind meistens teuer., etwa nach dem Kurs-Gewinn-Verhältnis. Kauft ihr ETFs mit solchen Aktien, lauft ihr in Gefahr, künftig eine unterdurchschnittliche Performance einzufahren. Mehr dazu lest ihr in unserem Artikel über die Portfolio-Erstellung bei ETFs.
Hier seht ihr noch einmal die jährliche Performance der fünf ETFs mit der höchsten Rendite von 2004 bis 2013 in den folgenden zehn Jahren:
im Vergleich zum MSCI World
ETF | 2004 bis 2013 | Folgende 5 Jahre | Folgende 10 Jahre |
---|---|---|---|
iShares STOXX Europe 600 Chemicals | 15,1 % | 7,4 % | 7,7 % |
iShares MDAX | 13,1 % | 8,2 % | 4,2 % |
iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts | 11,9 % | 3,5 % | 5,4 % |
iShares STOXX Europe 600 Personal & Household Goods | 11,8 % | 10,2 % | 8,2 % |
iShares STOXX Europe 600 Food & Beverage | 11,8 % | 9,8 % | 5,7 % |
MSCI World | 6,1 % | 11,9 % | 11,0 % |
Quelle: Morningstar Direct
Wie viel Rendite ist mit ETFs in zehn Jahren realistischerweise drin?
Natürlich ist es möglich, sehr hohe Renditen einzufahren, wenn ihr in riskantere, weniger diversifizierte ETFs investiert – etwa in Branchen- oder Themen-ETFs. Eine Outperformance ist dabei aber alles andere als garantiert.
Niemand kann schließlich im Voraus wissen, welches Land, Trendthema oder welche Branche künftig Überrenditen erzielen wird. Selbst über 90 % der Fondsmanager schaffen es nicht, langfristig einen Vergleichsindex zu schlagen, wie ihr in unserem Artikel Fonds versus ETFs lesen könnt.
Langfristig dürfte es also schwierig werden, die Marktrendite zu schlagen. Diese lag bei einem Investment in Aktien aus Industrie- und Schwellenländern historisch bei 5 % pro Jahr (63 % auf Sicht von zehn Jahren). Anleihen, Rohstoffe und Schatzwechsel sind inflationsbereinigt etwas schwächer gelaufen.
nach Abzug der Inflation, auf US-Dollarbasis von 1900 bis 2022 (pro Jahr)
Aktien weltweit | Rohstoff-Futures (1877–2022) | Anleihen weltweit | US-Schatzwechsel (≙Tagesgeld) |
---|---|---|---|
5,3 % | 3,3 % | 1,7 % | 0,4 % |
Beispiel: Renditen von MSCI World-ETFs
In den letzten zehn Jahren lagen die Renditen des MSCI World sogar über dem historischen Durchschnitt. Hier seht ihr, wie ein ETF auf den Weltaktienindex abgeschnitten hat:
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 20,1 % |
2015 | 10,8 % |
2016 | 10,7 % |
2017 | 7,7 % |
2018 | -5,1 % |
2019 | 31,1 % |
2020 | 5,5 % |
2021 | 32,8 % |
2022 | -13,7 % |
2023 | 20,2 % |
Ihr möchtet wissen, wie viel Geld ihr mit einem Investment in den MSCI World in der Vergangenheit erzielt hättet? Genau das könnt ihr mit unserem Sparplan-Rechner herausfinden. Gebt einfach einen Zeitraum und eine Einzahlungssumme ein und klickt auf „Jetzt berechnen“:
Kann ich bei ETFs nach zehn Jahren immer eine positive Rendite erwarten?
Nein: Aktien-ETFs stehen nach zehn Jahren nicht immer im Plus. Etwa hätten MSCI-World-Anleger von 1970 bis Juli 2021 in 7 % aller 10-Jahres-Zeiträume einen nominalen Verlust erlitten.
1970 bis Juli 2021, ohne Steuern und Kosten
1 Jahr | 2 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre |
---|---|---|---|
27 % | 22 % | 21 % | 7% |
Quelle: Gerd Kommer, Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs, 6. Auflage (2024)
In diesen Fällen hättet ihr nach zehn Jahren weniger Geld gehabt als zuvor, wie Zahlen des Finanzexperten Gerd Kommer zeigen. Der längste Zeitraum ohne Gewinn dauerte bei US-Aktien einmal sogar fast 15 Jahre.
1900 bis Juli 2021, ohne Steuern und Kosten
Zeitraum | Dauer |
---|---|
Dezember 1968 bis März 1983 | 14,3 Jahre |
Januar 2000 bis Januar 2013 | 12,8 Jahre |
März 1937 bis Dezember 1944 | 7,8 Jahre |
Quelle: Gerd Kommer, Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs, 6. Auflage (2024)
Ihr seht also: Aktienmärkte können zehn Jahre und länger schlechter laufen als ein Sparbuch. Würde dieses Risiko nicht bestehen, könntet ihr langfristig bei Aktien auch nicht mit einer höheren Rendite rechnen als bei Zinsanlagen wie einem Tagesgeld.
Lohnen sich die besten ETFs der letzten zehn Jahre?
Ihr solltet mit einem Investment in die Outperformer der letzten fünf oder zehn Jahre vorsichtig sein. „Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Erträge“, betont uns gegenüber etwa Jose Garcia Zarate von Morningstar.
Eine höhere Rendite erhaltet ihr in der Regel nur, wenn ihr erhöhte Risiken trägt. Dementsprechend waren zwei der drei besten ETFs der vergangenen zehn Jahre sogenannte Hebel-ETFs.
Diese setzen Derivate ein, um die Kursentwicklung eines Index nachzubilden, und die Kurse können viel stärker einbrechen als bei normalen Welt-ETFs. Diese Produkte sind allenfalls etwas für Profis und nichts für normale Anleger.
Manche Experten warnen zudem allgemein vor einem Investment in Gewinner-Aktien. „Wer generell nur aufgrund der Vergangenheitsperformance eines Fonds oder einer Aktie investiert, droht Schiffbruch zu erleiden“, erklärt uns der Fondsexperte Ali Masarwah.
Wertpapiere, die in der Vergangenheit besonders gute Renditen erzielt haben, sind laut Masarwah häufig teuer. Das könne ein Hinweis darauf sein, dass die Renditen zukünftig schwach ausfallen.
Achtet bei ETFs also nicht primär auf die Vergangenheitsperformance, sondern vor allem auf eine breite Diversifikation über viele Länder und Branchen sowie auf geringe Kosten.
Fazit: Die besten ETFs der letzten zehn Jahre
In den vergangenen zehn Jahren haben sich ETFs mit einem hohen Anteil an Technologie-Aktien am besten entwickelt. Ein Investment in den besten ETF – einen Hebel-ETF auf den Nasdaq 100 – hätte sich um mehr als das Sechzehnfache vervielfacht.
Dennoch solltet ihr mit einem Investment in Gewinner-ETFs vorsichtig sein. Historisch gesehen haben die besten ETFs der letzten zehn Jahre anschließend schlechter abgeschnitten als der MSCI World. Außerdem handelt es sich häufig um riskantere Hebel-ETFs. Für normale Privatanleger eignen sich solche komplexeren Produkte weniger.
Langfristig dürfte es schwer werden, besser abzuschneiden als ein weltweit diversifizierter, kostengünstiger Aktien-ETF. Solche ETFs wären in den vergangenen 120 Jahren im Schnitt um mehr als 60 % innerhalb von zehn Jahren gestiegen (5 % pro Jahr nach Inflation). Allerdings konnte es auch passieren, dass ihr nach einer Dekade weniger Geld hattet als zuvor.
Berücksichtigt daher bei der Auswahl von ETFs nicht nur die vergangene Performance, sondern auch ihre Diversifikation, Kosten und Risiken. Wenn euer ETF sehr günstig ist und weltweit streut, dürfte langfristig eine bessere Mischung aus Rendite und Kursschwankung drin sein als bei einem Gewinner-ETF der vergangenen zehn Jahre.
Häufige Fragen
Der ETF mit der höchsten Rendite war nach unseren Zahlen der Amundi NASDAQ-100 Daily (2x) Leveraged (ISIN: FR0010342592). Hier stiegen die Kurse um über 32 % pro Jahr oder um insgesamt 1550 %. Das ist eine Erhöhung um mehr als das 16-fache. Generell liefen ETFs mit Tech-Aktien am besten.
Es dürfte langfristig über mehrere Jahrzehnte schwer werden, marktbreite, günstige ETFs auf MSCI World und Co. zu schlagen. Selbst die meisten professionellen Fondsmanager schaffen das nicht.
Ein Weltaktienportfolio erzielte in den vergangenen 120 Jahren eine inflationsbereinigte Gesamtrendite von über 60 % innerhalb von zehn Jahren (5 % pro Jahr). Allerdings konnte es auch vorkommen, dass Anleger nach zehn Jahren weniger Vermögen hatten als zuvor.
Der Recency Bias beschreibt die irrtümliche Annahme, dass die Renditen der jüngeren Vergangenheit aussagekräftiger sind als die weiter zurückliegende Kursentwicklung. Anleger mit einem Recency Bias kaufen gerne ETFs, die sich in den vergangenen fünf oder zehn Jahren besonders gut entwickelt haben.