Deutsche ETFs: Ist das sinnvoll - und welcher ist der richtige?
Viele deutsche Anleger haben das Gefühl, die heimische Wirtschaft gut zu kennen, weshalb sie gerne auf bekannte Namen wie Siemens, SAP oder Daimler setzen. Doch ist der Kauf eines ETFs mit deutschen Aktien wirklich sinnvoll – oder sollte man angesichts der kriselnden deutschen Wirtschaft besser die Finger davon lassen?
In diesem Artikel erfahrt ihr die Vor- und Nachteile von DAX & Co. und entdeckt, welche deutschen ETFs besonders günstig und breit gestreut sind.
Es gibt ETFs auf viele Indizes mit deutschen Aktien, etwa den DAX (die 40 größten Aktiengesellschaften aus Deutschland), MDAX, SDAX oder den FTSE Germany All Cap.
Die Kosten deutscher ETFs sind oft niedrig, allerdings bieten sie im Vergleich zu Welt-ETFs weniger Diversifikation. Zudem seid ihr als deutsche Anleger doppelt betroffen, wenn die hiesige Wirtschaft kriselt.
Besonders breit streut der Vanguard FTSE Germany All Cap (155 Aktien). Unter den DAX-ETFs sticht der Xtrackers DAX (ISIN: LU0274211480) mit einer geringen TER (0,09 %) und einer vergleichsweise guten Performance hervor.
Was sind deutsche ETFs?
Es gibt aber auch deutsche ETFs auf den MDAX, den SDAX, den F.A.Z. Index, den FTSE Germany All Cap sowie DAX-ETFs mit Nachhaltigkeits- und Dividendenfokus.
Hier könnt ihr sehen, welche Unternehmen in einem ETF auf den DAX, MDAX und den SDAX enthalten sind:
TOP 10 | Andere |
sap se | 15,6 % |
siemens ag-reg | 10,1 % |
allianz se-reg | 8,0 % |
deutsche telekom ag-reg | 7,4 % |
airbus se | 6,3 % |
muenchener rueckver ag-reg | 4,6 % |
infineon technologies ag | 3,0 % |
adidas ag | 3,0 % |
deutsche boerse ag | 3,0 % |
basf se | 2,7 % |
andere | 36 % |
TOP 10 | Andere |
gea group ag | 5,7 % |
scout24 se | 5,1 % |
delivery hero se | 4,6 % |
deutsche lufthansa-reg | 4,5 % |
leg immobilien se | 4,2 % |
nemetschek akt | 4,1 % |
cts eventim ag + co kgaa | 4,0 % |
talanx ag | 3,7 % |
knorr-bremse ag | 3,5 % |
puma se | 3,3 % |
andere | 57 % |
TOP 10 | Andere |
renk group ag | 3,4 % |
dws group gmbh & co kgaa | 3,4 % |
flatexdegiro ag | 3,3 % |
duerr ag | 2,9 % |
atoss software se | 2,8 % |
sixt se | 2,8 % |
fielmann group ag | 2,5 % |
schaeffler ag | 2,3 % |
ionos group se | 2,2 % |
kontron ag | 2,1 % |
andere | 72 % |
Der DAX ist der deutsche Leitindex und wird vom Finanzunternehmen Deutsche Börse berechnet, das auch die Frankfurter Börse betreibt. Er enthält die 40 größten deutschen Aktiengesellschaften; die Größe bemisst sich dabei nach dem Börsenwert, also der Zahl der Aktien im Streubesitz, multipliziert mit dem Kurs.
Der MDAX enthält die 50 nächstgrößeren Unternehmen. Die 70 anschließenden Unternehmen, also Nummer 91 bis 160, sind im SDAX gelistet.
Daneben gibt es den TecDAX, der 30 Technologie-Aktien enthält, und den DivDAX, der die 15 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite aus dem DAX umfasst.
Um in den DAX aufgenommen zu werden, müssen die Aktien ein gewisses Handelsvolumen erreichen und auf der Xetra-Plattform der Frankfurter Börse gehandelt werden. Eine Aktie darf maximal 15 % Gewicht im DAX haben.
Was sind die Vor- und Nachteile von deutschen ETFs?
Geringe Kosten
Laut der Börse Frankfurt gibt es derzeit 11 ETFs auf den DAX (Stand: September 2024). Keiner kostet mehr als 0,16 % pro Jahr und fünf ETFs haben sogar eine TER von 0,1 % oder weniger. Der günstigste ETF liegt bei 0,08 %.Selbst für ETF-Verhältnisse sind die Gebühren also gering. Bei ETFs auf den MSCI World zahlt ihr häufig etwas mehr (meist bis zu 0,2 % pro Jahr). Bei einer TER von 0,1 % zahlt ihr 1 € pro Jahr für die Verwaltung des ETFs, wenn ihr 1.000 € investiert.
Emotionaler Mehrwert
Mit einem deutschen ETF habt ihr möglicherweise das Gefühl, deutsche Firmen zu unterstützen und Arbeitsplätze im Inland zu sichern. Das kann euch eine emotionale Befriedigung geben. Doch Vorsicht: Gerade die großen DAX-Konzerne erzielen etwa 80 % ihrer Umsätze außerhalb Deutschlands und haben Produktionsstätten weltweit.
Home Bias
Wenn ihr in Deutschland wohnt und arbeitet, seid ihr von Negativentwicklungen im Land besonders betroffen – etwa wenn die lokale Wirtschaft schwächelt, staatliche Leistungen gekürzt werden und Unternehmen Stellen streichen.Ihr werdet also möglicherweise doppelt abgestraft, wenn ihr viele deutsche Aktien im Depot habt. Kapitalmarktforscher sehen daher in einer hohen Gewichtung von Aktien aus dem Heimatland einen Anlagefehler und sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Home Bias“.
Weniger Diversifikation
In einem DAX-ETF sind bloß 40 Aktien enthalten, während es beim MSCI World rund 1.500 sind. Allein zehn Unternehmen machen 62 % aus (MSCI World: 23 %) und das größte Unternehmen SAP hat rund 15 % Anteil (MSCI World: Apple mit 4,8 %).Außerdem sind bestimmte Branchen im DAX kaum oder gar nicht enthalten, etwa Lebensmittelhersteller.
Deutsche Aktien machen auch nur 2 % des Weltaktienmarkts aus und der DAX bildet wiederum nur drei Viertel des deutschen Aktienmarkts (gemessen am Börsenwert) ab. Ein DAX-ETF streut also wesentlich weniger breit als ein Welt-ETF und ist somit riskanter.
Mehr Kursschwankung
Der DAX enthält nur Aktien aus einem einzigen Land, während es beim MSCI World 23 Industrieländer sind. Der größte DAX-ETF schwankt daher kräftiger im Kurs als der größte MSCI World-ETF – mit einer Jahresvolatilität von 20,4 % versus 18,2 % in den vergangenen fünf Jahren.Auch der größtmögliche Verlust (maximum drawdown), den Anleger in den vergangenen fünf Jahren einfahren konnten, war höher: -39 % versus -34 %.
Langfristig ist bei DAX-Aktien aber nicht mit mehr Rendite zu rechnen als bei Aktien aus anderen Industrieländern. Für euch bedeutet das: Bei deutschen ETFs müsst ihr mit der gleichen Rendite, aber mit mehr Kursschwankungen als beim MSCI World rechnen – also mit einer insgesamt schlechteren Performance.
China-Risiko
Viele DAX-Konzerne erzielen einen großen Anteil der Umsätze in China. Laut einer Untersuchung des Fondsanalysten Ali Masarwah sind es im Schnitt knapp 10 %.Deutschlands Autobauer verkaufen sogar jeden dritten Wagen in der Volksrepublik. China ist denn auch der wichtigste Handelspartner Deutschlands.
Sollte es zu geopolitischen Spannungen zwischen China und Deutschland sowie zu Sanktionen kommen – ähnlich wie im Zuge des Ukraine-Kriegs gegen Russland – könnten die Kurse von deutschen ETFs scharf einbrechen.
Wie viel Rendite bringen deutsche Aktien?
Historisch gesehen haben deutsche Aktien eher enttäuscht. Seit dem Jahr 1900 lag die inflationsbereinigte Rendite bei 3,1 % pro Jahr. Ein breites Portfolio aus US-Aktien oder Aktien aus Industrieländern hätte höhere Zugewinne gebracht. Ein Grund dafür könnten die Phasen hoher Inflation und die wirtschaftlichen Folgen der beiden Weltkriege sein.
Doch selbst in den vergangenen 20 und 50 Jahren liefen deutsche Aktien eher schwach. Allerdings lässt sich daraus nicht folgern, dass der deutsche Aktienmarkt auch künftig hinter anderen Ländermärkten liegen wird.
(auf US-Dollarbasis, bis 2022)
Seit 1900 | Seit 1973 | Seit 2003 | |
---|---|---|---|
Deutschland | 3,1 % | 4,8 % | 3,1 % |
Österreich | 0,9 % | 3,7 % | 5,1 % |
Schweiz | 4,5 % | 5,3 % | 4,5 % |
USA | 6,4 % | 5,9 % | 7, 1% |
Industrieländer | 5,1 % | 4,9 % | 6,1 % |
Quelle: Global Investment Returns Yearbook 2023
Berücksichtigt außerdem: Beim DAX handelt es sich um einen Performanceindex, während der MSCI World und andere bekannte Indizes häufig als Kursindex angeben werden.
Beim DAX werden also die Dividenden einberechnet und bei anderen Indizes nicht. Dadurch erscheint die Performance des DAX höher, als sie tatsächlich ist.
In den vergangenen Jahren hatte der MSCI World meist die Nase vorn. Der Weltaktienindex lief in acht der zehn Kalenderjahre zwischen 2014 und 2023 besser:
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 2,5 % |
2015 | 9,4 % |
2016 | 6,6 % |
2017 | 12,3 % |
2018 | -18,5 % |
2019 | 24,7 % |
2020 | 3,0 % |
2021 | 15,2 % |
2022 | -12,8 % |
2023 | 19,5 % |
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 20,1 % |
2015 | 10,8 % |
2016 | 10,7 % |
2017 | 7,7 % |
2018 | -5,1 % |
2019 | 31,1 % |
2020 | 5,5 % |
2021 | 32,8 % |
2022 | -13,7 % |
2023 | 20,2 % |
Viele Medien überschlagen sich aktuell mit negativen Nachrichten über die deutsche Wirtschaft und warnen vor einer Deindustrialisierung.
Als Anleger solltet ihr dennoch die Ruhe bewahren: Zum einen sind negative Erwartungen bereits in den Kursen eingepreist. Zum anderen erzielen die DAX-Konzerne, die auch in ETFs auf andere Deutschland-Indizes hoch gewichtet sind, den Löwenanteil ihrer Umsätze im Ausland.
Laut einer Analyse des Fondsanalysten Ali Masarwah erwirtschaften DAX-Konzerne nur noch 18 % der Umsätze in der Bundesrepublik. Bloß 35 % stammen aus EU-Ländern.
Der größte DAX-ETF konnte seit dem Jahr 2022 sogar zulegen – um insgesamt 17,4 % – und das trotz des russischen Gaslieferstopps und der anhaltenden Krisenstimmung (zum 2. September 2024). Deutlich schwächer entwickelten sich hingegen ETFs auf den MDAX (-28,2 %) und den SDAX (+0,8 %).
Es sind also eher mittelgroße und kleine Unternehmen, die von den Anlegern kritisch gesehen werden, und nicht die global aufgestellten DAX-Konzerne.
Auf welche Indizes mit deutschen Aktien gibt es ETFs?
Ihr könnt unter anderem zwischen folgenden Indizes mit deutschen Aktien wählen:
Index | Anlagehorizont | Zahl der ETFs |
---|---|---|
DAX | Die 40 größten Aktiengesellschaften | 11 |
F.A.Z. Index | Die 100 größten Aktiengesellschaften | 1 |
FTSE Germany All Cap | 155 große, mittelgroße und kleine Unternehmen | 1 |
MDAX | 50 mittelgroße Aktiengesellschaften, die auf Rang 41 bis 90 der größten Unternehmen nach Börsenwert liegen | 5 |
SDAX | 50 kleine Aktiengesellschaften, die auf Rang 91 bis 140 der größten Unternehmen nach Börsenwert liegen | 1 |
TecDAX | 30 Aktien von Technologie-Unternehmen | 3 |
DivDAX | Die 15 DAX-Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite | 3 |
Quelle: Recherchen von Zendepot
Welcher deutsche ETF ist der richtige?
Die Auswahl bei Deutschland-ETFs ist groß. Wir konnten 37 Aktien-ETFs in der Länderkategorie Deutschland identifizieren:
Schauen wir uns die ETFs mal näher an:
Die günstigsten ETFs
Die ETF-Kosten sind ein wichtiges Auswahlkriterium. Je günstiger ein ETF, desto mehr Kursgewinne bleiben bei euch.
Deutsche ETFs sind in der Regel sehr preiswert. Hier seht ihr eine Liste mit den günstigsten ETFs:
Günstige ETFs sind der Amundi DAX (FR0010655712), der Xtrackers DAX (LU0274211480) und der Vanguard FTSE Germany All Cap (IE00BG143G97). Die Total Expense Ratio (TER) liegt bei den Dreien zwischen 0,08 und 0,1 % pro Jahr. Außerdem verwalten sie mehr als 100 Millionen € Anlegergelder und sind allesamt älter als fünf Jahre.
Die deutschen ETFs mit der breitesten Diversifikation
Der Vanguard FTSE Germany All Cap (IE00BG143G97) streut am breitesten. Er investiert in 155 Aktien von großen, mittelgroßen und kleinen Unternehmen. Im DAX sind hingegen bloß 40 Aktien von großen Unternehmen enthalten (Large Caps).
Zudem ist das Gewicht der zehn größten Aktien geringer (55 % versus 62 %) und der ETF streut über die einzelnen Branchen gleichmäßiger. Hier seht ihr den FTSE Germany All Cap im Vergleich zum DAX:
Sektor | Anteil |
---|---|
19,7 % | |
19,0 % | |
18,7 % | |
14,6 % | |
7,4 % | |
6,5 % | |
5,8 % | |
3,8 % | |
2,1 % | |
1,2 % | |
1,1 % |
Sektor | Anteil |
---|---|
24,0 % | |
21,6 % | |
18,6 % | |
10,8 % | |
7,8 % | |
5,6 % | |
4,7 % | |
3,9 % | |
3,0 % |
TOP 10 | Andere |
sap se | 14,6 % |
siemens ag | 9,0 % |
allianz se | 7,1 % |
deutsche telekom ag | 5,5 % |
muenchener rueckversicherungs-gesellschaft ag in muenchen | 4,3 % |
mercedes-benz group ag | 3,8 % |
infineon technologies ag | 3,1 % |
basf se | 2,8 % |
deutsche post ag | 2,6 % |
adidas ag | 2,6 % |
andere | 45 % |
TOP 10 | Andere |
sap se | 15,6 % |
siemens ag-reg | 10,1 % |
allianz se-reg | 8,0 % |
deutsche telekom ag-reg | 7,4 % |
airbus se | 6,3 % |
muenchener rueckver ag-reg | 4,6 % |
infineon technologies ag | 3,0 % |
adidas ag | 3,0 % |
deutsche boerse ag | 3,0 % |
basf se | 2,7 % |
andere | 36 % |
Der Amundi F.A.Z. 100 (LU2611732129) streut ebenfalls breiter als ein DAX-ETF. Enthalten sind die 100 größten deutschen Aktiengesellschaften. Außerdem ist das Gewicht des größten Unternehmens und der zehn größten Unternehmen geringer als beim Vanguard FTSE Germany All Cap.
Dafür ist die Kostenquote höher (TER von 0,15 versus 0,1 %) und das Fondsvermögen vergleichsweise gering (84 Mio. €). Obendrein sind die Handelskosten (Spread) relativ hoch – mehr dazu weiter unten.
Vanguard FTSE Germany All Cap | Amundi F.A.Z. 100 | DAX-ETFs | |
---|---|---|---|
Zahl der Aktien | 155 | 100 | 40 |
Gewicht der zehn größten Unternehmen | 54,9 % | 49,5 % | 62 % |
Gewicht des größten Unternehmens | 14,8 % | 11,3 % | 14,8 % |
Quelle: Recherchen von Zendepot (Stand: September 2024)
Die größten deutschen ETFs
Am größten ist der iShares Core Dax (6,5 Mrd. € Fondsvermögen). Danach folgen der Xtrackers DAX (4,5 Mrd. €, LU0274211480) und der Deka DAX (1,3 Mrd. €, DE000ETFL011). Hier seht ihr alle deutschen ETFs nach ihrer Größe sortiert:
Als Faustregel gilt: Ab einer Größe von 100 Millionen € ist es relativ unwahrscheinlich, dass ein ETF geschlossen wird.
Bei einer Schließung wäre euer Geld nicht verloren, sondern ihr bekommt alles ausgezahlt. Ihr müsstet aber die Kursgewinne sofort versteuern, wodurch euch weniger Vermögen bleibt, das weitere Zugewinne erzielen kann. Außerdem müsstet ihr euch um die Wiederanlage des Geldes kümmern.
Die deutschen ETFs mit dem besten Spread
Kleine ETFs werden in der Regel seltener an der Börse gehandelt. Daher kann die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis (auch Spread bzw. Geld-Brief-Spanne genannt) höher sein.
Beim Spread gilt die Daumenregel: Ab 100 Millionen € Fondsvermögen gilt ein ETF als ausreichend liquide. Die Spanne liegt dann bei DAX-ETFs oder Welt-ETFs meist unter 0,1 % der angelegten Summe.
Bei kleinen ETFs können die Handelskosten aber höher ausfallen. Das zeigt sich am Amundi F.A.Z. 100, der Anlegergelder von 87 Millionen € verwaltet. Hier liegt der Spread bei 0,21 Prozentpunkten (Liquiditätsmaß XLM von 21 Basispunkten im September 2024). Der Vanguard FTSE Germany All Cap mit einem Fondsvermögen von 153 Millionen Euro liegt bei 0,08 Prozentpunkten (XLM von 8 Basispunkten).
Das bedeutet: Wenn ihr ETF-Anteile für 10.000 € kauft und wieder verkauft, hätten die Handelskosten bei 8 € bzw. 21 € gelegen. Die Kosten sind also relativ gering, können aber langfristig ins Gewicht fallen.
Welcher deutsche ETF ist besonders interessant?
Ein Investment in einen DAX-ETF ist nicht optimal, wenn ihr auf eine breite Diversifikation Wert legt. Der DAX sei „kein ausreichend breit streuender Index“, warnt etwa der Finanzprofessor Hartmut Walz auf seinem Blog. Besser sei ein Investment in einen ETF, der auch Aktien aus dem MDAX, dem SDAX und dem TecDAX enthalte.
Eine Alternative ist daher der Vanguard FTSE Germany All Cap. Er hat eine vergleichsweise geringe TER (0,1 %), eine geringe Tracking-Differenz und einen niedrigen Spread.
Interessant ist auch der Amundi F.A.Z. 100. Er enthält zwar weniger Aktien (100 Titel), aber das Gewicht der größten zehn Unternehmen und des größten Unternehmens ist geringer. Dafür liegt das Fondsvermögen unter 100 Millionen Euro und der Spread ist etwas erhöht.
Unter den DAX-ETFs sticht der Xtrackers DAX hervor. Dieser lief über die vergangenen 1, 3 und 5 Jahre sowie seit September 2008 von allen großen DAX-ETFs am besten. Außerdem handelt es sich um den zweitgrößten DAX-ETF mit einem hohen Fondsvermögen (4,5 Mrd. €) und einer geringen TER (0,09 %).
Das müsst ihr selbst entscheiden. Zunächst solltet ihr euch überlegen, was ihr mit einem gezielten Investment in einen deutschen ETF überhaupt erreichen möchtet. In einem globalen Welt-ETF sind deutsche Aktien nämlich bereits mit etwa 2 % vertreten.
Es lässt sich nicht vorhersagen, ob der deutsche Markt künftig besser abschneiden wird als andere Länder. Der einzige wirkliche Vorteil könnte das subjektive Gefühl sein, die heimische Wirtschaft zu unterstützen.
Allerdings wäre es in diesem Fall sinnvoller, gezielt in kleinere und mittelständische Unternehmen aus Deutschland zu investieren. Die DAX-Konzerne sind schließlich stark international ausgerichtet und erzielen nur etwa ein Fünftel ihrer Umsätze in Deutschland.
Eine Übergewichtung deutscher Aktien – also über die 2 % hinaus – ist für deutsche Anleger zudem besonders riskant. Wenn ihr eure Einkünfte bereits überwiegend in Deutschland erzielt, seid ihr ohnehin stark von der wirtschaftlichen Entwicklung im Land abhängig. Eine zusätzliche Konzentration auf deutsche Werte erhöht dieses Risiko weiter.
Fazit: Deutsche ETFs
Deutsche ETFs investieren in Aktien von Unternehmen, die ihren Sitz in Deutschland haben und/oder an einer deutschen Börse gelistet sind.
Ihr könnt unter anderem zwischen ETFs auf den DAX, MDAX, SDAX, F.A.Z. Index und den FTSE Germany All Cap wählen. Am breitesten streuen der FTSE Germany All Cap (155 Aktien) und der F.A.Z. Index (100 Aktien). DAX-ETFs enthalten hingegen nur 40 Aktien.
Deutsche ETFs sind in der Regel günstig – etwa kosten DAX-ETFs nie mehr als 0,16 %. Allerdings investiert ihr in vergleichsweise wenige Branchen und Unternehmen – und lauft Gefahr, einen „Home Bias“ in euer Depot zu holen. Entwickelt sich die deutsche Wirtschaft schlecht, trifft euch das nämlich doppelt: sowohl als Einkommensbezieher in Deutschland als auch als Anleger.
Häufige Fragen
Die Frage nach dem besten DAX-ETF lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Besonders gut unter allen großen DAX-ETFs lief der Xtrackers DAX (ISIN: LU0274211480). Der Thesaurierer ist außerdem vergleichsweise alt (Auflage im Jahr 2007), der zweitgrößte DAX-ETF (4,5 Mrd. Euro Fondsvermögen) und weist eine relativ geringe Kostenquote auf (TER von 0,09 %).
Ein Deutschland-ETF ist in vielerlei Hinsicht weniger optimal. Wenn ihr einen breit streuenden Welt-ETF haltet, etwa auf den MSCI ACWI, investiert ihr bereits zu 2 % in deutsche Aktien.
Erhöht ihr als deutsche Anleger den Anteil darüber hinaus, werdet ihr von negativen Entwicklungen in Deutschland doppelt getroffen – durch ein möglicherweise sinkendes Einkommen und einen schwächelnden ETF. Kapitalmarktforscher sehen daher eine Übergewichtung heimischer Aktien kritisch und sprechen in dem Zusammenhang von dem Anlagefehler des „Home Bias“.
Es lässt sich natürlich nicht pauschal sagen, welcher Deutschland-ETF der Richtige für euch ist. DAX-ETFs haben aber einen Nachteil: Sie enthalten vergleichsweise wenige Aktien (40 Aktien). Andere ETFs streuen wesentlich besser, etwa der Vanguard FTSE Germany All Cap mit über 150 Titeln aus Deutschland.
Der Vanguard-ETF ist außerdem über fünf Jahre alt, hat mehr als 100 Millionen Euro Fondsvermögen und eine vergleichsweise geringe Kostenquote (TER von 0,1 %).
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