Small-Cap-ETF: Welcher ist der richtige?
Kleinere Unternehmen, sogenannte Small Caps, haben in der Vergangenheit oft höhere Renditen erzielt als große Konzerne. Allerdings haben die Kurse auch stärker geschwankt, besonders in Krisenzeiten. Lohnt sich also das Risiko, in Small-Cap-ETFs zu investieren?
Wir verraten, ob ein Investment in Small Caps sinnvoll ist, welche ETFs besonders interessant sind und von welchen ihr besser die Finger lassen solltet.
Mit einem Small-Cap-ETF könnt ihr gezielt in kleinere Unternehmen investieren. Sie sind potenziell renditeträchtiger, aber die Kurse schwanken auch kräftiger als bei Large Caps und Mid Caps.
Vor allem breit streuende ETFs mit Small Caps aus Industrieländern sind interessant. Bei Small Caps aus Schwellenländern sind die Handelskosten an der Börse (Spreads) relativ hoch. Das mindert die Rendite entsprechender ETFs.
Um in kleine Firmen zu investieren, könnt ihr Welt-ETFs mit Small Caps kaufen – etwa auf die Indizes MSCI ACWI IMI oder den FTSE All-World.
Eine Alternative ist der MSCI World Small Cap, der über 4.000 Unternehmen aus 23 Industrieländern enthält. Wollt ihr europäische Aktien in eurem Weltportfolio höher gewichten, bietet sich der MSCI Europe Small Cap an.
Günstige, physische Small-Cap-ETFs mit einem großen Fondsvermögen sind der iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF (ISIN: IE00BF4RFH31) und der Xtrackers MSCI Europe Small Cap UCITS ETF (ISIN: LU0322253906).
Was sind Small Caps?
Small Caps, auch Nebenwerte genannt, sind Aktien von Unternehmen mit geringem Börsenwert. Der Börsenwert bezeichnet dabei den aktuellen Kurs einer Aktie, multipliziert mit der Gesamtzahl der Aktien eines Unternehmens (auch Marktkapitalisierung genannt).
Neben Small Caps gibt es auch Large Caps, also Aktien von großen Unternehmen (auch Bluechips oder Standardwerte genannt) und Mid Caps, also Aktien von mittelgroßen Unternehmen.
Wie „klein“ sind Small Caps?
Was die Größe von Small Caps angeht, gibt es laut der Online-Enzyklopädie Investopedia keine einheitliche Definition. Häufig würden Unternehmen mit einem Börsenwert zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden US-Dollar als Small Caps bezeichnet.
Small Caps sind dennoch keine kleinen Mittelständler. Etwa sind im SDAX – einem Index mit deutschen Nebenwerten – Konzerne wie ProSiebenSat.1 Media, Norma oder Deutsche Wohnen enthalten. Diese erwirtschaften Jahresumsätze im niedrigen einstelligen Milliardenbereich.
Beim Indexanbieter MSCI zählen die obersten 70 % der Unternehmen nach Marktkapitalisierung als Large Caps. Die nächsten 15 % Marktkapitalisierung gelten als Mid Caps und die darauffolgenden 14 % als Small Caps. Das kleinste Ein-Prozent sind sogenannte Micro Caps.
Ist ein Investment in Small Caps sinnvoll?
Eine Investition in Small Caps kann sinnvoll sein, wenn ihr auf eine höhere Rendite spekulieren wollt oder etwas mehr Diversifikation im Portfolio wünscht. Laut dem Finanzökonomen Hartmut Walz ist ein Investment kein Muss, aber auch kein Fehler.
„Anleger, die sich darüber Gedanken machen, bewegen sich im Schulnotenbereich 1+ bis 1-“, erklärt der Professor der Hochschule Ludwigshafen in einem YouTube-Video. Small Caps würden die Diversifikation erhöhen, aber die Verwaltung eines entsprechenden Portfolios verursache aufseiten des ETF-Anbieters höhere Kosten.
Mehr Rendite, mehr Risiko?
Generell gelten Small Caps als renditeträchtiger. Kleine Unternehmen sind weniger über Branchen und Länder diversifiziert und haben mehr Schulden. Sie sind daher in der Regel riskanter. Weil ein höheres Risiko in der Regel mit mehr Rendite entlohnt wird, könnt ihr langfristig möglicherweise mit höheren Wertzuwächsen rechnen.
Hier seht ihr einen Vergleich der Renditen eines ETFs auf den Index MSCI World Small Cap mit den Renditen eines MSCI World-ETFs in den letzten Jahren:
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 16,5 % |
2015 | 11,6 % |
2016 | 15,9 % |
2017 | 7,2 % |
2018 | -11,5 % |
2019 | 30,2 % |
2020 | 5,4 % |
2021 | 25,4 % |
2022 | -14,1 % |
2023 | 12,6 % |
Jahr | Rendite |
---|---|
2014 | 20,1 % |
2015 | 10,8 % |
2016 | 10,7 % |
2017 | 7,7 % |
2018 | -5,1 % |
2019 | 31,1 % |
2020 | 5,5 % |
2021 | 32,8 % |
2022 | -13,7 % |
2023 | 20,2 % |
Wie ihr seht, sind die Kurse von Small Caps etwas volatiler und brechen in Krisen schärfer ein. Etwa schwankte der MSCI World Small Cap mit 17,8 % in den vergangenen zehn Jahren. Beim MSCI World waren es laut Indexinformationsblatt bloß 15 % (zum 30. April 2024). Dennoch war das Chance-Risiko-Verhältnis (Sharpe Ratio) beim MSCI World Small Cap auf lange Sicht besser:
zum 30. April 2024, in US-Dollar
MSCI World Small Cap | MSCI World | |
---|---|---|
Rendite in den vergangenen zehn Jahren | 6,56 % | 8,87 % |
Rendite seit 29.12.2000 | 8,33 % | 6,3 % |
Volatilität in den vergangenen zehn Jahren | 17,79 % | 14,98 % |
Maximaler Wertverlust (Maximum Drawdown | -61,35 % | -57,82 % |
Sharpe Ratio (seit 29.12.2000) | 0,43 | 0,36 |
Small-Cap-Aktien versus Large Cap-Aktien¹ | Überrendite von 2,7 % pro Jahr |
Quellen: Indexinformationsblätter
¹ Quelle: Global Investment Returns Yearbook 2023. Es handelt sich um ein arithmetisches Mittel aller Jahresrenditen in dem Zeitraum (keine geometrische Rendite).
Ein Investment in Small-Cap-ETFs kann also sinnvoll sein, wenn ihr die zusätzliche Kursschwankung mental aushalten könnt und auf eine höhere Rendite spekulieren wollt. Mehr dazu lest ihr in unserem Artikel zum Thema:
Welcher Small-Cap-Index ist am besten?
Welcher Small-Cap-Index am besten ist, lässt sich nicht pauschal sagen – schließlich gibt es zahlreiche Indizes, die durch unterschiedliche Zusammensetzungen und Gewichtungen für unterschiedliche Anlagestrategien geeignet sind.
Wenn ihr das Risiko reduzieren wollt, ist eine breite Streuung beim Investieren essenziell. Deshalb sind die folgenden Indizes aus unserer Sicht besonders interessant, weil sie relativ viele Aktien enthalten:
Welt-Indizes mit Small Caps (MSCI ACWI IMI oder FTSE All-World)
Diese Indizes listen neben großen und mittelgroßen Unternehmen auch Small Caps. Etwa sind im FTSE All-World 90 bis 95 % der Marktkapitalisierung aus knapp 50 Industrie- und Schwellenländern enthalten. Im MSCI ACWI IMI sind es sogar 99 %. Ihr investiert also automatisch in eine Vielzahl an kleinen Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern.MSCI World Small Cap
Dieser Index enthält eine breite Auswahl an Small Caps aus Industrieländern. Insgesamt sind es 4.130 Firmen aus 23 Ländern. Dabei unterliegt ihr weniger Klumpenrisiken als beim MSCI World. Der Index investiert also weniger konzentriert in einzelne Branchen, Unternehmen und Länder. Sollte sich ein „Klumpen“ schlecht entwickeln, seid ihr weniger betroffen.Russell 2000
Hier handelt es sich um einen reinen USA-Index. Enthalten sind 2.000 kleine Unternehmen. Der Index listet die 7 % kleinsten Firmen des Russell 3000, der wiederum 96 % des US-Aktienmarktes abbildet.MSCI USA Small Cap
Der Index enthält 1.765 Nebenwerte aus den USA. Diese stehen für 14 % der gesamten Marktkapitalisierung. Er enthält somit noch kleinere Unternehmen als der Russell 2000, aber insgesamt weniger Aktien.MSCI Europe Small Cap
Dieser Index investiert in rund 900 Nebenwerte aus 15 europäischen Ländern. Darunter ist auch Deutschland (9 % Anteil).MSCI Emerging Markets Small Cap
Dieser Index enthält circa 2.050 Aktien aus 24 Schwellenländern.
Und was ist mit Small Caps von Schwellenländern?
Natürlich könnt ihr auch in Small Caps von Schwellenländern investieren. ETFs mit entsprechenden Aktien haben aber relativ hohe Handelskosten, was die ETF-Rendite mindert.
Das zeigt ein Blick auf die Tracking-Differenz von Small-Cap-ETFs. Die Kennzahl misst den Unterschied zwischen der ETF- und der Indexperformance und gilt als gutes Maß für die ETF-Kosten. Bei ETFs mit Schwellenländer-Small-Caps ist die Tracking-Differenz deutlich höher als bei Industrieländer-Small Caps:
Den richtigen Small-Cap-ETF finden
Wenn ihr wisst, welche Indizes für euch infrage kommen, müsst ihr euch nur noch für einen ETF entscheiden.
Bei der ETF-Wahl sind zwei Kriterien besonders wichtig: die Kosten und die Fondsgröße.
- 1.
Fondsgröße: Kleine ETFs werden häufiger geschlossen. Dann müsst ihr das Geld versteuern und neu anlegen. Das bedeutet für euch höhere Steuern und Zusatzaufwand.
- 2.
Kosten: Kosten sind sichere Verluste. Deshalb sollten sie bei der Geldanlage möglichst gering sein.
Schauen wir also, welche Small-Cap-ETFs besonders groß und günstig sind.
Welcher Small-Cap-ETF ist am größten?
Hier seht ihr eine Liste mit den größten Small-Cap-ETFs:
Ihr seht: Es gibt eine reichliche Auswahl an Small-Cap-ETFs, die mehrere hundert Millionen oder sogar mehr als eine Milliarde Euro verwalten. Als Daumenregel gilt: Unter 100 Millionen Euro sollte das ETF-Vermögen nicht liegen, weil sonst eine Schließung wahrscheinlicher ist.
Welcher Small-Cap-ETF ist am günstigsten?
Schauen wir zuerst auf die Total Expense Ratio (TER), um die laufenden Kosten von Small-Cap-ETFs abzuschätzen. Diese Gesamtkostenquote, die die laufenden Kosten eines ETFs auf Jahresbasis misst, liegt bei Industrieländer-Small Caps meist über 0,3 % pro Jahr:
Besonders bei ETFs mit Schwellenländer-Small-Caps ist die TER relativ hoch. Oben haben wir bereits gesehen, dass auch die Tracking-Differenz für solche ETFs höher ist, also der Unterschied zwischen ETF- und Indexperformance. Daher kann es sinnvoller sein, einen ETF mit Small Caps aus Industrieländern zu wählen.
Welcher Small-Cap-ETF ist am besten?
Welcher Small-Cap-ETF der beste ist, lässt sich nicht pauschal sagen, weil die Wahl primär vom Index und eurer Strategie abhängt. Unsere Sternebewertung kann euch dabei helfen, die verfügbaren ETFs basierend auf den Kriterien Größe, Kosten und Alter einzuschätzen:
Welcher ETF auf den MSCI World Small Cap ist am besten?
Beim MSCI World Small Cap könnt ihr aktuell zwischen zwei ETFs wählen. Beide ETFs reinvestieren Dividenden (Thesaurierer), haben weit über 100 Millionen Euro Fondsvermögen und kaufen die Aktien, die im Index enthalten sind, physisch nach (physische Replikation).
Allerdings schneidet der iShares-ETF in puncto Kosten etwas besser ab: Die Kostenquote TER ist niedriger und die Tracking-Differenz war im Jahresschnitt der vergangenen fünf Jahre geringer:
Welcher ETF auf den MSCI Europe Small Cap ist am besten?
Auf diesen Index sind aktuell zwei ETFs verfügbar. Beide sind Thesaurierer, replizieren physisch und verwalten deutlich mehr als 100 Millionen Euro.
Der ETF von Xtrackers hat in den vergangenen Jahren allerdings etwas bessere Renditen erzielt: Seit Dezember 2015 liegt er insgesamt 4 Prozentpunkte vor dem jüngeren SPDR-ETF, der in jenem Monat aufgelegt wurde (Stand: Mai 2024).
Je höher die Performance, desto geringer die ETF-Kosten und/oder desto besser das ETF-Management. Hier seht ihr die jährliche Performance von ETFs auf den MSCI Europe Small Cap, sowie die Kostenquote TER und die Tracking-Differenz:
Fazit: Welcher Small-Cap-ETF ist der beste?
Small Caps sind Aktien von Unternehmen mit geringem Börsenwert. Ein Investment kann sinnvoll sein, wenn ihr bereit seid, höhere Kursschwankungen zu akzeptieren und auf eine höhere Rendite spekulieren wollt. Kleine Unternehmen gelten nämlich als riskanter und bieten daher das Potenzial für größere Gewinne.
Besonders interessant sind breit streuende Indizes mit Small Caps aus Industrieländern, da bei Small Caps aus Schwellenländern die Handelskosten (Spreads) die Rendite schmälern können.
Wenn ihr in Small Caps investieren möchtet, könnt ihr Welt-ETFs wie den MSCI ACWI IMI oder den FTSE All-World wählen. Eine Alternative ist der MSCI World Small Cap, der ausschließlich kleine Unternehmen aus 23 Industrieländern enthält. Falls ihr europäische Aktien stärker gewichten möchtet, ist der MSCI Europe Small Cap eine gute Alternative.
Unsere ETF-Listen mit Sternebewertung können euch dabei helfen, den besten Small-Cap-ETF für eure Bedürfnisse zu finden.
Häufige Fragen und Antworten
Ein Small-Cap-ETF kann sinnvoll sein, ist aber kein Muss. Die Kurse von Small-Cap-Aktien schwanken etwas kräftiger als die von großen Firmen. Dafür könntet ihr langfristig mit einer höheren Rendite entschädigt werden. Für risikobereite Anleger kann ein Investment in einen Small-Cap-ETF daher sinnvoll sein.
Ihr solltet in Small-Cap-ETFs investieren, die möglichst viele kleine Unternehmen enthalten. Das reduziert das Risiko. Besonders breit streuen ETFs auf den FTSE All-World, den MSCI ACWI IMI und den MSCI World Small Cap. Wenn ihr europäische Aktien in eurem Weltportfolio höher gewichten oder den hohen USA-Anteil reduzieren wollt, könnt ihr auf den MSCI Europe Small Cap setzen. Schwellenländer-Small-Caps sind weniger optimal, da die Handelskosten (Spreads) bei diesen Aktien relativ hoch sind.
Im MSCI World sind keine Small Caps. Der Index enthält nur große und mittelgroße Unternehmen (Large Caps und Mid Caps). Wollt ihr in Small Caps investieren, könnt ihr einen ETF auf den MSCI World Small Cap oder auf den MSCI ACWI IMI kaufen.
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