ETF Auswahl

ETF-Abkürzungen einfach erklärt: Das verraten die komplizierten ETF-Namen

Autor
Martin Gschwentner
Geprüft durch
Prof. Dr. Alexander Zureck
Letzte Aktualisierung
26. Okt. 2022

ETFs sollen Investieren unkompliziert machen? Begriffe wie iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) sprechen eine andere Sprache. Um die verwirrenden ETF-Namen zu entschlüsseln, solltet ihr die wichtigsten Abkürzungen im ETF-Bereich kennen. Wir stellen sie vor und verraten, welche Informationen ihr dem ETF-Namen entnehmen könnt.

Das Wichtigste auf einen Blick
  • Der ETF-Name besteht aus drei Teilen: (1) dem Anbieter, (2) dem Index und (3) zusätzlichen Angaben.

  • Die zusätzlichen Angaben/ Namenszusätze geben Auskunft über Aspekte wie die Ertragsverwendung, die Replikationsmethode oder regulatorische Details.

  • Nicht alle wichtigen Informationen über einen ETF stecken bereits im Namen – deshalb solltet ihr bei der Auswahl auch andere Ressourcen (beispielsweise das Fact Sheet) berücksichtigen.

Wie sind ETF-Namen aufgebaut?

Sehen wir uns zunächst die grundsätzliche Zusammensetzung eines ETF-Namens an. Als Beispiel nehmen wir – ganz willkürlich – den ETF Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF - EUR (C). Dessen Name setzt sich, genau wie bei jedem anderen ETF, grundlegend aus drei Teilen zusammen:

  • 1.

    Anbieter/ Fondsgesellschaft (in diesem Beispiel Amundi)

  • 2.

    Index (in diesem Beispiel MSCI Emerging Markets)

  • 3.

    Namenszusätze (in diesem Beispiel UCITS ETF - EUR (C))

Der Name aller ETFs setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: Dem Anbieter, dem Index und den Namenszusätzen

Punkte (1) und (2) sind einfach erklärt: Der (1) Anbieter Amundi ist die Fondsgesellschaft, die den ETF auf einen konkreten (2) Index anbietet. Die Indexbezeichnung kann ebenfalls verschiedene Abkürzungen enthalten.

Bei Punkt (3) wird es schon schwieriger: Die ergänzenden Angaben bzw. Namenszusätze können nämlich, je nach ETF, viele unterschiedliche Abkürzungen beinhalten. Was diese Begriffe bedeuten, erklären wir euch im folgenden Kapitel.

Das ABC der ETF-Namenszusätze

In den ergänzenden Angaben am Ende eines ETF-Namens stecken viele unterschiedliche Informationen – beispielsweise zur Ertragsverwendung, der Replikationsmethode, regulatorischen Details oder der Währung. Allerdings sind die hier verwendeten Bezeichnungen und deren Implikationen von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. In der Regel hilft ein Blick ins Fact Sheet eines ETFs, um diese Fragen zu klären.

Darüber hinaus enthält nicht jeder ETF-Name alle diese Angaben, der Name allein ist für die ETF-Auswahl also nicht ausreichend. Dennoch verrät der Name viel über den zugrundeliegenden ETF. Wir haben die wichtigsten Abkürzungen in unserem ABC kurz für euch zusammengefasst:

ACC

ACC steht für accumulating, also thesaurierend. Das bedeutet, dass der ETF seine Dividendenerträge automatisch wieder in den ETF reinvestiert. Welche Vor- oder Nachteile das bietet, lest ihr in unserem Artikel zum Thema:

C

C steht für Capitalisation. Dies bedeutete ebenfalls, dass es sich um einen thesaurierenden ETF handelt (siehe ACC).

D

D steht für distributing und ist das Gegenstück zu C: Hiermit sind ausschüttende ETFs gemeint – also solche, die Dividendenerträge nicht wieder automatisch reinvestieren, sondern sie an ihre Anleger:innen auszahlen. Mehr über Dividenden und deren Ausschüttungen erfährst du in diesem Artikel auf Enqome.

Dis(t)

Die Abkürzungen Dis und Dist stehen ebenfalls für distributing, und bezeichnen im Gegensatz zu ACC ausschüttende ETFs (siehe D).

DR

DR steht für Direct Replication, betrifft also die Indexreplikation. Dieser Namenszusatz weist auf eine physische Replikation hin, was bedeutet, dass der ausgewählte ETF die Wertpapiere aus dem Index auch wirklich einkauft. Das Gegenstück dazu ist das Kürzel SWAP.

EM

Die Abkürzung EM innerhalb des Indexnamen steht für Emerging Markets. Sie gibt an, dass es sich um einen Index handelt, der die Entwicklung von Aktien in Schwellenländern bzw. aufstrebenden Märkten abbildet.

ESG

ESG steht für Environmental, Social & Governance, also Umwelt, soziale Aspekte und Unternehmensführung. ESG-ETFs bauen Indizes nach, die sich auf Unternehmen konzentrieren, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Dabei geht es um Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Unternehmensführung.

Ähnliche Nachhaltigkeits-Kürzel sind SDG und SRI.

EUR

Hierbei handelt es sich um ein Währungskürzel. EUR bedeutet, dass die Handelswährung des ETFs Euro ist.

Ex

Der Begriff ex vor bestimmten Regionen oder Branchen gibt an, dass jene vom Index ausgeschlossen sind. Ein Index mit dem Zusatz ex financials enthält beispielsweise keine Banken und andere Finanzdienstleister, in einem Index, der mit ex Japan gekennzeichnet ist, sind keine japanischen Werte enthalten.

GBP

GBP ist ein Währungskürzel. Es gibt an, dass die Handelswährung des ETFs Britische Pfund sind.

GR

GR steht für Gross Return und gibt (ähnlich wie das Kürzel TR) an, dass ihr es hier mit einem Performance-Index zu tun habt. Heißt: Bei der Berechnung der Performance wird mit Brutto-Dividenden gerechnet – anfallende Quellsteuern werden nicht berücksichtigt (im Gegensatz zu ETFs mit den Kürzeln NR oder TRN).

Hedged

Wenn ein ETF den Namenszusatz Hedged trägt, bedeutet das, dass er währungsgesichert ist. Sprich: Der Wert eurer Fondsanteile wird von Schwankungen beim Wechselkurs zwischen eurer Währung als Anleger:innen und der Währung der im ETF enthaltenen Wertpapiere nicht beeinflusst (weder positiv noch negativ). Allerdings bezahlt ihr für diese zusätzliche Absicherung etwas mehr Gebühren, die sich in einer höheren Gesamtkostenquote (TER) niederschlagen.

IMI

IMI steht für Investable Market Index. Das Kürzel ist Teil der Indexbezeichnung und gibt an, dass jener Unternehmen jeder Größenkategorie abdeckt - ob klein, mittel oder groß. Der Index ist in dieser Hinsicht also breiter gestreut und enthält eine größere Vielfalt an Unternehmen.

Leveraged

Der Zusatz Leveraged gibt an, dass es sich um einen gehebelten ETF handelt. Das bedeutet, dass der ETF die Rendite des zugrundeliegenden Index um einen bestimmten Faktor vergrößert – der Faktor wird beispielsweise als 2x angegeben. Leveraged 2x bedeutet: Wenn der ETF um 5 % steigt, steigt der ETF um 10 %. Dasselbe gilt natürlich auch für Kursverluste, weshalb gehebelte sich ETFs eher für risikofreudige Anleger:innen eignen.

NR

NR steht für Net Return und gibt (ähnlich wie das Kürzel TRN) an, dass bei der Berechnung des Ertrags nur die Nettozinsen und -dividenden einfließen – im Gegensatz zu ETFs mit den Kürzeln TR und GR, bei denen Dividenden brutto ohne Abzug der Quellensteuer in den Index einfließen.

Short

Auch ETFs mit dem Zusatz Short sind eher etwas für erfahrenere Trader:innen. Damit sind ETFs gemeint, die auf fallende Kurse setzen, deren Kurs sich also spiegelverkehrt entwickelt: nimmt der Index um 5 % ab, gewinnt der ETF um 5 % hinzu.

SDG

SDG steht für Sustainable Development Goals. Bei diesen „Zielen für nachhaltige Entwicklung“ handelt es sich um 17 konkrete Ziele, die von den Vereinten Nationen aufgestellt wurden. Dazu zählen die Bekämpfung von Armut und Hunger, Gleichberechtigung und Umweltschutz. SDG-ETFs und ihre zugehörigen Indizes enthalten also die Aktien von Unternehmen, die sich für eines oder mehrere dieser Ziele einsetzen.

Ähnliche Nachhaltigkeits-Kürzel sind ESG und SRI.

SRI

SRI steht für Socially Responsible Investment, also sozial verantwortliches Investieren. ETFs mit diesem Zusatz bilden Indizes nach, die nur Aktien von Unternehmen enthalten, die bestimmte ethische, soziale und nachhaltige Kriterien erfüllen. Ausschlaggebend kann beispielsweise die Branche Unternehmen (z. B. Waffenhersteller), deren Grundwerte (z. B. der Umgang mit Mitarbeitenden) oder der Umwelteinfluss ihrer Produkte sein.

Ähnliche Nachhaltigkeits-Kürzel sind ESG und SDG.

SWAP

SWAP weist wie DR auf die Replikationsmethode des ETFs hin. Statt den Index physisch nachzubilden, also die im Index enthaltenen Werte auch wirklich nachzukaufen, sichern sich SWAP-ETFs die Indexrendite über ein Tauschgeschäft (einen sogenannten Swap) mit einer Bank. Sie werden auch als synthetisch replizierende ETFs bezeichnet.

TR

TR steht für Total Return und gibt (ähnlich wie das Kürzel GR) an, dass man es mit einem Performance-Index zu tun hat. Das bedeutet, dass bei der Berechnung der Performance angenommen wird, dass Gewinnerträge wie Dividenden zu 100 % wieder angelegt werden – anfallende Quellsteuern werden nicht berücksichtigt. Somit sieht die Entwicklung etwas besser aus als bei ETFs mit den Kürzeln NR oder TRN.

TRN

TRN steht für Total Return Net, also Netto-Gesamtertrag, und gibt (genau wie das Kürzel NR) an, dass man es mit einem Kursindex zu tun hat. Im Gegensatz zu ETFs mit den Kürzeln TR oder GR werden bei der Indexberechnung die Nettodividenden verwendet, die nach Abzug der Quellensteuern übrig bleiben.

UCITS

UCITS steht für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities. Im Deutschen ist der Begriff auch als OGAW-Richtlinie bekannt – Organismus für gemeinsame Anlage in Wertpapieren.

Es handelt sich um einen regulatorischen Hinweis zum Anlegerschutz in der EU. ETFs, die mit diesem Namenszusatz gekennzeichnet sind, müssen Anleger:innen gemäß einer EU-Richtlinie bestimmte Bedingungen erfüllen (sich beispielsweise an eine Obergrenze der Gewichtung einzelner Aktien halten) und gewisse Pflichtinformationen (beispielsweise Jahres- und Halbjahresberichte) vorlegen. Mit UCITS-ETFs investiert ihr also in ETFs, die nach EU-Standards rechtssicher sind.

USD

USD ist ein Währungskürzel. Es gibt an, dass die Handelswährung des ETFs US-Dollar sind.

Namenszusätze bei Anleihen-ETFs

Neben diesen Zusätzen von Standard-ETFs gibt es noch einige Abkürzungen und Begriffe, die ihr nur bei Anleihen-ETFs finden werdet. Dazu zählen;

1-3, 3-5

Jahresangaben wie 1-3 oder 1-3yr geben Auskunft über die Restlaufzeit der Anleihen, die im Index enthalten sind. 1-3 bedeutet beispielsweise, dass im ETF nur Anleihen enthalten sind, deren Fälligkeit mindestens ein, höchstens aber drei Jahre in der Zukunft liegt.

Aggregate Bond

Es handelt sich um einen ETF, der sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen enthält.

Corporate/ Corp Bond

Es handelt sich um einen ETF, der Unternehmensanleihen enthält.

Covered Bond

Hierbei handelt es sich um Pfandbriefe, also festverzinsliche Wertpapiere, die von einer Pfandbriefbank oder Hypothekenbank ausgegeben werden.

Government/ Gov Bond/ Govt Bond

Diese Begriffe geben an, dass es sich um einen ETF handelt, der Staatsanleihen enthält.

High Yield

Dieses Kürzel bedeutet, dass der ETF Anleihen mit einer vergleichsweise hohen Verzinsung enthält – das Risiko, dass der Herausgeber künftig zahlungsunfähig wird, ist allerdings auch deutlich größer.

Inflation linked

Hierbei handelt es sich um inflationsgeschützte Anleihen, die euch als Anleger:innen Schutz vor dem Inflations­risiko bieten. Sie passen ihre Verzinsung an die Inflationsrate an.

Investment Grade

Investment Grade ist eine Art Gütesiegel, die Anleihen mit höchster Bonität erhalten. Dazu zählen Wertpapiere, die von Ratingagenturen die Noten AAA, AA, A oder BBB erhalten.

Liquid

Wörtlich übersetzt flüssig – damit sind Anleihen gemeint, die häufig am Markt gehandelt werden und Anleger:innen somit große Flexibilität versprechen, was Kauf und Verkauf angeht.

Treasury

Auch beim Begriff Treasury handelt es sich um Staatsanleihen – und zwar ganz konkret um US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 10 Jahren.

Fazit

Die Namen von ETFs können auf den ersten Blick recht verwirrend sein, doch sobald ihr die wichtigsten Abkürzungen versteht, könnt ihr die meisten davon schnell entziffern. Alle Namen folgen der gleichen Struktur, weshalb ihr ETF-Anbieter und Index schnell identifizieren könnt. Andere Merkmale könnt ihr mithilfe unseres Begriff-ABCs identifizieren.

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Martin schrieb schon im Studium über Finanzthemen: Seine Masterarbeit verfasste er über die Geschichte amerikanischer Zentralbanken, später forschte er zum Thema Wahlkampffinanzierung. Privat investiert er seit mehreren Jahren in ETFs und Aktien. Heute lebt er in London und arbeitet als freier Texter in den Bereichen Technologie und Finanzen.
Geprüft durch: Prof. Dr. Alexander Zureck
Alexander ist Professor für Banking & Finance an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management und freiberuflich als Coach und Consultant tätig. In seiner Lehre und Forschung befasst er sich mit den wichtigsten Themen zu Finanzierung und Investition, wobei ein Schwerpunkt auf der Finanzbildung liegt. Bei Zendepot stellt er sicher, dass sich keine Fehler oder Ungenauigkeiten in die Artikel einschleichen.
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