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Was sind ETFs? [ETF-Guide #1]

Autor
Holger Grethe
Letzte Aktualisierung
22. Jan. 2017

Im ersten Kapitel dieses Guides erfährst du, was ETFs sind und wie sie funktionieren.

Was sind ETFs?

Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund, was mit börsengehandelter Indexfonds übersetzt werden kann.

Doch was ist überhaupt ein Indexfonds?

Ein Börsenindex bildet die Wertentwicklung ausgewählter Wertpapiere ab, zum Beispiel von Aktien oder Anleihen.

Investmentfonds wiederum bündeln das Geld vieler Anleger und investieren es in eine Vielzahl von Wertpapieren.

Indexfonds investieren demnach in die Wertpapiere eines bestimmten Index (beispielsweise in den DAX, den wichtigsten deutschen Aktienindex).

Der Wert eines Indexfonds entwickelt sich also in Abhängigkeit vom Verlauf des zugrunde liegenden Index.

Anders als bei klassischen Investmentfonds wird der Preis von ETFs fortlaufend berechnet.

Damit sind ETFs an der Börse handelbar wie Aktien und können jederzeit gekauft und verkauft werden.

Um die Funktionsweise von ETFs zu verstehen, solltest du die folgenden Begriffe kennen:

Die Nachbildung des Index

Es gibt zwei Wege, wie ein ETF die Wertentwicklung seines Referenz-Index nachbilden kann:

1. Durch physische Replikation

Hierbei werden entweder alle Wertpapiere eines Index gekauft. In diesem Fall handelt es sich um einen voll replizierenden ETF.

Alternativ hält der ETF nur die Einzeltitel eines Index, die für dessen Wertentwicklung maßgeblich sind. Diese Variante wird als Sampling-Methode bezeichnet.

Es gibt aber noch einen anderen Weg, wie ein ETF seinen Index nachbilden kann:

2. Durch synthetische Replikation

Bei synthetischen ETFs wird ein Portfolio aus Wertpapieren gebildet, dessen Inhalt mit dem des Index wenig gar bis gar nichts zu tun haben muss.

Die Wertentwicklung dieses sogenannten Trägerportfolios wird nun mittels eines Tauschpartners, meistens einer Bank, gegen die eigentliche Wertentwicklung des nachzubildenden Index getauscht.

Dieses Tauschgeschäft wird SWAP genannt. Synthetische ETFs werden daher auch als SWAP-ETFs bezeichnet.

Unabhängig von der Replikationsart versuchen ETFs, die gleiche Rendite wie der Index zu liefern.

Da dies aus diversen Gründen nicht zu 100 Prozent funktionieren kann, kommt es zu …

Abweichungen vom Index

Das Maß der Abweichung lässt sich auf zwei Wegen deutlich machen. Zum einen durch die …

1. Tracking-Differenz

Mit der Tracking-Differenz wird die Abweichung der Wertentwicklung des ETF von der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index beschrieben.

Tracking-Differenz - Beispiel

Im Jahr X beträgt die Rendite des Index Y genau 10 Prozent. Ein ETF Z auf den Index Y liefert aber nur 8,7 Prozent Rendite. Die Tracking-Differenz beträgt in diesem Fall 1,3 Prozentpunkte (nicht Prozent!)

Das Performance-Defizit ergibt sich in der Praxis schlicht daraus, dass ein ETF im Gegensatz zum Index Kosten und Gebühren tragen muss.

Von der Tracking-Differenz zu unterscheiden ist der …

2. Tracking-Fehler

Beim Tracking-Fehler (engl. tracking error) handelt es sich um die aufs Jahr bezogene Standardabweichung der täglichen Rendite-Differenzen zwischen Index und ETF.

Der Tracking-Fehler misst somit die Schwankungsbreite (Volatilität) der Performance-Unterschiede von Index und ETF.

Je kleiner der tracking error, desto genauer gelingt dem ETF die Nachbildung seines Index.

Was allerdings keine Aussage über die Performance des ETF zulässt. Denn diese kann tageweise auch im positiven Sinne vom Index abweichen.

Schauen wir uns nun an …

Wie ETF-Anteile entstehen

Wenn Privatanleger ETF-Anteile über ihren Online-Broker kaufen bzw. verkaufen (siehe Kapitel 5 – ETFs online kaufen), geschieht hinter den Kulissen folgendes:

Im sogenannten Creation-Redemption-Prozess (auf deutsch: Ausgabe-Rücknahme-Prozess) kommt es zum Tausch von Wertpapieren gegen ETF-Anteile und umgekehrt.

Bei der Ausgabe (creation) liefern Börsenmakler Wertpapiere an die Fondsgesellschaft und erhalten im Gegenzug ETF-Anteile, die damit dem Handel zur Verfügung stehen.

Bei der Rücknahme (redemption) wiederum geben die Börsenmakler ETF-Anteile an die Fondsgesellschaft zurück.

Im Gegenzug erhalten sie Wertpapiere aus dem Fondsvermögen, die dann an der Börse zum Handel angeboten werden können.

Der beschriebene Tausch-Prozess ist äußerst …

Wichtig für die Preisbildung

Denn fände der Creation-Redemption-Prozess nicht statt, wäre der Preis von ETF-Anteilen im Tagesverlauf abhängig von Angebot und Nachfrage.

Der Kurs eines ETF soll aber den Wert des zugrunde liegenden Index widerspiegeln und nichts anderes.

Da in der Regel mehrere Börsenmakler über die Preisbildung eines ETF wachen, kommt es normalerweise nicht zu nennenswerten Abweichungen zwischen ETF- und Index-Wert.

Was unterscheidet ETFs von klassischen Investmentfonds?

Das Fondsmanagement eines ETF verfolgt das Ziel, die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index möglichst genau abzubilden.

Da keine aktiven Anlageentscheidungen getroffen werden, bezeichnet man diesen Managementstil als passiv.

Bei klassischen Fonds versucht das Fondsmanagement hingegen, die Wertentwicklung des Vergleichsindex möglichst deutlich zu übertreffen.

Dazu trifft der Fondsmanager aktive Anlageentscheidungen. Er kauft und verkauft also Wertpapiere nach eigenen Kriterien.

Da ETFs ihren Vergleichsindex möglichst genau abbilden sollen, ist eine geringe Abweichung zwischen ETF und Index ein wichtiges Qualitätsmerkmal (siehe Tracking-Differenz und Tracking Fehler).

Klassische Fonds wiederum wollen genau das Gegenteil erreichen und ihren Vergleichsindex übertreffen.

Die Qualität des Fondsmanagements bemisst sich demnach daran, ob und in welcher Höhe eine Überrendite (Outperformance) erwirtschaftet wurde.

ETFs sind günstiger

ETFs und aktiv gemanagte Fonds unterscheiden sich in einem weiteren wesentlichen Punkt: bei den Kosten.

Bei klassischen Fonds wird beim Kauf von der Fondsgesellschaft häufig ein sog. Ausgabeaufschlag als Vertriebsprovision erhoben.

Ausgabeaufschlag - Beispiel

Investiert ein Anleger 100€, erhält er bei einem Fond mit einem Ausgabeaufschlag in Höhe von 5 Prozent nur Anteile im Wert von 95€.

Ein Ausgabeaufschlag wird bei ETFs nicht erhoben. Von größerer Bedeutung ist allerdings die …

Deutlich geringere Verwaltungsgebühr bei ETFs

Europäische Aktien-ETFs haben eine Kostenquote – auch Total Expense Ratio oder TER genannt – von durchschnittlich 0,4 Prozent pro Jahr.

Diese liegt bei aktiv gemanagten Fonds deutlich höher und beträgt im Mittel 1,3 Prozent für europäische Fondsdomizile.

Transaktionskosten (also Kosten, die bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfallen) entstehen dem ETF nur bei Änderungen der Indexzusammenstellung.

Im Vergleich verursachen aktiv gemanagte Fonds durch das häufige Handeln von Wertpapieren (turnover) höhere Transaktionskosten.

In einer 2013 veröffentlichte Studie wurden diese mit durchschnittlich 1,44 Prozent beziffert.

Diese Handelskosten werden in der TER nicht berücksichtigt, mindern aber das Fondsvermögen.

Mehr Kosten, weniger Rendite

Unter dem Strich entsteht dem Anleger bei klassischen Aktienfonds einRenditeverlustvon schätzungsweise2-3 Prozentpro Jahr.

Warum ETFs aktiv gemanagte Fonds schlagen

Dass ETFs auf lange Sicht besser abschneiden als klassische Investmentfonds, haben wir bereits gesehen.

Noch einmal zur Erinnerung:

Auf Sicht von 10 Jahren schneiden 99 von 100 klassischen Investmentfonds mit amerikanischen Aktien schlechter ab als ihr Vergleichsindex S&P 500 (siehe „SPIVA Europe Scorecard Mid-Year 2016“).

Doch warum ist das so?

Zum einen, weil die meisten Fondsmanager am Index kleben.

Tendenziell gilt: je größer das Fondsvolumen, desto enger korrelieren klassische Fonds mit ihrem Vergleichsindex (Benchmark).

Das macht eine Überrendite im Vergleich zum Index schon einmal wenig wahrscheinlich.

Der entscheidende Faktor ist aber ein anderer …

Die Kosten machen den Unterschied

Ganz allgemein haben Kosten einen großen Einfluss auf die Performance von Fonds:

Je geringer die Kosten, desto höher die zu erwartende Rendite.

Aktive gemanagte Fonds verursachen höhere Kosten, was ihr Zurückbleiben hinter der Indexrendite erklärt.

Besser also man investiert direkt in den Index – mit einem sparsamen ETF.

Natürlich kosten auch Indexprodukte Geld. Da könnte man auf den Gedanken kommen …

Warum nicht direkt in Aktien investieren und sich auch die Kosten für ETFs sparen?

Die Vorteile von ETFs gegenüber der Investition in einzelne Aktien

Vor allem diese drei Gründe sprechen für ETFs und gegen ein direktes Investment in Aktien:

1. Bessere Risikostreuung

Bereits mit einem Fondsanteil investieren Anleger mit einem ETF in alle Wertpapiere des zugrunde liegenden Index.

Selbst wenn einzelne Wertpapiere stark an Wert verlieren oder durch eine Pleite des betreffenden Unternehmens sogar wertlos werden …

…können diese Verluste durch andere Wertpapiere aufgefangen werden, die sich positiv entwickelt haben.

Mit der Investition in einen ETFs erreicht man automatisch ein gewisses Maß an Risikostreuung (Diversifikation).

Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist somit kaum möglich.

2. Geringere Transaktionskosten

Abhängig vom Index ist es bereits mit einem ETF-Anteil möglich, in 100, 200, 1.000 und mehr Unternehmen zu investieren.

Wollte man sich ein ähnlich breit diversifiziertes Portfolio mit einzelnen Aktien zusammen stellen, würden dafür immense Transaktionskosten fällig.

Vom Verwaltungsaufwand für solch ein Depot mal ganz abgesehen …

3. Weniger Zeitaufwand

Wer langfristig passiv in ein Portfolio mit Indexfonds investiert, braucht hingegen nur wenig Zeit für die Depotführung aufzuwenden.

Aufwendige Recherchen sowie der Zwang, ständig Börsennachrichten oder Aktienkurse verfolgen zu müssen, entfallen.

ETFs sind damit das ideale Anlageprodukt für alle, die sich nicht ständig mit ihrem Depot beschäftigen wollen.

Noch einmal in aller Kürze

Der folgende Screencast fasst das bisher Gesagte noch einmal zusammen:

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Autor: Holger Grethe
Holger hat Zendepot Anfang 2013 gegründet und dort als einer der ersten deutschen Blogger regelmäßig über passives Investieren mit ETFs und weitere Finanzthemen informiert. Im Juni 2021 beschloss Holger, das Projekt Zendepot für sich abzuschließen, um sich auf sein Kerngeschäft, die eigene Praxis, zu konzentrieren. Die Beiträge von Holger können jedoch weiterhin im Zendepot-Blog abgerufen werden.
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